Wenn in der evangelischen Kirche nicht genügend Frauen für Führungspositionen zur Verfügung stehen, liegt das nach Auffassung der bayerischen Landessynodalen Constanze Pott an mangelnder Frauenförderung. Bei einer Veranstaltung im Nürnberger Haus der Kirche "eckstein" am Wochenende sagte Pott, wer "die Besten der Besten" in Führungspositionen haben wolle, müsse konsequent in die Frauenförderung investieren. Diversität und Chancengerechtigkeit müssten ein höheres Ziel sein als Qualifikation. Wenn sich nicht geeignete Bewerberinnen für einen Leitungsjob in der Kirche fänden, "führt das letztlich dazu, dass wir Vakanzen ertragen müssen", so die Projektmanagerin bei Siemens.

Frauen in Führung in der Kirche

Die Kirche dürfe nicht in die Situation geraten, "dass wir weniger geeignete Männer auf Führungspositionen befördern, bloß weil wir nicht genügend Frauen in der Auswahl haben", erklärte Pott. Eine aktuelle Debatte über die Frauenquote in der Landeskirche zeige, dass eine vorhandene"gläserne Decke" nicht mehr wahrgenommen werde, weil viele Frauen bereits zuvor aufgegeben hätten. Die Kirchenparlamentarierin plädierte daher dafür, "Frauen so früh wie möglich zu fördern". Sie berichtete über Maßnahmen wie Girls-Days für 15-jährige Schülerinnen bei Siemens bis zur Verpflichtung für Abteilungsleiter, Talente zu nennen und in ihre Abteilung aufzunehmen.

Für die Kirche folgert Pott, sie müsse begreifen, dass Kinder- und Jugendarbeit Grundpfeiler für ein Interesse an Religion als auch an kirchlichen Berufen sei. "Reliunterricht und Jungschar sind unser Nachwuchs-Fußball", sagte sie. In sie müsse investiert werden, damit es später mehr Bewerber in den theologischen Berufen gebe.

In Frauen investieren

Bei Siemens würde regelmäßig überprüft, wie hoch der Frauenanteil beispielsweise im Marketing, in der Software-Entwicklung oder in der Mechatronik sei, berichtete Pott. Sollte etwa der Anteil der Software-Entwicklerinnen deutschlandweit bei 20 Prozent liegen, werde in Bewerbungsverfahren eine Frauenquote von 20 Prozent angestrebt. Das könne dazu führen, dass nach geeigneten Bewerberinnen sehr lange gesucht werden müsse, aber es zeige auch, wenn eine Stelle "nicht konsequent richtig ausgeschrieben und beworben" worden sei. Im kirchlichen Gleichstellungsgesetz sei ein solches Vorgehen zwar bereits verankert, "es wird nur nicht konsequent durchgesetzt und ist gerade bei Wahlverfahren wie dem Berufungsgesetz für Oberkirchenräte ausgehebelt", sagte Pott.

In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) hatten Anfang März mehrere Theologinnen mit einer Aktion für mehr Gleichberechtigung in der Kirchenleitung geworben. Sie machten darauf aufmerksam, dass zehn Jahre lang keine Frau mehr in den Landeskirchenrat berufen worden war. Sie forderten, dass sich die ELKB selbst verpflichtet, Frauen paritätisch an Leitungspositionen zu beteiligen.

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