Im unterfränkischen Geroldshausen im Kreis Würzburg wird an diesem Sonntag ab 11 Uhr der Deportation jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger vor 80 Jahren gedacht. An der Gedenkveranstaltung nehmen unter anderem auch der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, und Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, teil, teilte die Gemeinde mit. Geroldshausen war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil auf dem dortigen Kriegerdenkmal auch der Name eines KZ-Arztes stand.

Geroldshausen hatte im 19. Jahrhundert ein florierendes jüdisches Gemeindeleben - im Jahr 2817 waren 74 der 233 Dorfbewohner jüdischen Glaubens. Ihr Anteil an der Bevölkerung sank zwar schon vor der NS-Herrschaft deutlich, aber auch 1933 lebten noch neun Jüdinnen und Juden dort. Mit der Deportation von Abraham Maier, Salomon Bierig, Theresa Bierig und Emma Maier im Jahr 1942 endete die mehr als 600-jährige gemeinsame Geschichte jüdischer und nichtjüdischer Menschen in der kleinen Gemeinde. An diese vier Opfer soll am Sonntag besonders erinnert werden.

Die Gemeinde hatte im Jahr 2020 beschlossen, sich am "DenkOrt Deportationen" in Würzburg zu beteiligen

Das Besondere an dem Gedenkort ist: Auf dem Platz vor dem Würzburger Hauptbahnhof stehen verschiedene Gepäckstück-Skulpturen, jede steht für Deportierte aus einer unterfränkischen Gemeinde. Jeweils ein "Duplikat" dieser Gepäckstücke ist in den Heimatgemeinden der Menschen im öffentlichen Raum installiert. So wird zentral in Würzburg an die Opfer der Deportationen aus den Jahren 1941 bis 1944 erinnert, aber auch in den früheren Wohnorten der NS-Opfer.

Mit der Aufarbeitung der eigenen NS-Geschichte tat sich die Gemeinde allerdings schwerer. Auf dem Denkmal stand in der Liste der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges ein umstrittener Name: Dr. Eduard Wirths. Der 1909 geborene Wirths war SS-Mitglied, ab 1942 KZ-Arzt, zuerst in Dachau, später in Auschwitz. Er war Vorgesetzter von Josef Mengele, selektierte Häftlinge selbst oder organisierte die Selektionen und war so an ihrer Ermordung in Gaskammern beteiligt. Nach großem öffentlichen Druck hatte die Gemeinde schließlich im April 2021 entschieden, die Inschrift zeitnah zu entfernen.