Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump trafen am Dienstagabend in ihrer ersten – und voraussichtlich einzigen – Debatte aufeinander und sprachen über Themen wie Abtreibung, Einwanderung, Wirtschaft und Außenpolitik.
Die Debatte wurde von ABC News im National Constitution Center in Philadelphia organisiert. Es war das erste Mal, dass sich die beiden Kandidat*innen persönlich trafen.
Religion und Glaube spielen in der amerikanischen Politik traditionell eine große Rolle – und werden oft und von verschiedenen Seiten instrumentalisiert. Aber galt das auch für die Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump?
Religiöse Bekenntnisse spielen keine Rolle
Ein genauerer Blick auf das Duell zeigt: Religiöse Überzeugungen oder Konfessionen spielten so gut wie keine Rolle. Das zeigt schon ein Blick auf die Zahlen: Genau einmal tauchte das Wort 'faith' (Glaube) auf. Es wurde von Vizepräsidentin Harris in den Mund genommen, als es um das Thema Abtreibung ging – ein Thema also, das durchaus religiöse Konnotationen hat.
Harris verwendete den Begriff allerdings eher indirekt. Als sie über Trumps geplante Abtreibungsverbote sprach, die ihrer Meinung nach keine Ausnahmen für Vergewaltigung und Inzest machen würden (Trump selbst behauptete das Gegenteil), hob sie an:
"Eine Überlebende eines Verbrechens, einer Verletzung ihres Körpers, hat nicht das Recht zu entscheiden, was als nächstes mit ihrem Körper geschieht. Das ist unmoralisch. Und man muss seinen Glauben oder seine tief verwurzelten Überzeugungen nicht aufgeben, um der Meinung zu sein, dass die Regierung - und besonders Donald Trump - einer Frau nicht vorschreiben sollte, was sie mit ihrem Körper tun soll."
Kurz gesagt, sie argumentierte, dass man religiös begründete Zweifel am allgemeinen Recht auf Abtreibung oder am Schwangerschaftsabbruch an sich haben könne, dass dieser Glaube aber nicht bedeute, dass die Regierung Frauen vorschreiben sollte, wie sie mit ihrem Körper umgehen sollten.
"Paare, die beten und träumen"
Einen vagen Bezug zum Glauben wählte Harris auch bei einem anderen Thema, das religiös aufgeladen diskutiert wird: der In-vitro-Fertilisation (IVF), also der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas. Viele konservative Christ*innen lehnen dieses Verfahren ab.
Harris sagte dazu:
"Paaren, die beten und davon träumen, eine Familie zu gründen, wird die IVF-Behandlung verweigert."
Ansonsten kamen religiöse Begriffe in der Debatte kaum vor. Zwar verwendeten beide Kandidat*innen oft den Begriff 'believe' (glauben). Doch ihr Glaube richtete sich stets auf ganz irdische Dinge - oft auf das, was die amerikanischen Wähler*innen ihrer jeweiligen Meinung nach angeblich wollen. "Ich glaube, dass die amerikanischen Wähler*innen wollen..." Es ging also um Überzeugungen, aber nicht um religiöse Überzeugungen.
Auf den Punkt
Religion, Glaube und religiöse Ansichten spielten in der Debatte zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump also nur eine sehr geringe Rolle. Die Kandidat*innen bemühten weder Gott noch Jesus und begründeten ihre jeweiligen Standpunkte auch nicht mit der Bibel.
Wenn überhaupt, tauchte Religion als etwas Abstraktes auf, als ein Grundrecht, das Menschen eben haben. Kamala Harris spielte zweimal dezent auf Glauben und Beten an, jeweils im Kontext von Themen, die auch religiös aufgeladen sind, nämlich Abtreibung und künstliche Befruchtung. Ansonsten aber blieb das Thema Religion in der Debatte außen vor.
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