Augsburg (epd). Das Jüdische Museum Augsburg bekommt eine neue Leiterin. Die 36-jährige Carmen Reichert werde am 1. Mai 2022 die Direktion des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben übernehmen, teilte das Museum am Mittwoch mit. Die Literaturwissenschaftlerin, Historikerin und Pädagogin kehre in ihre Geburtsstadt Augsburg zurück. Sie ist Nachfolgerin von Barbara Staudinger, die nach Wien geht.

Reichert erklärte, sie könne mit der neuen Aufgabe zwei ihrer Arbeitsschwerpunkte vereinen. Während ihres Studiums habe sie als freie Journalistin unter anderem für die Augsburger Allgemeine, das dpa Landesbüro München und verschiedene jüdische Medien gearbeitet. 2018 wechselte sie an die Universität Augsburg, wo sie ein interdisziplinäres und internationales Projekt zu jüdischen Sprachdebatten im frühen 20. Jahrhundert koordinierte. Zurzeit unterrichtet sie an der LMU München jiddische Literatur und arbeitet bei der Europäischen Janusz-Korczak-Akademie unter anderem am Ausstellungsprojekt "Mit Davidstern und Lederhose".

Wichtig sei ihr, jüdisches Leben in der Vergangenheit und heute in seiner Vielfalt und seinen Widersprüchen darzustellen, sagte Reichert. "Aus weit über tausend Jahren schwäbisch-jüdischer Geschichte lassen sich unglaublich viele spannende Geschichten erzählen, die auch uns immer wieder überraschen".

Ein besonderes Anliegen ist Reichert die Wiederentdeckung des hebräischen und jiddischen Buchdrucks in Augsburg, der heute nur noch Wenigen bekannt sei. Die Geschichte der jüdischen Buchdruckerei in Augsburg führe besonders deutlich vor Augen, dass jüdische und allgemeine Geschichte untrennbar verbunden sind: "Die Illustration des Augsburger Arba‘a Turim, einer wichtigen religiösen Schrift, übernahm niemanden Geringeres als Hans Holbein der Jüngere", so Reichert.