Die meisten schaffen 25 Jahre, manche auch 40 oder 50 - doch viel länger sind die wenigsten Sängerinnen oder Sänger in einem Kirchenchor dabei. Darüber kann Friedrich Heumüller aus Castell nur schmunzeln: Der 92-Jährige hat heuer die 75-Jahr-Marke im Kirchenchor seiner evangelischen Gemeinde geknackt. Das gibt es in ganz Bayern nur selten.

Auch deshalb wäre Chorleiterin Michaela Kaul das Jubiläum beinahe durchgerutscht. "So eine Zeitspanne, das ist fast schon einmalig", sagt sie. Geehrt wird Heumüller nun am 4. Mai nach dem Gottesdienst.

"Am Kirchenchor gefällt mir neben der Musik und den Texten vor allem die Gemeinschaft"

Herr Heumüller, Sie haben 1950 angefangen im Casteller Kirchenchor mitzumachen. Was begeistert Sie bis heute am gemeinsamen Singen?

Friedrich Heumüller: Musik hat bei uns in der Familie schon immer eine große Rolle gespielt. Ich habe Harmonium gelernt und Trompete, ich war bis zur Corona-Pandemie auch im Posaunenchor aktiv. Und Singen hat mir auch immer viel Freude gemacht. Auch meine Kinder sind sehr musikalisch. Bei uns zuhause wurde immerzu gesungen und musiziert. Am Kirchenchor gefällt mir neben der Musik und den Texten vor allem die Gemeinschaft, das Miteinander. Ich freue mich auf jeden Mittwochabend, wenn ich von meiner außerhalb gelegenen Mühle zur Chorprobe fahren kann!

Sie waren selbstständiger Landwirt und Müller, sie waren verheiratet und hatten Kinder - da musste der Chor doch sicher auch mal zeitweise zurückstehen?

Nein, ich war quasi ständig dabei. Mein Engagement in den Vereinen war mir immer sehr wichtig - ich habe ja immer schon etwas außerhalb in der Gründleinsmühle gelebt, deshalb waren mir soziale Kontakte in den Ort hinein wichtig. Egal, wie viel ich auf den Feldern oder in der Mühle zu tun hatte, die Chorprobe am Mittwochabend war und ist mir heilig. Ich bin einfach ein geselliger Mensch, mir würde neben der Musik das Miteinander fehlen. Das war früher schon so, obwohl ich verheiratet war und Kinder hatte - und jetzt, seit ich alleine lebe, sowieso.

"Auch neuere Lieder gefallen mir"

Wie hat sich denn das Singen im Chor in den vergangenen 75 Jahren verändert? Und was singen Sie eigentlich besonders gerne?

Früher war das natürlich alles ein bisschen strenger und reglementierter im Kirchenchor, heute geht es deutlich lustiger zu bei den Proben. Ich singe sehr gerne traditionelle Kirchenlieder, besonders mag ich "Wohl denen, die da wandeln" und "Lobe den Herrn meine Seele". Aber auch neuere Lieder gefallen mir. Nur mit englischen Texten tue ich mir etwas schwer, weil ich das ja nie in der Schule gelernt habe. Ich muss mir das dann mehrmals anhören und dann einfach nachsingen, dass es so ähnlich klingt.

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