"Viele haben geglaubt, dass unsere Reise gar nicht weit weg geht", erinnert sich der Pfarrer in Ausbildung an die Zeit, als die Meldung von seinem Weggang die Runde machte: "Die Leute verstanden beim ersten Hören Bayreuth statt Beirut."
Volkers Frau Berenike wusste sofort, was ihr bevorstand, und war begeistert vom Auslandsvikariat ihres Mannes. Bereitwillig begleitete ihn die Islamwissenschaftlerin, die gerade ihre Doktorarbeit schreibt, in den Libanon. Der Pfarrer wollte schon lange im Ausland arbeiten, "in eine andere Kultur eintauchen und dort meinen Dienst tun", erzählt er.
Vor ein paar Jahren studierte er in Beirut zwei Semester Theologie. Auch seine Kirchengemeinde kennt er daher: Als Praktikant lernte er sie während der Weihnachtszeit lieben. Als Pfarrer in Ausbildung betreut er sie jetzt ein Jahr lang.
Smalltalk auf Arabisch
Die wichtigsten Brocken Arabisch hat Metzler parat: "Es reicht für Einkaufen, mit Taxifahrern verhandeln oder notfalls um Hilfe rufen." Für intensivere Gespräche wechselt er die Sprache: "Die meisten sprechen hier gut Englisch, weil es ein intellektuelles, gemischt konfessionelles und internationales Wohngebiet ist." Da lässt es sich auch fernab der bayerischen Heimat gut leben. "Aber das Grüne, Parks, Felder und Wiesen vermissen wir in unserer Betonlandschaft sehr", gesteht Metzler. Deshalb freut er sich schon auf einen Besuch in Bamberg.
Frühbesprechung, Gottesdienste, Gespräche mit Gemeindegliedern - der Alltag des Seelsorgers in Beirut ist seiner Arbeit in Franken ähnlich. "Würden wir nicht die Nachrichten studieren, bekämen wir kaum etwas vom Bürgerkrieg mit, der nur ein paar Autostunden östlich von uns tobt", beschreibt der Vikar.
Viele Male am Tag setzt er sich an den Computer und durchstöbert das Internet: "Wir beobachten permanent die Nachrichten", erklärt er. Natürlich drücke der Krieg in Syrien auf die Stimmung: "Die politische Lage ist immer Gesprächsthema." Andererseits erinnern sich viele Libanesen gut an den eigenen Bürgerkrieg, der bis 1990 wütete: "So sind es viele gewohnt, sich mit Krisenstimmung zu arrangieren." Und leben ihr Leben so normal wie möglich: mit einkaufen, Schulbesuchen, arbeiten und ausgehen. Medienberichte, nach denen Beirut oder der Libanon selbst halb in Flammen stünden, seien "nicht wahr", sagt Metzler: "Gott sei Dank."
Auch Syrien gehört zur Gemeinde
Neben der libanesischen Hauptstadt gehören auch Aleppo und Damaskus zum Betreuungsgebiet des Pfarrers. "Eigentlich hätte ich mich um diese syrischen Gemeindestandorte kümmern sollen", sagt er. Doch der letzte Besuch dort war an Ostern. "Seitdem ist es einfach zu gefährlich", bedauert Metzler.
Dass die Kämpfe nun bis ins Herz der Hauptstadt vorgedrungen sind, schien ihm bis vor ein paar Monaten unmöglich. Eine Folge sind weitere Flüchtlingsströme. "Flüchtlinge aus Syrien gibt es zwei Arten", erklärt der Pfarrer: "Arme Menschen, die in den Zeltlagern in der Bekaa-Ebene östlich von Beirut Zuflucht suchen, und betuchte Syrer, die mit dem eigenen Auto einreisen."
Metzler hatte bisher nur mit Letzteren zu tun: Die meisten stellen sich auf einen längeren Konflikt ein und wollen sich im Hochhaus einquartieren, in dem die evangelische Gemeinde Wohnungen vermietet. "Aber unser Haus ist leider komplett belegt, in manchen Doppelzimmern leben bereits sechs Personen", bedauert der Pfarrer.
Nur beten hilft
Was mit den Christen in Syrien passiert, sollte Baschar al-Assad gestürzt werden, weiß Metzler nicht. "Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Nur beten", sagt er. Sein Wunsch wäre, dass sich beide Konfliktparteien zu Verhandlungen bewegen lassen, bei denen niemand das Gesicht verliert. "Und dass es eine Alternative gibt zu ethnischen, religiösen oder politischen Säuberungen und Syrien genug Entfaltungsmöglichkeiten für unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen bietet."
Die Stimmung im Libanon ist derweil gespalten: "Viele haben die Nase voll von schlechten Nachrichten und wollen sich bewusst apolitisch verhalten", sagt Metzler. Andererseits sei die Sorge da, dass der Konflikt in den Libanon übergreift.
"Ich hoffe, die Bewohner bleiben kriegsmüde wegen der Erfahrungen aus dem eigenen Krieg", erklärt der Pfarrer. In jedem Fall sei es wichtig, dass sie spüren, dass sie im Bemühen um Frieden von der Welt nicht alleingelassen werden. Dass auch andere Kirchen an ihrem Schicksal Anteil nehmen. "Vielleicht kommt der Papstbesuch vom 14. bis 16. September da gerade recht", meint Metzler: "Darauf möchte ich auch als evangelischer Pfarrer hoffen."