Ein eigener Sonntag von Frauen für Frauen und alle anderen – seit 20 Jahren gibt es das in der ELKB. Am Sonntag Lätare, in der Mitte der Passionszeit, dieses Jahr am 30. März ist Frauensonntag.

Einige Frage kommt dabei immer wieder auf: Ob damit nicht Männer ausgeschlossen werden, ob Frauen überhaupt so exklusiv angesprochen werden wollen, ob nicht Diversität den Fokus auf Frauen ersetzen sollte?

Der Frauensonntag ist ein Sonntag von Frauen für Frauen und für alle Menschen. Die Gottesdienste sind nicht exklusiv, aber sie verschieben die übliche Aufteilung: Wer leitet und wer hört zu, wessen Anliegen kommen vor, wer wird genannt – hier steht die Frauenperspektive im Mittelpunkt. Den Frauensonntag bereiten vorwiegend Frauen vor, mit Blick auf die Lebenswirklichkeit von Frauen. Sie planen die Gottesdienste und feiern sie dann mit allen, die kommen – und selbstverständlich sind auch Männer mit dabei.

Ein Frauen-Sonntag – ist das noch zeitgemäß?

Das ist anders als sonst in der Kirche, wo die Mehrheit der Gottesdienstbesucher*innen häufig weiblich ist, Kirche aber immer männlicher wird, je weiter man in der Hierarchie nach oben schaut. Es ist deshalb nötig und wichtig, dass die Synode der ELKB im letzten Herbst eine 40-60%-Frauenquote für kirchliche Leitungsämter beschlossen hat.

Es ist auch anders als in unserer Gesellschaft, in der die Themen und Anliegen von Frauen bei weitem nicht im Mittelpunkt stehen. Der Monat März als Frauenmonat ruft das jedes Jahr wieder ins Bewusstsein: der equal-care-day am 1. März (für eine gerechte Aufteilung von Sorge-Arbeit: Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt, ….), der equal-pay-day am 7. März (für gleichen Lohn für gleiche Arbeit) und der internationale Frauentag am 8. März).

Im neu gewählten Bundestag sinkt der Anteil der Frauen von ca. 35 auf 32,4 Prozent, was nicht ideal ist, wenn es um die Repräsentation von Erfahrungen und Anliegen von Frauen geht.

Ein Sonntag, an dem Frauen im Zentrum stehen, ist deshalb weiterhin nötig – und erfreulich.

Frauensonntag

In diesem Jahr stehen "Rut und Noomi" im Mittelpunkt, ein Team aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Frauen erarbeitet jedes Jahr Informationen, Texte und Ideen für den Gottesdienst und stellt sie in einer Arbeitshilfe zusammen. Die Jubiläumsausgabe 2025 ziert ein festlich goldenes Titelbild.

Frauensonntage haben eine lange Tradition, die teilweise schon über 100 Jahre zurückreicht. Mit dem Aufkommen des Feminismus und der feministischen Theologie sowie der Ordination für Frauen ins Pfarramt institutionalisierten sich die Frauensonntage mehr und mehr. Sie waren und sind bis heute Freiräume für Frauen und vor allem auch Experimentierräume, zum Beispiel für neue spirituelle Formen. Im Jahr 2005 wurde der Frauensonntag in Bayern durch die Synode institutionalisiert.

"Wir Frauen" – Wo bleibt die Vielfalt?

Feministinnen haben schon lange festgestellt, dass viele sich nicht angesprochen fühlen, wenn von "uns Frauen" die Rede ist – denn Frauen sind doch sehr verschieden. Mit den beiden Hauptfiguren "Rut und Noomi" des Frauensonntags wird das dieses Jahr zum Thema. Denn diese zwei Frauen sind in Not geraten, sind in einer patriarchalen Gesellschaft auf Männer angewiesen, die sie versorgen, die ihnen Recht und soziales Ansehen verschaffen.

Sie sind als Witwen ohne Kinder arm und gehören zu den "sozial Schwachen". Sie sind Migrantinnen, erst Noomi, ein "Wirtschaftsflüchtling" in Moab, und dann Rut, die als "Ausländerin" mit ihrer Schwiegermutter Noomi nach Betlehem kommt. Beide Frauen werden an ihrer Fähigkeit, Kinder zu bekommen, gemessen: Rut ist jung und kräftig, aber dadurch zugleich gefährdet. Noomi ist nach damaligen Maßstäben alt, zu alt, und unversorgt.

Die Unterschiede zwischen Frauen, je nach Herkunft, sozialem Status und Alter – auch dieses Thema bringt der Gottesdienst zu Rut und Noomi in die Gemeinden. Bei manchen spiegelt sich solche Vielfalt in der Gottesdienstgruppe, andere wissen um ihre Schwerpunkte und ihre Grenzen und blicken am Frauensonntag über ihre Kreise hinaus.

Der Gottesdienst zum Frauensonntag wird an vielen Orten in Bayern gefeiert, nicht nur am 30. März, sondern auch an anderen Terminen im Lauf des Jahres, vielleicht auch in Ihrer Nähe. Aktuelle Termine sind hier zu finden.

Kommentare

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Gabriele Keymling am So, 23.03.2025 - 13:12 Link

Leider funktioniert der Link zu den "Aktuellen Terminen" am Ende des Textes bei mir nicht. Ich wäre dankbar, wenn ich einen funktionierenden Link zu den Terminen per Email bekommen könnte.

Michael.Hoffma… am So, 23.03.2025 - 07:55 Link

Leider wird die Gleichbereichtigung viel zu viel auf Institusionelles konzentriert.

Das Wichtigste ist aber die Gleichberechtigung in der Familie, in der Partnerschaft.

Wer erledigt die Hausarbeit, z.B. Clo Putzen?
Wer betreut die Kinder?
Wer darf mehr Zeit für die Berufstätigkeit aufwenden?

Wenn diese Themen funktionieren würden in unserem Lande, dann würde sich die ganze weitere Gleichberechtigungs-Diskussion erübrigen. Und auch die besonderen Tage wie der Frauensonntag, Muttertag usw.

USchmidt am Mo, 17.03.2025 - 09:00 Link

Zum Kommentar von Florian Meier: Wir wollen"unser Ding machen", wie es Florian Meier ausdrückt, wollen aber, dass nicht immer mehr solcher Dinge institutionell abgeschafft oder nicht mehr finanziert werden. Und da müssen wir uns mit Menschen auseinandersetzten , die Fragen, "ob es das braucht".

Florian Meier am Mo, 17.03.2025 - 22:59 Link

Eben und genau darum ist es doch komisch, wenn Professorinnen der feministischen Theologie (im vorauseilenden Gehorsam?) diese Frage stellen. Wenn sie schon so zweifelnd daherkommen, was soll man dann von den Männerleut erwarten? Sich selber klein machen und die Opferrolle suchen ist unangebracht. So übel vielen Frauen in der Welt (Iran, Afghanistan, aber auch in manchen Bibelbelt) und teilweise auch bei uns noch mitgespielt wird: z. B. der Weltgebetstag muss sich nicht verstecken, gerade weil er Perspektiven einbringt, die sonst oft fehlen, weil er sich in vieler Hinsicht vom liturgischen Einheitsbrei abhebt und von der doch häufigen Selbstbeschau mit ein paar Fürbitten zum End. Natürlich braucht es den, am besten auch in 100 Jahren noch. Und Frauen sind in der Kirche eine Macht. Ohne sie läuft nicht viel. Warum also sich selbst nur hinterfragen und über finstere Mächte sinnieren, die einem die Freud verderben? Solche Opferrolle ist erlaubt, wo massiver Machtmissbrauch und Gewalt herrschen. Das ist aber bei der Organisation solcher Veranstaltungen nicht der Fall. Darüber entscheiden Synoden und Kirchenvorstände in denen viele Frauen sitzen und kein Papst oder monarchischer Bischof. Man kann dafür kämpfen und mit einem vollen Kirchenschiff und etwas für das "Geschäft" klappern. Wenn man aber schon selber mit Fragezeichen daherkommt wie soll das in Zeiten, wo Kirchen entwidmet und überall der Rotstift angesetzt wird überzeugen? Natürlich dient es vielleicht den Klickzahlen einen möglichst kontroversen Diskurs aufzumachen, aber der Sache dient es nicht immer. Wir diskutieren ja auch nicht, ob es angesichts des Klimawandels noch Osterfeuer und Kerzen braucht? Könnte man weglassen - ja eh, aber dann fehlt halt etwas ganz wichtiges. Einfach machen und wenn jemand motzt, bleibt der Kirchenkaffee eben kalt ;).

Florian Meier am Mo, 17.03.2025 - 08:20 Link

Frauensonntag, Weltgebetstag der Frauen, Weltfrauentag, Frauenquote... Liebe Frauen, macht Euer Ding, aber fragt nicht noch dauernd, ob es das braucht, und ob ihr benachteiligt seid. Das würden Männer nämlich nicht machen. Die gehen am Herrentag (wie er im Norden heißt) saufen oder haben ihren Spaß ohne dabei die Welt retten zu müssen und danach geht der übliche Dries weiter. Also feiert und entspannt Euch auch ein wenig und schätzt was ihr seid und könnt, aber glaubt nicht die besseren Menschen zu sein. Das hängt an dem, was man tut nicht wie man geboren wird.