München, Salzburg (epd). In der Affäre um die stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, hat der österreichische Plagiatsjäger Stefan Weber bestätigt, von dem rechtspopulistischen Portal "Nius" mit einem Gutachten beauftragt worden zu sein. Allerdings sei der Erstkontakt zu dem Thema von ihm selbst ausgegangen, teilte Weber am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit.

Der "Spiegel" hatte am Montag zuerst über die Beauftragung Webers durch "Nius" berichtet. Der Salzburger Kommunikationswissenschaftler sagte dem epd, "Nius" habe ihn "wenige Tage vor Weihnachten" im vergangenen Dezember mit dem Gutachten beauftragt. Für die Erstellung habe er "einen vierstelligen Betrag in der unteren Region" erhalten. Die Arbeit an dem Gutachten sei noch nicht abgeschlossen.

Laut einer Stellungnahme der SZ vom Montag stellte Weber "Plagiatsfragmente" in der Dissertation von Föderl-Schmid fest. Die Journalistin habe daher die Universität Salzburg gebeten, ihre Promotionsschrift zu prüfen. Zugleich beauftragte die SZ eine externe Kommission, die ihre journalistischen Arbeiten untersuchen soll. Föderl-Schmid werde sich bis zum Abschluss der Prüfungen aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen, erklärte die Zeitung.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall das Portal "Medieninsider", das am 18. Dezember vergangenen Jahres unter Berufung auf eigene Recherchen mittels Plagiatssoftware erstmals über mangelhafte Quellentransparenz in journalistischen Texten Föderl-Schmids berichtet hatte. Nach eigenen Angaben hatte Weber "Medieninsider" daraufhin kontaktiert und später auch die Erstellung eines Gutachtens vorgeschlagen. Allerdings sei dort "kein Budget" vorhanden gewesen, weshalb er seine Arbeit anschließend "Nius" angeboten habe.

Das rechtspopulistische Medienportal "Nius" startete im Juli vergangenen Jahres und wurde vom ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt und dem Medienunternehmer Frank Gotthardt gegründet.

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