Als Frank Wagner im September 2022 seinen Dienst als Pfarrer an der Christuskirche und Dekan in Donauwörth antrat wusste der Seelsorger, bald in die Rolle des Bauherrn schlüpfen zu müssen. Dass es so schnell gehen würde, überraschte ihn dann doch. "Vom Turm bröckelte der Putz, wir mussten reagieren", erinnert er sich an die ersten Monate im Amt.
Rund ein Jahr lang hatte es dann doch gedauert, bis im Januar 2024 endlich ein Gerüst aufgestellt wurde und es mit Sicherungsarbeiten losgehen konnte. Gleichzeitig wurden Schallschutzfenster im Glockenturm eingebaut. "Die Glocken sind bekanntlich immer zu laut", schmunzelt Wagner.
Zeitgleich fand sich aber auch ein Fundraising-Team aus der rund 5000 Köpfe großen Gemeinde zusammen, das erst einmal eruierte, was man sich außer Erhaltungsmaßnahmen eigentlich vorstellt. Im Flyer, der seit Monaten in und um die Christuskirche ausliegt, sind Barrierefreiheit, zeitgemäße technische Ausstattung und vor allem eine direkte Verbindung zum anliegenden Gemeindehaus als Ziele genannt.
Taufstein im Nirgendwo
Wagner wünscht sich konkret eine Abtrennung im Altarraum, wodurch auch kleinere Gottesdienste in der mit rund 350 Sitzplätzen recht großen Kirche in heimeligerem Rahmen gestaltet werden könnten. "Zudem gibt es Emporenplätze, von denen aus man rein gar nichts sieht. Der Taufstein steht im Nirgendwo, zum Abendmahl kann nur kommen, wer gut zu Fuß ist und die Treppen zum Altar hinaufsteigen kann", zählt der Dekan einige Punkte auf, die verbessert werden sollten.
Mit einem Berliner Architekturbüro habe man nach zähen Anfängen einen heimischen Architekten als Partner gefunden, mit dem man in enger Abstimmung mit dem Kirchenbauamt die Umbauten angehen will. Was schon so gut wie feststeht: Dort, wo jetzt noch vor der Kirche Autos parken, soll ein einladender Glasbau entstehen, der einen neuen Zugang unter der Orgel bildet und gleichzeitig die gewünschte Direktverbindung zum Gemeindehaus schafft.
Vom Schirm bis zum Mosaikstein
Wie viel das alles kosten wird, darüber hat Wagner noch keine konkreten Vorstellungen. Als Ziel, was die Gemeinde an Eigenmitteln beisteuern will, hat das Fundraising-Team die Summe von 333. 333,33 Euro angesetzt – "ein Drittel der ursprünglich prognostizierten Kosten", meint Wagner. Spenden kann man freilich immer, aber auch "Fanartikel" wie eine Tasse oder einen Regenschirm kaufen. Oder einen Mosaikstein für 333,33 Euro von einer örtlichen Künstlerin mit dem eigenen Namen versehen lassen, der dann Teil eines großen Mosaiks werden wird.
Diakonin Birgit Görmann vom Verwaltungszweckverband Donau-Ries begleitet die kreativen Ideen der Gemeinde als Fundraiserin. "Die entscheidende Grundlage ist, dass sich engagierte Menschen finden, die andere für das Projekt begeistern", sagt sie. Überrascht sei sie von Ideen wie zum Kirchenlogo farblich passende Bonbons und weiteren Lebensmittel gewesen. Bei einem Gemeindefest wurden kürzlich "einmalige Erlebnisse" wie ein persönliches Treffen mit dem Bürgermeister verlost.
Donauwörth ist zwar eine schwäbische Kleinstadt, aber es gibt dort viele Evangelische. Die Bevölkerungsstruktur der Stadt ist recht heterogen, die Kirchengemeinde ist vor Ort gut vernetzt und das Kirchengebäude liegt relativ zentral", beschreibt Görmann Voraussetzungen, die es in großen Teilen Mittelfrankens und Schwabens sonst nicht gibt. "Ich berate oft Gemeinden, in denen die Infrastruktur so schwach ist, dass es nur noch die Kirche im Ort gibt, noch nicht mal einen Geldautomaten", erklärt die Diakonin.
"Zur Sanierung der Christuskirche gibt es keine Alternative" ist ein zentraler Satz des Kirchenflyers. Und der verrät noch eine weitere Zukunftsidee: die Einrichtung einer Vesperkirche.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden