München (epd). Der Stadtrat von München sieht keine Möglichkeit, das Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Gründers Roger Waters in der Olympiahalle am 21. Mai zu verbieten. Dem Stadtrat lag bei seiner Sitzung am Mittwoch ein Rechtsgutachten vor, nachdem er über eine Absage des Waters-Konzerts nicht abstimmen könne. Dies habe die rechtliche Prüfung des Rathauses und der Regierung von Oberbayern ergeben, teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit.

Man sehe "keine rechtssichere Möglichkeit, die Zulassung zu der öffentlichen Einrichtung zu versagen", hieß es in der Stellungnahme. "Ich will ihn hier nicht haben, aber wir müssen es jetzt ertragen", sagte Reiter. Gerade in der früheren "Hauptstadt der Bewegung" der Nationalsozialisten und in unmittelbarer Nähe zum Tatort des Olympia-Attentats von 1972 halte er es für "unsäglich", einen solchen Künstler auftreten zu lassen.

"Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für die jüdische Gemeinschaft und für alle, die sich für ein respektvolles und tolerantes Zusammenleben einsetzen", reagierte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, auf die Entscheidung. Die staatlichen Stellen hätten eine Chance vertan, den vielen Absichtserklärungen gegen Antisemitismus konkrete Taten folgen zu lassen. Sie erwarte, so Knobloch, dass das für den Konzerttag angekündigte Gegenprogramm der Stadt zügig konkretisiert werde.

Die Überlegung, die rechtlichen Grundlagen so zu verändern, dass die Stadt Akteuren wie Waters keine Bühne mehr bieten muss, nannte Knobloch "richtig und überfällig". Hier müsse sich schnell etwas tun, "sonst steht uns das Problem bald erneut ins Haus".

Der britische Sänger Roger Waters, dem israelfeindliche Äußerungen vorgeworfen werden, hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass er gegen geplante Konzertabsagen in Frankfurt am Main und München vorgehen werde. Im Februar hatten die Hessische Landesregierung und der Magistrat der Stadt Frankfurt angekündigt, das für den 28. Mai geplante Konzert von Waters in der Frankfurter Festhalle abzusagen. Grund sei das "anhaltend israelfeindliche Auftreten" des Mitgründers der Rockgruppe Pink Floyd, schrieb die Stadt am 24. Februar auf ihrer Homepage. Mehrfach habe Waters einen kulturellen Boykott Israels gefordert und Vergleiche zum früheren Apartheidregime Südafrikas gezogen.

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