Ingolstadt (epd). Mit einem Festgottesdienst ist am Sonntag in Ingolstadt das 175. Jubiläum der Matthäuskirche begangen worden. In seiner Festpredigt betonte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dass das Jubiläum ein Tag der großen Dankbarkeit sei. "Dankbarkeit für all den Segen, der von dieser Kirche, für diese Gemeinde und für die ganze Stadt ausgegangen ist", sagte laut Predigttext Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Während die protestantische Kirche bei ihrer Entstehung im katholischen Bayern noch ein "Zankapfel" gewesen war, der für konfessionelle Konflikte gesorgt habe, sei sie längst für viele Menschen zahlreicher Generationen zu "einem Ort der Gemeinschaft, zu einem Ort der Lebensfreude, zu einem Ort des Segens, zu einem Ort der Heilung" geworden, der ihnen wichtig sei und Kraft gebe, sagte Bedford-Strohm. "Diese Geschichten der Trauer, des Trostes und des neuen Lebensmutes sind in die 175 Jahre alten Mauern dieser Kirche eingeschrieben."

Mit Dankbarkeit zurückblicken könne man auch auf "einen evangelischen Leuchtturm in der Diaspora", der längst zu einem Ort ökumenischer Geschwisterlichkeit geworden sei, sagte er. Als Beispiel nannte er unter anderem den gemeinsam gestalteten Schöpfungsgarten auf der Landesgartenschau mit seinen ökumenischen Mittagsandachten. "Es ist ökumenische Geschwisterlichkeit, die das Zusammenleben der Konfessionen hier prägt", sagte der Landesbischof.

Eingeweiht wurde die Matthäuskirche am 15. November 1846. Das Bauprojekt wurde damals durch die Anwesenheit vieler evangelischer Soldaten in der Garnisonsstadt angestoßen. Grund für das Zerwürfnis der Protestanten mit dem bayerischen König Ludwig I. war damals der "Kniebeugeerlass" vom Jahr 1838. Danach mussten auch die protestantischen Soldaten bei der Fronleichnamsprozession und in den Gottesdiensten vor dem Allerheiligsten eine Kniebeuge machen. Das machten die Protestanten nicht mit. Sie verklagten den König. 1845 wurde der Erlass aufgehoben.

Die Ingolstädter entschieden daraufhin, ihre neue Kirche nicht "Ludwigskirche" zu nennen. Bis in 20. Jahrhundert firmierte sie unter dem Namen "Stadtpfarrkirche". Erst als eine weitere evangelische Kirche erbaut wurde, erhielt sie den Namen "St. Matthäus". Erbaut wurde die neugotische Matthäuskirche 1845 von Architekt Karl Heideloff. Die Backsteinarchitektur und die Einturm-Fassade prägen bis heute den Platz rund um die Schrannenstraße. Mit der Innenrestaurierung im Jahr 1960 durch den Münchner Architekten Olaf Gulbransson wurden die bunten Chorfenster von Arno Bromberger eingebaut. Die französische Barockorgel mit 36 Registern von Gaston Kern stammt aus dem Jahr 1994 und gilt als singulär im bayerischen Raum.