Beim Werben um die Zustimmung des scheidenden Bundestags zu den Rekord-Schuldenplänen der CDU hatte Friedrich Merz seinen "Kir Royal"-Moment: Eben hatte er den im Wahlkampf noch als "Spinner" geschassten Grünen stolze 50 Milliarden Sondervermögen für Klimaschutz für deren Stimme geboten – da stellen die sich quer. 

"Was wollen Sie noch mehr?", empörte sich Merz. Und klang wie der Klebstoff-Millionär Haffenloher, der in der bayerischen 80er-Jahre-Kultserie den Klatsch-Reporter Baby Schimmerlos im rheinischen Dialekt mit "Ick schei ... dich zu mit meinem Jeld!" bestechen will, ihn durch einen Jubel-Artikel in die Münchner Schickeria einzuführen.

Merz legte 50 Milliarden drauf und ließ Deutschlands Klimaneutralität auf Drängen der Grünen bis 2045 ins Grundgesetz schreiben – voilà, schon sorgten die ihr Glück kaum fassenden Abgeordneten, für viele die letzte Amtshandlung im 20. Bundestag, für die Zwei-Drittel-Mehrheit. 

Seine Positionen im Wahlkampf hatte Merz wenige Tage nach der Wahl bereits in den Wind geschossen

Freuen darf sich auch BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, bei dem Merz bis 2021 im Aufsichtsrat saß, und einer der Profiteure von Milliardenausgaben für Rüstung bis Infrastruktur. Da winkt die Plakette "Mitarbeiter des Jahrhunderts".

Seine Positionen im Wahlkampf hatte Merz wenige Tage nach der Wahl bereits in den Wind geschossen. Olaf Scholz musste erst noch Kanzler werden, bis er sich nicht mehr an CumEx erinnern konnte. Mancher fragt sich, ob der echte Merz vor der Wahl durch eine KI ausgetauscht wurde, deren Testversion jetzt abgelaufen ist. 

Am Ende besagter "Kir Royal"-Folge tanzt Haffenloher (gespielt von Mario Adorf) mit bestellten "Freunden" dann in einem Restaurant den Cancan auf dem Tisch. Ob Merz nach Ende der Koalitionsverhandlungen auch großen "Rambo-Zambo" feiern kann, ist indes noch fraglich. Ein Großteil seiner Wählerschaft ist wegen der vielen gebrochenen Versprechen sauer. 

Seine Kanzlerwahlgeschenke versteht er als Ablassbriefe

Vielleicht schimmert bei Merz aber noch die Überzeugung eines vorreformatorischen Katholiken durch, der fest davon ausgeht, dass Gnade und Anerkennung von oben herabfließen müssen – wenn man nur genug investiert. Seine Kanzlerwahlgeschenke versteht er als Ablassbriefe, die ihm zwar nicht im Jenseits die Hölle ersparen, dafür aber im Diesseits Ansehen einbringen sollen. 

Sein letzter Trumpf: der päpstliche "Jubiläumsablass" zum "Heiligen Jahr". Laut Vatikan können Reuige "den Erlass und die Vergebung ihrer Sünden erlangen, der den Seelen im Fegefeuer in Form eines Wahlrechts zukommt". Na dann, noch mal Glück gehabt!

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Ingrid Müller am So, 06.04.2025 - 09:22 Link

Die Fragte ist doch gibt es den Klimawandel nur bei den Gruenen.
Kkimaneutralitaet nur damit die Grünen zufrieden sind?
Leben wir nicht alle in dieser Welt und betrifft es uns nicht alle.
Ja es ist den Gruenen zu verdanken,dass der Klimawandel im Fokus bleibt.

Ablasshandel als Glosse,aber real nicht.