München (epd). Das Judentum in Deutschland sollte nach Auffassung des Zentralratspräsidenten der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nicht auf die Jahre 1933 bis 1945 eingeengt werden. Die Juden seien in dieser Zeit "nicht einfach vom Himmel gefallen", sondern hätten eine lange Vorgeschichte in Deutschland, sagte Schuster am Dienstag bei der digitalen Präsentation der Publikation "Jüdisches Leben in Deutschland" im Münchner Presseclub. Die lange und prägende Geschichte der Juden in Deutschland sollte daher im Schulunterricht neben den Themenbereichen Holocaust und Verfolgung einen größeren Stellenwert erhalten.

Die jüdische Geschichte dürfe nicht allein als "Verfolgungsgeschichte" gesehen werden, wie der Direktor der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildung, Rupert Grübl, ergänzte. Jüdisches Leben habe es in großer Vielfalt vor und nach der Shoa gegeben, betonte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle.

Die neue Publikation, die von der Landeszentrale gestaltet wurde, wolle deshalb das jüdische Leben in Deutschland darstellen und ein Mosaikstein sein, um mit diesem Thema die Breite der Bevölkerung zu erreichen, sagte der in Würzburg lebende Schuster. Für ein vertieftes Verständnis und ein positives Bild des Judentums hat Schuster zufolge mit großem Erfolg das Festjahr "1700 Jahre Judentum in Deutschland" beigetragen. Wegen Corona werde dieses Jubiläumsjahr bis Juli 2022 verlängert.

Um jüdisches Leben zu Wort kommen zu lassen, finden sich in der Publikation ausschließlich Beiträge von Mitgliedern der jüdischen Gemeinden. Zu den Autoren und Autorinnen und Interviewpartner zählen der Historiker Professor Michael Brenner, der Pädagoge und Autor Levi Israel Ufferfilge, die Schriftstellerin Mirna Funk, die Filmemacherin Alexa Karolinski, der Musiker Gil Ofarim oder die Fotografin Gesche-M. Cordes.