München (epd). Der homosexuelle serbisch-deutsche Künstler Nikola Saric hat im Fernsehgottesdienst des Bayerischen Rundfunks über seine oft demütigenden und verletzenden Erfahrungen mit orthodoxen Kirchen-Vertretern gesprochen. "Weil ich ein schwuler Mann bin, habe ich keinen Platz in ihrer Kirche und in ihrer Welt", sagte Saric am Sonntag im evangelischen TV-Gottesdienst aus der Himmelfahrtskirche in München-Sendling. Etliche homosexuelle Menschen seien durch die Worte und Taten solcher Kirchenleute depressiv geworden oder hätten Selbstmord begangen, erläuterte er im Gespräch mit Pfarrerin Stephanie Höhner.

Beim Kunstgottesdienst zu Saric' Ausstellung "powerLESS - machtlos" in der Himmelfahrtskirche erläuterte dieser auch einige seiner ausgestellten Werke: So gibt es dort beispielsweise einen vom Künstler bearbeiteten Bischofsstab zu sehen, an dessen Ende zwei Drachenköpfe einen Menschen auffressen. Pfarrerin Stephanie Höhner trug darüber hinaus eine Stola aus Schlangenleder. Stab und Stola seien in vielen Kirchen die Symbole der bischöflichen Berufung, aber auch von Macht, sagte die evangelische Theologin. Stab und Stola verlören durch die Überarbeitung ihre "fürsorgliche Bedeutung" und kritisierten so kirchliches Handeln.

Pfarrerin Höhner berichtete von ihren Erfahrungen als Frau im kirchlichen Kontext. Sie sei "nicht in jeder Kirche als Pfarrerin willkommen - das macht mich wütend", sagte sie. Sie habe dort sozusagen ein Berufsverbot, weil sie eine Frau ist: "Frauen haben es in manchen Berufen viel schwieriger." So müssten sich Politikerinnen "viel häufiger dafür rechtfertigen" als ihre männlichen Kollegen, wenn sie "gerade nicht bei ihrer Familie, sondern bei einem EU-Gipfel" seien. Saric erläuterte: "Wir beide stehen stellvertretend hier für die Millionen Menschen, die vom Patriarchat unterdrückt werden." Er wolle mit seiner Arbeit Machtmissbrauch thematisieren.

Der Gottesdienst wurde am Sonntagmorgen ab 10 Uhr im BR-Fernsehe live ausgestrahlt. Er ist weiterhin in der BR-Mediathek abrufbar. Die Predigt im Gottesdienst hielt der Regionalbischof für München und Oberbayern, Christian Kopp.

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