Würzburg (epd). Das Würzburger Psychologenpaar Alexandra und Wolfgang Lenhard hat gemeinsam eine Software zur Unterstützung bei ADHS-Diagnosen entwickelt. Seit wenigen Tagen sei das Programm mit dem Namen "ADHS-Test 6-12" auf dem Markt, wie die Universität Würzburg am Dienstag mitteilte. Die Software soll "keineswegs die diagnostische Freiheit" von Psychiatern beschränken, sondern die Diagnostik verbessern. Die Diagnose ADHS fuße bis heute hauptsächlich "auf subjektiven Eindrücken von Eltern oder Lehrkräften".

Laut dem Psychologenpaar liege die Fehldiagnose-Quote bei ADHS aktuell bei etwa 15 Prozent. "Wir glauben, dass wir diese Rate durch unser Verfahren deutlich verringern können", erläuterte Alexandra Lenhard. ADHS-Medikamente sollten nur dort zum Einsatz kommen, wo sie wirklich gebraucht werden. Fehlerhafte Diagnosen und daraus dann folgende Medikationen könnten nämlich dazu führen, dass "die wahren Ursachen für eine Verhaltensauffälligkeit im Dunkeln bleiben" und nicht angemessen behandelt werden können, sagte sie.

"ADHS-Test 6-12" arbeite mit Reaktionsaufgaben. Bei der ersten Aufgabe würden auf dem Bildschirm je sechs Pfeile eingeblendet, die in dieselbe Richtung zeigen. Dann erscheine ein siebter Pfeil - zeige dieser nach links, muss die linke Taste gedrückt werden, zeige er nach rechts, muss man rechts drücken. Die Aufgabe müssten die Kinder 100 Mal machen. Jungs bekämen eine zweite Aufgabe: Sie müssen eine Taste drücken, sobald ein Symbol auf dem Bildschirm erscheint. Nur bei zwei bestimmten Symbolen darf nicht gedrückt werden.

Wolfgang Lenhard erläuterte die Funktionsweise: "Bereits vor mehreren Jahren hatten wir festgestellt, dass das Antwortverhalten bezüglich solcher Aufgaben bei Kindern mit ADHS extrem von dem nicht betroffener Kinder abweicht." Die Aufgaben sind optisch sehr einfach gehalten. Denn bei reizarmen Aufgaben ließen sich Kinder mit ADHS besonders stark ablenken. Das führe dann dazu, dass Kinder mit ADHS im Gegensatz zu nicht betroffenen Kindern "immer wieder extrem lange Reaktionszeiten" oder komplette Aussetzer hätten.

Die Software füge die Ergebnisse der Reaktionszeittestung am Computer mit den Aussagen von Eltern und Lehrkräften aus Fragebögen zusammen, werte sie aus und setze sie zueinander ins Verhältnis. Weiche einer der drei Bereiche drastisch von den anderen beiden ab, markiere die Software das Ergebnis als nicht eindeutig und empfehle eine genauere Überprüfung.

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