Das mit der Musik ist so ein Ding. In Salvador kommt sie von überall. Bossa-nova-all-time-favourites aus der Karaokebar, brasilianischer Rap von Jugendlichen im historischen Zentrum, Axé – der Sound des Karnevals in Salvador -  aus den Boxen vor dem Hotelfenster um halb sieben in der Früh, aus den Autoradios die aktuellen Hits dieser Welt.

Salvador ist die Haupstadt von Bahia, traditionell wird hier viel mit Perkussion gemacht. Aus einem unscheinbaren Gemeindezentrum aber kommt jeden Freitagnachmittag Blasmusik. Etwas schräg klingt sie, aber bemüht. 18 Kinder aus einem eher armen Viertel üben hier. Eine Gruppe lernt gerade noch Noten lesen, die andere darf schon in die Trompeten und Posaunen pusten.

Trompetenklänge für Kinder und Jugendliche

"Die Idee mit der Musik kam erst nach einiger Zeit", sagt Célia, die Pfarrerin der Gemeinde. Das Ziel war, einen Raum für die Kinder des Viertels zu schaffen, in dem sie mal was anderes sehen, lernen oder einfach spielen dürfen. "Wir sind mit ihnen ins Museum gegangen oder ins Zentrum, viele kennen nur die paar Straßen hier in der Nähe. Das machen wir noch immer, aber irgendwann haben wir gemerkt, dass Musik der beste Weg ist, die Kinder anzusprechen. Dann kamen immer mehr."

Bayerische Trompeten beim brasilianischen Gottesdienst

Zwei Monate dauert der Theorieteil, wer den überstanden hat, wird Mitglied im Ensemble. Jetzt, nach Weihnachten, Silvester und Karneval fällt manchen der Einstieg ziemlich schwer. "In Zukunft wollen wir, dass die Kinder auch immer kommen können, um zu üben und Zeit mit dem Instrument zu verbringen", sagt Célia. "Die meisten wollen die Instrumente nicht nach Hause nehmen, weil sie Angst haben, dass sie gestohlen werden. Oder weil es bei ihnen zu Hause einfach keinen Platz für sie gibt."

Die Posaunen, Flügelhörner und Trompeten, die teils von anderen brasilianischen und teils von deutschen Gemeinden gespendet wurden, wirken in dieser Umgebung etwas fremd. Sicher, dass andere Instrumente nicht beliebter wären?

Fanfaren zum Tag der Unabhängigkeit

"Blasinstrumente sind in Salvador etwas ungewöhnlich, ja", sagt Davi, einer der beiden Musiklehrer. "Aber am 2. Juli und am 7. September, wenn in Bahia die Unabhängigkeit gefeiert wird, sieht man Blaschöre, die Fanfaren spielen." Und die ganze Stadt läuft ihnen hinterher.