Wie die Geburtsvorbereitung in der Corona-Krise läuft, wird unterschiedlich wahrgenommen. Während Hebammenpraxen von "Vernachlässigung" sprechen, bewerten Krankenhäuser die Situation positiver.

Dies ergab eine stichprobenartige Umfrage des Evangelischen Pressdienstes, bei der die Hebammenpraxen "Stuttgart-Mitte" und "Klapperstorch" in Ulm sowie das Uniklinikum Tübingen und die ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe antworteten.

Die Hebammenpraxis "Klapperstorch" in Ulm bietet derzeit nur Onlinekurse an, ab September sind wieder Präsenz-Geburtsvorbereitungskurse geplant. Wegen der Abstandsregeln dürften nur noch sechs statt zehn Frauen teilnehmen. "Wir werden oft gefragt, ob es nicht jetzt schon geht", sagt Inhaberin Lena Krimer-Ihrig.

Viele Frauen stünden den Onlinekursen skeptisch gegenüber, glauben, man lerne so schlechter. Einige haben sich deswegen auch komplett abgemeldet. "Diejenigen, die den Online-Kurs besuchen, sind aber im Nachhinein zufrieden", berichtet Krimer-Ihrig.

Hebammen reduzieren ihre Arbeitsstunden

Da sie selbst drei Kinder habe und ihre beiden Kolleginnen auch Mütter seien, könnten sie es sich nicht mehr leisten, so viel wie vorher zu arbeiten. "Normalerweise treffe ich mich alle vier Wochen mit den Frauen", sagt Krimer-Ihrig.

Derzeit habe sie den Kontakt aber auf Notfallhilfe und Telefonberatung reduziert. "Das ist natürlich weniger intensiv", so die Hebamme. Da würden die Schwangeren Corona-bedingt vernachlässigt.

Aber nicht nur Hebammen, die selbst Mütter sind, reduzieren ihre Arbeitsstunden. Sondern auch solche, die selbst in einer sensiblen Lebensphase sind, ziehen sich zurück. Hebamme Lena Müller vom Geburtshaus "Stuttgart-Mitte" ist beispielsweise selbst in anderen Umständen.

Als Schwangere einen Mundschutz im Hochsommer bei Kursen mit einer Länge von über zwei Stunden zu tragen, hält sie für nicht zumutbar.

"Ich habe dabei wirklich Atemnot", sagt Müller.

Schwangerschaft in Zeiten von Corona: Keine Präsenz-Kurse aktuell

Sie habe daher für sich entschieden, keine Präsenz-Kurse anzubieten, solange es keine Ausnahmregelung für Schwangere gibt. "Die Politik sollte es uns freistellen, ob wir eine Maske tragen oder nicht", betont sie. Andere Hebammen arbeiten weniger, weil sie altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen zur Corona-Risikogruppe gehören.

Insgesamt beobachtet Müller, dass viele Frauen dankbar seien, überhaupt einen Geburtsvorbereitungskurs zu haben, egal, ob online oder digital. "Viele Kollegen haben die Kurse komplett ausfallen lassen", sagt sie.

Positiver betrachten Krankenhäuser die Situation. Die ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe schreiben, dass ihr Online-Angebot für Eltern sehr gut angenommen wurde. Seit Anfang Juli gebe es nun wieder Präsenzkurse mit Schutzvorkehrungen.

Geburten verlaufen trotz Corona wie gewohnt

Ähnliches gilt auch für das Uniklinikum Tübingen. "Wir konnten aus Mangel an Alternativen mehr Teilnehmer an den Online-Veranstaltungen als sonst an den normalen beobachten", schreibt der Stellvertretende Ärztliche Direktor der Frauenklinik, Harald Abele.

Die Geburten verliefen aber insgesamt trotz der geringeren und anderen Vorbereitungsformate wie gewohnt, heißt es durchweg von den Kliniken und Praxen. Die Hebammen, Ärzte und das Klinikpersonal fingen mit großem Engagement vieles auf.

Abele ergänzt: "Die Angst, der Partner könnte ausgeschlossen werden, ist noch viel größer als die vor Informationsdefiziten", sagt er.