Die Tafeln in Bayern fordern verlässliche finanzielle Hilfe vom Staat. "Wenn die Tafeln in der aktuellen wirtschaftlichen Situation weiter ein Player sein sollen, darf es nicht nur kurzfristige Mittel geben", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln in Bayern, Elke Bollmann, dem Sonntagsblatt.

Die Leiterin der sozialen Dienste bei der Stadtmission in Erlangen betonte, weil die Zahlen der Tafel-Kundinnen und Kunden so enorm angestiegen seien, müssten die Tafeln vor Ort in Infrastruktur investieren: 

"Wir brauchen Gelder für Räume und Kühlung."

Allein in Erlangen sei wegen der Ukraine-Flüchtlinge die Zahl der Menschen mit einem Tafel-Ausweis um über 100 Prozent von 1.800 auf 3.700 gestiegen.

Hauptamtlicher Logistiker für Tafeln gefordert

Bollmann war am 15. Juli bei einem Besuch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Sozialministerin Ulrike Scharf (beide CSU) bei der Tafel in Nürnberg dabei. Dort werde man auch die Notwendigkeit für einen hauptamtlichen Logistiker für die Tafeln in Bayern unterstreichen, sagte sie im Vorfeld.

Ein Verwalter oder eine Verwalterin eines Zentrallagers der Tafel könnte organisieren, dass etwa Mehl oder Milchprodukte, die nicht in den Handel kommen, direkt bei Herstellern abgeholt würden. Die örtlichen Tafeln würden zwar parallel weiterhin Lebensmittel auch bei den Supermärkten einsammeln, sagte Bollmann, aber die Bestellsysteme der Lebensmittelgeschäfte seien immer besser geworden, sodass nicht mehr so viel unverkaufte Ware anfalle.

Andrang durch Krieg extreme Belastung

Eine extreme Belastung sei der große Andrang auf die Tafeln in den vergangenen vier Monaten seit Beginn des Kriegs in der Ukraine für die Ehrenamtlichen, sagte die Erlangerin Bollmann.

"Sie haben oft kein Land mehr gesehen, wenn wieder 500 Menschen vor ihnen standen, die etwas holen wollten."

Die Ehrenamtlichen hätten der Tafel aber die Stange gehalten, auch wenn sie lange Schichten schieben mussten und oft erst nach 18 Uhr Feierabend hatten.

Ausgabe wegen hoher Nachfrage verlängert

Nach vier Monaten stellt die Tafel Erlangen die Lebensmittelversorgung für Kundinnen und Kunden nun um. Sie können nur noch im 14-tägigen Rhythmus zur Ausgabe kommen. Die Ausgabe werde aufgrund der hohen Nachfrage verlängert und das Team im Schichtbetrieb eingesetzt.

"Die Tafeln sind Unterstützer und keine Versorger der Menschen",

rechtfertigt Bollmann die neue Regel. Die Betroffenen würden auch noch staatliche Unterstützung bekommen oder geringe Einkommen haben.

Bollmann fordert für Menschen, die in Not sind, "gezielte" Hilfen, damit die Kluft zwischen Arm und Reich nicht noch größer werde. Sie halte daher auch nicht viel vom Vorschlag, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zu senken. Das würde vielleicht den Mittelstand etwas entlasten, aber nicht den Solidaritätsgedanken stärken.