"Neben dem klassischen Strandurlaub liegen vor allem Natur- und Abenteuerreisen voll im Trend."

Was sind die aktuellen Reisetrends nach den Einschränkungen durch die Pandemie?

Simon Reuter: Generell zeigt sich jetzt schon: Die Reiselust, insbesondere in Deutschland, ist nach der Pandemie größer als je zuvor. Während Inflation und Weltpolitik die Flug- und Spritpreise steigen lassen und die Geldbeutel etwas weniger gefüllt sind, sehen wir aber auch einen leichten Trend in Richtung erschwinglichere Reiseziele. Viele wird es daher an die vergleichsweise günstigen Mittelmeerstrände und nach Nordafrika ziehen, Richtung Türkei, Griechenland, Tunesien und Ägypten. Neben dem klassischen Strandurlaub liegen aber vor allem auch Natur- und Abenteuerreisen voll im Trend: Wandern, Trekking, Radfahren.

Wie kann man die Lust auf Sonne, Strand und Abenteuer befriedigen, ohne den ökologischen Fußabdruck extrem zu vergrößern?

Ganz ohne CO₂-Emissionen zu verreisen, ist leider unmöglich. Viele interessante Reiseziele in Europa sind aber auch mit dem Zug gut zu erreichen, etwa in Italien, Frankreich, Skandinavien oder Osteuropa. Immer mehr Tourismusregionen bieten vor Ort inzwischen auch tolle Lösungen an, ohne Auto gut zurechtzukommen, mit flexiblen Busangeboten, Car-Sharing und so weiter. Oft ist das in der Kurtaxe sogar inklusive. Ein großes Problem ist leider auch der Trend zu immer häufigeren, kürzeren Urlaubsreisen. Da die meisten Emissionen bei der Anreise entstehen, ist ein ausgiebiger Sommerurlaub normalerweise besser fürs Klima als mehrere verlängerte Wochenenden am Gardasee. Beim Buchen empfiehlt es sich, auf Nachhaltigkeits-Label zu achten, die geben eine gute Orientierung.

"Wer bewusst an den richtigen Stellen konsumiert, unterstützt vor Ort stabile Strukturen und nachhaltige Einkommensquellen."

Welche Art von Tourismus ist auch sozial gut verträglich?

Gerade in Ländern des Globalen Südens stellt der Tourismus eine enorm wichtige Einnahmequelle dar. Vor allem da, wo Reisende nicht bei internationalen Ketten und Veranstaltern, sondern an vielen verschiedenen Orten Geld ausgeben, können sie einen starken Beitrag zur regionalen Entwicklung leisten. Im Tourismus arbeiten überdurchschnittlich viele Menschen aus vulnerablen gesellschaftlichen Gruppen - Frauen, junge Menschen, Menschen mit Behinderung. Wer hier bewusst an den richtigen Stellen konsumiert, unterstützt vor Ort stabile Strukturen und nachhaltige Einkommensquellen. Um das einschätzen zu können, sollte man sich aber mit der Situation vor Ort ein bisschen auseinandersetzen. Das ist übrigens auch super fürs eigene Reiseerlebnis!

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