Wege aus der Angst

Fürchtet Euch nicht! Fürchte dich nicht… Einer hat mal nachgezählt: 124 mal kommen diese Worte in der Bibel vor.  Aber je öfter mir jemand sowas sagt, desto skeptischer werde ich. Fürchte dich nicht, du musst keine Angst haben - alles wird gut… höre ich und denke mir: „Das ist doch wie Pfeifen im Wald“ oder wie der berühmte Satz: „Denken Sie jetzt nicht an einen blauen Elefanten.“ Wenn die Angst mal angesprochen ist, dann ist sie doch schon längst da. Fürchtet Euch nicht - so zentral diese biblische Botschaft ist, so missverständlich kann sie auch sein. Meinem Nervensystem jedenfalls helfen keine Appelle gegen die Angst. 

Und dann ist da gleich noch ein zweites Missverständnis: Darf, wer an Gott glaubt, keine Angst haben? Müssen wir furchtlose Glaubenshelden sein? Dabei sind doch gerade denen, die es mit Gott zu tun bekommen, Ängste und Furcht nicht fremd. Deine Wellen überfluten mich, klagt einer im Gebet (Ps 42,8), ich werde allenthalben geängstigt, (Ps 6,8); die Angst meines Herzens ist groß (Ps 25,17), Ängste der Hölle hatten mich getroffen (Ps116,3).

Wir müssen uns auseinandersetzen mit der Angst. Es führt kein Weg daran vorbei. Wir müssen immer wieder Wege aus der Angst finden, weil Angst zum Leben gehört, weil es kein Leben gibt ohne Angst. Wie könnte so ein Weg aussehen? 
Eine erste Antwort finde ich beim Neurowissenschaftler Gerald Hüther, in seinem Buch „Wege aus der Angst“. Dass es niemals darum gehen kann, Angst um jeden Preis zu unterdrücken, sie zu verbieten, zu vermeiden, zu bekämpfen oder in einem heroischen Akt zu überwinden, zeigt er. Ängste sind geradezu Katalysatoren, Helfer für die Bewältigung von Herausforderungen.

Du bist in eine lebensbedrohliche Situation oder auf einen gefährlichen Irrweg geraten. Mach was, hau ab oder kehre um, ändere dein Leben, sonst ist es vorbei! Das ist die wichtige Botschaft der Angst. Anders als bei Krokodilen, Igeln oder Pantoffeltierchen, bei denen bei Gefahr eine automatische Reaktion abläuft, die ihnen entweder das Überleben sichert oder eben nicht, haben wir Menschen nämlich ein lernfähiges, plastisches Gehirn. Es ist in der Lage, sich immer wieder an neue Situationen anzupassen, Erfahrungen zu machen, nachzudenken. 

Angst haben hat etwas mit Nachdenken können zu tun. Wir Menschen sind Suchende. Wir sind in der Lage Wege aus der Angst zu suchen und immer wieder auch zu finden.

Schon das ist, finde ich, eine ziemlich tröstliche Botschaft inmitten von allem, was mir zurzeit Angst macht. Angst vor der Zukunft, Angst vor Krankheiten, Angst, wie es mit dieser Pandemie weitergeht, Angst vor Ansteckung und so weiter und so weiter…. In dieser Zeit Wege aus der Angst zu finden bedeutet Ausprobieren, Suchen danach, was möglich, sinnvoll, realistisch und mit dem eigenen Leben vereinbar ist. Da ist keiner der Superheld, der die richtige Lösung weiß.  Es braucht manchmal viele Gespräche und viel Vertrauen, damit Risiken und Möglichkeiten abgewogen werden können und sich ein Weg öffnet, der einen nächsten Schritt erlaubt. 

Was für ein mühsames Hin- und Her! Das ist mir geradezu bildhaft deutlich geworden, als ich den Bericht eines Journalisten über eine Rettungsaktion in Kabul gelesen habe. Da hat ein Australier fünf Busse mit schutzbedürftigen Afghanen durch die mittlerweile nahezu besetzte Stadt zum Flughafen gelotst. Wenn er gemerkt hat, dass eine Straße blockiert war, hat er die fünf Busse wenden lassen und einen anderen Weg gesucht, mitten im Kabuler Chaos. „Es sah aus, als würde jemand eine sehr besondere Art von Ballett aufführen“, hat ein Journalist berichtet. Eine besondere Art von Ballett - so kann man das Suchen von Wegen aus der Angst auch beschreiben.

Und die Wissenschaftler, die in Oxford mitten in den ersten tödlichen Wellen der Pandemie an einem Impfstoff gearbeitet haben? Ich sehe sie nicht als Superhelden.  Das sind einfach in ihrem Feld sehr kompetente Menschen, die einerseits sehr früh wussten, was sie machen mussten, um einen Impfstoff herzustellen - und die andererseits einfach nicht aufgegeben haben bei den immer neuen Schwierigkeiten, das in sehr kurzer Zeit anwendbar zu machen.

Ich glaube, dass jeder und jede von uns sowas kann: nachdenken - gemeinsam und alleine und Wege suchen - für sich selbst und für andere. Ausprobieren, Auswege suchen, merken:  so geht es und so geht es nicht und dann wieder probieren und Erfahrungen machen. Eine besondere Art von Ballett, das wir alle gemeinsam aufführen. 

Der innere Kompass

Es gibt eine biblische Geschichte, die einen spirituellen Weg aus der Angst nacherzählt. Auch in ihr steht im Mittelpunkt das „Fürchtet euch nicht!“ Sie gehört zu den bekanntesten biblischen Geschichten überhaupt. Ich glaube, das hat etwas damit zu tun, dass sie diesen Weg Schritt für Schritt nacherzählt. 

Und alsbald trieb Jesus seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren, bis er das Volk gehen ließe. Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Und am Abend war er dort allein. Und das Boot war schon weit vom Land entfernt und kam in Not durch die Wellen; denn der Wind stand ihm entgegen.
Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See. Und als ihn die Jünger sahen auf dem See gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!
Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, hilf mir! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Und sie traten in das Boot und der Wind legte sich.  Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn! (Mt 14,22-33)

Mitten in der Nacht - das ist ein ziemlich gutes Bild für die Angst. Denn in der Nacht passieren Dinge, die wir nicht im Griff haben. Geräusche, die nicht einzuordnen sind, Träume, die uns aufschrecken lassen. In der Nacht verstärkt sich das Gefühl, völlig alleine zu sein, weil die Augen die Dunkelheit nicht durchdringen können und alles, was wir bei Tageslicht unter Kontrolle zu haben meinen, sich fremd und ungreifbar anfühlt.

Die Vorstellung, dass wir einer Bedrohung hilflos ausgeliefert sind, macht Angst. Die Vorstellung, dass wir eine Bedrohung nicht rechtzeitig erkennen können, macht Angst. Die Vorstellung keine geeigneten Mittel zur Hand zu haben, um die Bedrohung abwenden zu können, macht Angst. Die Vorstellung, niemanden zu finden, wenn man alleine nicht mehr weiter weiß, macht Angst. 

All diese Vorstellungen lösen in uns ein gewaltiges Durcheinander aus. Erst, wenn wir wieder etwas finden, an dem wir uns ausrichten können, hört dieses Durcheinander auf. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht immer wieder von Neuem beginnen kann. 

Es geht darum, einen „inneren Kompass“ zu finden, so nennt Gerald Hüther das. Wofür will ich leben? Gibt es etwas, was mir so wichtig ist, dass ich danach alles ausrichte, was ich tue, auch, wenn ich davon vielleicht nur träume? All das kann ich nur für mich selbst herausfinden. Tief in unserem Inneren wissen wir es alle. Es ist eine Erfahrung, die viele Menschen machen: selbst ohne genau zu wissen, was sie da eigentlich tun, richten sie sich nach etwas aus….
Was also passiert hier mit den Jüngern im Boot? Wie ist das mit ihrem Kompass? Was hilft, damit es einen Weg aus der Angst gibt?

 Der Kompass, so viel ist klar, ist nicht einfach Jesus. Du musst nur glauben, sagen manche - dann ist die Angst weg…  Aber das stimmt ja nicht. Denn das haben schon so viele erlebt: Mitten in der Nacht - da kann dieser Jesus aussehen wie ein Gespenst. Kein Wunder, dass die Jünger vor Furcht aufschreien und sich – so stelle ich mir das vor - erst mal im Boot wegducken. Vielleicht geht der Spuk weg, wenn wir nicht hinschauen?

 Das ist ja vielleicht auch so eine Art Ausprobieren. Augen zu. Manchmal hilft das ja. Ich kann mich erinnern, wie ich zum ersten und einzigen Mal als Kind Geisterbahn gefahren bin. Mein Bruder hatte mich dazu überredet. Er fand es toll, mir war‘s unheimlich. Kaum war ich eingestiegen, kaum hatten sich die Tore hinter mir geschlossen, kaum wurde es Dunkel um mich herum, habe ich die Augen ganz fest zugekniffen und habe sie erst wieder aufgemacht, als ich die Sonne wieder auf meinem Gesicht gespürt habe.

Hinterher habe ich mich geschämt, denn alle, die draußen auf uns warteten, haben gesehen, wie ich mit geschlossenen Augen wieder draußen aufgetaucht bin. Heute weiß ich, dass es eine gute Strategie sein kann, nicht immer hinzuschauen oder alles hautnah an sich herankommen zu lassen. Manchmal sagt mir nämlich mein innerer Kompass: Du musst nicht immer stark sein. 

Andere haben andere Strategien. Petrus zum Beispiel redet den, der da so geisterhaft daherkommt, an. Vielleicht erinnert er sich an die Sache mit der Nachfolge. Schließlich hat es schon ein paarmal geklappt, wenn Jesus Menschen gerufen hat. Die sind dann mitgegangen - obwohl das auch nicht immer einfach war…. Die haben sich diesen Jesus irgendwie zum Vorbild genommen. Was der kann, kann ich auch… 

Sich zurückziehen in der Angst - oder nach vorne gehen…. Beides können sinnvolle Strategien sein. Manchmal legt sich die Angst und die Verwirrtheit, wenn es möglich ist, genau hinzuschauen und zu überlegen: was wäre jetzt ein hilfreicher nächster Schritt? Was hat schon mal geholfen? Was traut sich jemand zu? Wofür gibt es gerade Unterstützung - und von wem...? In welche Richtung zeigt der Kompass jetzt?

Manchmal aber greift keine dieser Strategien. Manchmal rutscht einem der Boden unter den Füssen weg. Manchmal versinkt man in Angst und Dunkelheit. Nicht mal die, die schon viel mit Jesus erlebt haben, können sich darauf verlassen, dass es immer gut geht. Nicht mal die, die sich schon so oft auf seine Worte verlassen haben, sich hinausgewagt haben, nicht mal die, von denen womöglich alle anderen sagen: aber der muss es doch schaffen, wer, wenn nicht der…. 
Ist einer womöglich sogar selber schuld, wenn das Wasser nicht fest wird unter seinen Füßen und es ihm jetzt bis zum Hals steht? Hättest du mehr geglaubt, fester gehofft, drängender gebetet? Muss man also nicht nur durch Angststürme gehen sondern bekommt dann auch noch gesagt: wieder nicht genug geglaubt, wieder nicht genug gehofft…? Ihr Kleingläubigen?

Kleinglauben. Oligopistos - Das ist ein Wort, das im Matthäusevangelium immer wieder vorkommt, wenn es darum geht, die Situation der JüngerInnen zu beschreiben, wenn sie Jesus begegnen. Es ist eine Art Bestandsaufnahme, zu der man eigentlich nur „Ja“ sagen kann. Es stimmt doch - und es stimmt gerade in den Momenten, in denen man spürt, wie einen die Angst überflutet: kleiner Glaube, großer Zweifel, Riesenangst….

Und dann passiert’s. Genau in dem Moment, in dem das mit dem Kleinglauben und dem Zweifel angesprochen und ausgesprochen ist. Es wird so unspektakulär geschildert, dass man es beinahe überliest: Und sie traten in das Boot… Petrus und Jesus. Beide zusammen. In dieses Nussschalenboot mitten in der aufgewühlten Angstsee. Und der Sturm merkt, dass er jetzt keine Macht mehr hat. Und er legt sich. Und es wird still….

Vertrauen

Wege aus der Angst. Diese Geschichte ermutigt mich, die Angst ernst zu nehmen, weil sie sie nicht wegredet. Und weil sie mich anregt, auszuprobieren, was sich womöglich schon bewährt hat. Und dabei gemeinsam mit anderen, die auch Angst haben, so eine Art Ballett aufzuführen, bis sich ein Ausweg findet. Aber manchmal hilft das alles nicht.  Manchmal geht es vor allem darum, mitten in der Angst das zu finden, was jetzt Sinn macht, sich mitten in der Angst wieder zu verbinden mit dem, worauf man jetzt vertrauen kann.

Verbunden zu sein mit dem, worauf man vertrauen kann…. Auch das ist einer der wichtigen Impulse für die Wege aus der Angst, die Gerald Hüther gibt. Und dabei geht es nicht einfach nur darum, jemandem zu glauben, der sich anschickt, einem durch die Angst hindurch zu helfen. Mit Zuspruch, mit Unterstützung, vielleicht sogar mit seinem „Komm“ und mit seiner ausgestreckten Hand. … Nein, meint Gerald Hüther, man soll immer auch fragen: Warum machst Du das? Und wenn der andere dann sagt: weil Du mir wichtig bist… oder: weil ich dich lieb habe - dann soll man trotzdem nicht aufhören zu fragen. Denn wer jetzt weiter fragt, zwingt sein Gegenüber, sich zu offenbaren. Also weiterfragen: Warum hast Du mich lieb? Warum sorgst Du dich um mich?

Die Antwort auf diese Fragen allerdings lässt sich kaum in Worte fassen. Das weiß jeder aus den ganz privaten Liebesgeschichten. Denn das, was man da sagen will, das lässt sich nur mit Worten kaum ausdrücken… Vielleicht können wir, wenn wir einander lieben und einander stärken wollen, am ehesten noch sagen: Ich kann dir das gerade nicht beantworten. Ich will dich einfach nicht alleine lassen in dieser Situation…. Aber jeder spürt, dass Worte alleine nicht reichen…. 

Auch in dieser Geschichte von der Angst in der Nacht gibt es diesen besonderen Moment. Worte reichen nicht. Das, was geschieht, geschieht ohne Worte. Und doch ist genau das für die Jünger so etwas wie eine Offenbarung. Und sie traten in das Boot und der Wind legte sich. Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!

Offenbarung heißt: die Jünger erleben auf einmal, was dieses „Fürchte dich nicht“ mitten in der Angst bedeutet:  Das „Fürchte dich nicht“ ist im Boot mit ihnen, es ist verkörpert, ist da, lässt sich ansprechen: Du... In diesem Offenbarungsmoment geht Jesus hinein in die Angst, in meine Angst, in mein Nussschalenboot mitten in der aufgewühlten See. Er steigt mit ins Boot, obwohl er es wirklich nicht müsste. Was soll einer, der scheinbar mühelos übers Wasser läuft, denn im Boot der Jünger…  Aber da ist er, mitten im Boot……

Intime Offenbarungsmomente 

Gibt es solche Offenbarungsmomente mitten in der aufgewühlten See?  Einander nicht alleine lassen in der Angst, das ist schon viel. Dabei hilft es mir zu wissen, dass die Angst menschlich ist und zu uns Menschen gehört. Sie ist eine Chance, sich weiterzuentwickeln, zu lernen, neue Möglichkeiten zu finden. Deshalb ist es gut, sie genau anzuschauen, sich mit ihr vertraut zu machen… Denn nur dann, wenn ich ihr nicht ausweiche, kann ich auch entdecken, was mir Mut macht, was mich vertrauen lässt, was mich beruhigen kann.

Aber der innerste Kern, weshalb dieses Fürchte dich nicht wirken kann, ist etwas Wort-loses. Es braucht ein Du, das mitten in der Angst anwesend ist.

Jedes „Fürchte dich nicht“ in der Bibel ist eine Kurzfassung der Zusage Gottes: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir…… Ich bin dein Gott…“ So redet Gott Menschen mitten in der Angst an. So ermutigt er sie zum Du…. Es ist die Intimität und Nähe einer Liebesgeschichte. Der, der mich in solchen Momenten anspricht, der hört dann auch mein ganz leises, fast stimmlos geflüstertes Du…. 

Dann kann es passieren, dass ich, mitten in der Furcht –, mich angesprochen und gesehen fühle, genau so, wie mir in diesem Moment zumute ist: mutig und ängstlich zugleich, mit Augen, die nach Halt suchen und immer wieder auf die Wellen starren, mit einer Seele, die vertrauen will und doch immer wieder zweifelt… 

Der Journalist Mick Heaney erzählt von einem solchen Moment. Sein Vater, der irische Dichter und Nobelpreisträger Seamus Heaney, hat sich in vielen Gedichten mit der eigenen Ohnmacht und Sprachlosigkeit beschäftigt. Vor allem angesichts der Gräuel des Bürgerkrieges zwischen Katholiken und Protestanten. Er hat lange gebraucht, bis er in diesem Dunkel von Hass, Verzweiflung und Angst so etwas wie Licht erkennen konnte, ohne naiv und beschönigend zu reden. Mit 81 Jahren soll er nach einem Sturz ins Krankenhaus kommen und operiert werden.

Am Abend vorher sind Vater und Sohn noch zusammen. Sie machen lahme Witze, am Ende gibt es eine ungelenke Umarmung. Über das, worum es am nächsten Tag geht, können sie nicht reden.

Am Morgen, unmittelbar vor der Operation schickt Seamus Heaney eine SMS an seine Frau. Sie endet mit den Worten: Noli timere, fürchte dich nicht, hab keine Angst …  Seamus Heaney stirbt auf dem Weg in den Operationssaal. 
Mein Vater, hat sein Sohn später gesagt, hat getan, was Dichter am besten können: uns mitten in dem, was uns Angst macht und Furcht einjagt, wieder so etwas wie Sinn spüren zu lassen…

Ja, wie soll ich sie denn jetzt verstehen, diese vielen Fürchte dich nicht in der Bibel?
Es sind keine Befehle, keine Vorschriften, keine Appelle. Die vielen Worte sind Platzhalter. Sie regen an zum Nachdenken und Nachspüren. Gottes „Ich bin da“, Sinn mitten in der Angst, ein Gesicht, eine Melodie, ein Wort, eine Hand…… tröstend, ermutigend… So sind sie ein Weg aus der Angst. 
Gott sei Dank – und Amen …

 

Die Evangelische Morgenfeier

"Eine halbe Stunde zum Atemholen, Nachdenken und Besinnen" - der Radiosender Bayern 1 spielt die Evangelische Morgenfeier für seine Hörerinnen und Hörer immer sonntags von 10.32 bis 11.00 Uhr. Dabei haben Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Bayern das Wort. "Es geht um persönliche Erfahrungen mit dem Glauben, die Dinge des Lebens - um Gott und die Welt."

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