Der Gesundheits-Mäzen und Microsoft-Gründer Bill Gates hat vor Impfnationalismus und Leichtfertigkeit im Umgang mit der Pandemie gewarnt.
Gates sagte im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe) laut Mitteilung, Pandemien gehörten zur neuen Normalität, "in der gleichen Weise, wie die Erde bebt, Tornados kommen oder sich das Klima wandelt".
Aus der jetzigen Situation für künftige Pandemien lernen
Der US-Amerikaner mahnte eine umfassende Vorbereitung an, etwa mit einer besseren Diagnose. "Wir müssen die Lektionen lernen", sagte er, "wir sind auf die nächste Pandemie nicht vorbereitet." Eine künftige Pandemie könne zehnmal so schlimm sein.
Die Geduld der Menschen sei definitiv strapaziert, sagte Gates laut Mitteilung. Es werde "im besten Fall nahezu das ganze Jahr brauchen", das Leben wieder ins Laufen zu bringen. Der Stifter mahnte eine klare Kommunikation über die Gefahren der Pandemie an: "Es ist schrecklich, dass wir immer noch Menschen bitten müssen, diese Opfer zu bringen."
Gates regte eine intensive Zusammenarbeit der Staaten der Erde an. Kein Land könne bei der Pandemie-Bekämpfung alleine bestehen. Momentan gingen die Menschen "durch eine wirklich harte Phase". Die Müdigkeit wegen der wirtschaftlichen Einschränkungen sei "gigantisch".
Gates pries wissenschaftliche Fortschritte
Gates pries die wissenschaftlichen Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Die Gates-Stiftung hat mehr als 1,7 Milliarden Euro für die Entwicklung und Produktion einfacher Impfstoffe zur Verfügung gestellt.
Gates zeigte sich zuversichtlich, dass vor allem die armen Staaten der Welt von dieser Entwicklung profitieren werden. "Es ist ein Wunder: Wäre die Pandemie vor fünf Jahren ausgebrochen, hätte die Welt nach dieser kurzen Zeit keinen Impfstoff gehabt", sagte er.
Impfstoffnationalismus soll schneller Impfstoff-Belieferung nicht im Weg stehen
Zugleich warnte Gates vor Impfstoffnationalismus und betonte, dass es nicht auf Verträge ankomme, sondern auf die schnelle Belieferung besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen in aller Welt.
Gates betonte, dass es vor allem auf die Qualität des Impfstoffes ankomme, weil dieser ansonsten abgelehnt werde.