»Ich schaff es.« »Ich muss da jetzt durch.« »Ich geb nicht auf!«, sagte er sich immer wieder. Konrad Grafberger hatte ein Ziel: Er war entschlossen und hat es gestemmt. Sein Wunsch nach einer eigenen Wohnung und einem selbstbestimmteren Leben hat sich erfüllt. Im Alter von 62 Jahren ist Konrad Grafberger »daheim« – er lebte bei einer Verwandten – ausgezogen. Der Sprung in die Unabhängigkeit war ein großer, denn er hat eine geistige Behinderung und musste einiges nachholen, dazulernen und bewältigen.

Der Weg führte über das Haus Hubertine der Diakonie Hochfranken in ein Appartement in Hof. Als es zu Hause immer schlechter lief, die Lage sich zuspitzte, organisierte sein Betreuer den Aufenthalt im Haus Hubertine. Es befindet sich nahe der Dreieinigkeitskirche und ermöglicht stunden- und tageweise Betreuung und Pflege. Oft wird es im Rahmen der Urlaubs- oder Verhinderungspflege genutzt. Das Einfamilienhaus im Grünen, in dem die Offenen Hilfen der Diakonie jede nötige Unterstützung anbieten, ebnete Konrad Grafberger den Weg in ein neues Leben.

Diakonie Hochfranken startet Versuchsballon

»Es war zunächst ein Versuchsballon. Wie würde Herr Grafberger zurechtkommen? Nach ein paar Wochen zeichnete sich ab, dass eine kleine Wohnung der nächste Schritt sein sollte«, erklärt Marianne Krüger, Leiterin der Offenen Hilfen bei der Diakonie Hochfranken.

Es habe viele Widersacher für dieses Vorhaben gegeben. Er schaffe das nie und nimmer. Doch mit den Unkenrufen wuchs Grafbergers Entschlossenheit. Auch sein Betreuer fand, dass es einen Versuch wert sein sollte. Und so durfte der 62-Jährige sich sein eigenes Appartement einrichten. Ende Januar dann der Umzug: Jetzt hat er sein eigenes Reich, wäscht seine Wäsche selbst, kauft ein und kann zu Fuß in die Arbeit bei den Hochfränkischen Werkstätten laufen. Und Konrad Grafberger hat seinen 63. Geburtstag im neuen Domizil gefeiert. Auf der Terrasse wurde eine Bier­garnitur aufgebaut, und acht Kollegen waren seine Gäste.

Zwei bis drei Mal wöchentlich kommt jemand vom Team der Offenen Hilfen. »Am Wochenende will Konrad meistens mal seine Ruhe, aber wenn er uns braucht, sind wir jederzeit da, auch mehr als dreimal die Woche«, erklärt Oliver Jakob von den Offenen Hilfen.

Zusammenspiel von Pflege und Betreuung

Auch die Zentrale Diakoniestation ist im Spiel und hilft bei der Körperpflege. »Dieses Zusammenspiel von betreutem Wohnen und ambulanter Pflege ist in der Form neu«, erklärt Marianne Krüger. Beides sei eng aufeinander abgestimmt und habe auch ein gewisses Umdenken erfordert. Schließlich ist Konrad im Gegensatz zu anderen Pflegebedürftigen recht viel außer Haus und zum Beispiel auch abends mal unterwegs. Diese Unterstützung hat ihm den Weg in ein eigenständiges Leben geebnet.

Mit der eigenen Entschlossenheit hat er den wesentlichen Teil freilich selbst beigetragen. »Jetzt bin ich aber rundum zufrieden«, sagt Grafberger. Und hat ein neues Ziel: seine Terrasse schöner zu gestalten.