Volkach (epd). Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat dem verstorbenen Theologen, Autor und Pädagogen Arnulf Zitelmann (1929-2023) posthum den 1994 verliehenen Großen Preis wieder aberkannt. Hintergrund für die Aberkennung sind die schweren Missbrauchsvorwürfe gegen Zitelmann, die vergangene Woche in der Wochenzeitung "Die Zeit" erhoben wurden, wie die Akademie am Montag in Volkach mitteilte. Diese seien "mittlerweile durch Entschädigungsleistungen" auch bestätigt worden.

Zitelmanns jüngste Tochter erhebt bereist seit langem Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen ihren Vater. Der Beschuldigte war Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Laut "Zeit"-Recherche soll er jahrelang seine Tochter missbraucht haben. Diese spricht in dem Bericht von einem 25-jährigen Kampf mit der EKHN um die Anerkennung des Missbrauchs, an dessen Ende eine Anerkennungsleistung in Höhe von 130.000 Euro gezahlt worden sei. Die Landeskirche wollte zu den Details keine Stellung nehmen.

Der 1929 geborene Zitelmann war im Juli 2023 im Alter von 94 Jahren gestorben. Zuletzt lebte er in Ober-Ramstadt bei Darmstadt. Er war in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren Pfarrer in Frankfurt am Main, in Herborn und Messel. Später arbeitete er als Religionslehrer in Darmstadt, bevor er sich auf das Schreiben von Kinderbüchern konzentrierte. Seine mehrfach ausgezeichneten Bücher erreichen eine Millionen-Auflage. Zudem veröffentlichte er 1973 eine "Didaktik der Sexualerziehung".

Die Akademie für Kinder- und Jugendliteratur teilte weiter mit, Zitelmann habe 1994 den Großen Preis für seine "unbestreitbaren Verdienste um die historische Kinder- und Jugendliteratur" erhalten. Man sei aber nicht nur der Förderung der Literatur, "sondern auch der Fürsorge für die jugendlichen Leserinnen und Leser in besonderem Maße verpflichtet". Eine Auszeichnung beziehe sich auch auf die "moralische und pädagogische Integrität" der Autoren. Daher habe man Zitelmann den Preis aberkannt.

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