Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Bayern fordern mehr Sachlichkeit in der Zuwanderungsdebatte. Die gegenwärtige Flucht- und Migrationspolitik wie auch die gesellschaftliche Debatte gäben Anlass zur größten Sorge.

Gesellschaftliche Herausforderungen würden derzeit als Argument verstanden, "die Ausgrenzung Geflüchteter voranzutreiben", kritisierte die Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege Bayern, die Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Brigitte Meyer, laut Mitteilung vom Mittwoch zum Weltflüchtlingstag (20. Juni).

Regierungschefs wollen Flüchtlingsschutz outsourcen

Ausgerechnet zum Weltflüchtlingstag (20. Juni) wollten die Ministerpräsidenten und der Bundeskanzler über die Auslagerung des Flüchtlingsschutzes in außereuropäischen Drittstaaten beraten. Man lehne eine Abschiebung von Menschen, die einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben, ab - genauso wie auch Abschiebungen in Länder, wo Gefahr für Leib und Leben drohe, sagte Meyer. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel sollten qualifizierte und zukünftige Fachkräfte in Bayern und auf dem Arbeitsmarkt willkommen geheißen werden.

Zugleich wehrt sich die Freie Wohlfahrtspflege gegen finanzielle Kürzungen durch den Staat.

"Um Ankommen und Integration erfolgreich zu gestalten, muss entsprechend in eine starke soziale Infrastruktur investiert werden, also in Sozialwohnungen, Kitas, Schulplätze, sowie Beratungs- und Betreuungsangebote", sagte Meyer.

Insbesondere in migrationskritischen Umfeldern, strukturschwachen und ländlichen Regionen seien die Beratungsstellen besonders wichtige Akteure. Seit 2022 würden jedoch die Mittel auf Bundesebene gekürzt, sagte Meyer.

In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind das Bayerische Rotes Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Landes-Caritasverband Bayern, die Diakonie Bayern, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern organisiert. Gemeinsam erbringen die Verbände laut eigenen Angaben mit mehr als 455.000 hauptamtlichen und rund 136.500 ehrenamtlichen Mitarbeitenden rund 75 Prozent aller sozialen Dienstleistungen in Bayern.

Allein in der Migrationsarbeit sind rund 560 Flüchtlings- und Integrationsberater tätig. Dazu kommen weitere Berater für erwachsene Zugewanderte, für Kinder oder traumatisierte Menschen.

Der Weltflüchtlingstag ist ein von den Vereinten Nationen eingerichteter Aktionstag, der seit 2001 am 20. Juni stattfindet.

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