Welche Vorzüge hat eine Bar gegenüber eine Kirche, wen will "sunday" ansprechen und was macht "urban christian life" aus? Initiatorin und Hochschulpfarrerin Claudia Häfner verrät im Gespräch mit sonntagsblatt.de, warum das neue Gottesdienstformat bisher gefehlt hat.
Frau Häfner, Sie feiern nicht in einer Kirche, sondern in einer Mischung aus Bar, Restaurant und Club, in einem ehemaligen Münchner Party-Areal. Warum diese Location?
Claudia Häfner: Wir wollten raus aus der Kirche, ganz bewusst. Denn für viele Menschen ist die Schwelle, eine Bar zu betreten geringer als in eine Kirche zu gehen. Da hat sich durch einen persönlichen Kontakt die Möglichkeit ergeben, dass wir in die "NachtKantine" dürfen. Lange war hier die Ausgehmeile Münchens, jetzt verändert sich das, entsteht ein belebtes und hippes neues Stadtviertel. Gottesdienst feiern soll Freude machen und nicht steif sein! Es soll für alle easy möglich sein! Nachdem wir vom Team alle dort waren, war klar: Das ist unser Ort!
Sie geben sich bewusst offen - für andere Konfessionen und Religionen, für andere Sprachen, alle Altersschichten. Geht dieses Konzept bisher auf?
Häfner: Wir haben in München viele Menschen, die aus anderen Ländern kommen. Die eigene Heimatsprache in einem Gottesdienst zu hören, berührt noch tiefer als eine fremde Sprache. Sie heißt den Menschen von Herzen willkommen. Auch wollten wir einen Gottesdienst für mehrere Generationen - denn das belebt die Gemeinschaft, gibt mehr Geborgenheit und viel mehr Austausch. Mehrere Generationen unter einem Dach zu versammeln ist kostbar, die jüngeren habe ältere Vorbilder und umgekehrt profitieren die Älteren von den Jüngeren und lernen dazu. Dasselbe gilt für Menschen anderen Glaubens.
Allen Neuerungen zum Trotz sind Sie beim für Ihr Format auch namensgebenden Sonntag geblieben. Mit der Uhrzeit sind Sie allerdings in den Abend gewandert ...
Häfner: Sonntag ist der Tag des Herrn, Sonntag ist Gottesdienst! Der Abend ist vielen gelegener als der Morgen. Denn am Sonntagmorgen können die allermeisten wenigstens einmal in der Woche ausschlafen und den Tag gemütlich angehen lassen. Unsere Erfahrung mit den Jüngeren, also zwischen 20 und 40, ist, dass sie lieber am Abend Gottesdienste und Andachten feiern. Am Abend, wenn es jetzt im Winter draußen dunkel wird, kann die Seele ruhig werden und sich besinnen. Es ist ein wohltuender Abschied vom Tag und eine klasse Start in die neue Woche.