Trauerbegleiterin Heike Agnello kennt die schlimmsten Sprüche, die sich Eltern von Sternenkindern anhören müssen: Wird schon wieder. Es war doch noch gar nicht geboren. Du hast ja noch ein anderes Kind.

"Dieser Schmerz ist oft nicht gewürdigt. Dabei ist das ein Trauma für Eltern. Sie haben ihr Kind verloren, auf das sie sich gefreut haben, für das sie vielleicht schon ein Kinderzimmer gestaltet haben."

Sternenkinder heißen die kleinen Wesen, die vor oder kurz nach der Geburt sterben. Was Trauernde in diesem Moment brauchen, sind keine leeren Sprüche, sondern Beistand - auch ganz ohne Worte, sagt Agnello.

Särge aus Papier

Als Bestatterin ist sie besonders für Familien da, die ein Kind verloren haben - egal in welchem Alter. Dazu gibt es bei Bestattungen Burger in Fürth einen eigenen Raum, warm und gemütlich eingerichtet, in dem Särge im Stil von Weidenkörbchen oder aus Papier, bunte Urnen und von Ehrenamtlichen genähte winzige Kleidungsstücke für Sternenkinder ausgestellt sind. Wiegt ein Sternenkind weniger als 500 Gramm, dürfen Eltern die Urne mit nach Hause nehmen.

"Aber so eine harte Urne irgendwo hinstellen, das geht nicht. Also haben wir ein Kuschelsäckchen entwickelt. Da kommt die Urne rein und es ist so kuschelig, dass die Eltern ihr Kind da drinnen richtig herzen können."

Damit Familien mehr Verständnis erfahren und den Mut finden, über ihren Verlust zu reden, beteiligt sich die Trauerbegleiterin an einer Veranstaltung des Hospizvereins Fürth zum "Worldwide Candle Lighting", dem weltweiten Gedenktag für verstorbene Kinder am 11. Dezember. Beginnend in Neuseeland entsteht ein gedachtes Lichterband um die Welt, wenn in jeder Zeitzone um 19 Uhr Familien eine brennende Kerze der Erinnerung ins Fenster stellen.

Heike Agnello will dort ein Interview mit einem Paar führen, das sie vor wenigen Wochen begleitet hat. An einem Stand bei der Veranstaltung können Eltern den Namen ihrer Kinder auf einen Tonpapierstern schreiben und sich so an sie erinnern.

"Dazu haben wir eine Popcorn-Maschine, denn das Leben ist ja auch schön. Und ich werde als Notfallseelsorgerin da sein, falls etwas aufbricht, das nie angesprochen oder verdrängt wurde."

Dem Vorstandsvorsitzenden des Hospizvereins Roland Hanke ist es an diesem Tag auch wichtig, den Blick auf die Kinder zu richten, "die noch am Leben sind, die leiden, die traumatisiert sind, um ihnen nicht erst dann zu gedenken, wenn sie verstorben sind". Deshalb kooperiert der Verein nicht nur mit Selbsthilfegruppen für verwaiste Geschwister und Eltern, sondern auch mit Gruppen, die sich um traumatisierte oder geflüchtete Kinder kümmern.

Begleitet von einem Engel

Vor der Kirche Zu Unserer Lieben Frau in Fürth wird es Stände geben mit Kinderpunsch und Bastelangeboten. "Begleitet wird das von einem Engel, der still auf Stelzen über diesen Platz schreiten wird", sagt Hanke. Für die Kirche gibt es ein künstlerisches Lichtkonzept. Das Kirchenschiff ist rund um den Altar stark vernebelt, ein einzelner Lichtpunkt ist auf die Madonna mit dem Kind gerichtet. Dort steht auch die Osterkerze, die vom Fürther Christkind entzündet und nach draußen getragen wird,

"um darauf hinzuweisen, dass es Licht in die Herzen der Menschen bringen will und besonders an die Kinder denkt, die im Moment Not leiden".

Wie für die Hospizarbeit soll der Leitspruch der Aktion "Dem Leben verpflichtet" sein, sagt Hanke. "In diesem Sterben und dem sich darauf konzentrieren wird oftmals das Leben vergessen. Auch den Menschen, die schon eine todbringende Diagnose erfahren haben, wollen wir die Chance geben, diese letzte Zeit lebendig zu gestalten."