Deshalb lädt die Evangelisch-Lutherische Kirche im Kirchenkreis Bayreuth zu zwei regionalen Impulstagen ein – am 24. Mai im Evangelischen Zentrum in Bayreuth und am 28. Juni im Gästehaus der Communität Christusbruderschaft Selbitz.
Hinter der Initiative steht Fundraising-Expertin Patricia Goldbach-Keim. Seit 2014 berät sie Kirchengemeinden bei der Suche nach neuen Finanzierungswegen. Sie weiß: "Viele Kirchenvorstände stehen nach der Wahl im vergangenen Herbst nun vor ihren ersten Haushaltsplanungen – und stellen erschrocken fest: Das Geld reicht nicht mehr." Was tun, wenn für die dringend benötigte Orgelrestaurierung oder die Sanierung des Pfarrhauses keine Mittel mehr da sind?
Ein klares Ziel suchen
"Es geht nicht darum, die Gemeindeglieder auszupressen, sondern um strategisch durchdachtes Fundraising", erklärt Goldbach-Keim. Die beiden Impulstage sollen insbesondere ehrenamtlich Engagierten Mut machen, sich mit dem Thema Fundraising vertraut zu machen. "Viele wissen gar nicht, was mit gut geplanter Öffentlichkeitsarbeit und einem klaren Ziel alles möglich ist."
Die Veranstaltungen richten sich vor allem an Kirchenvorstände, stehen aber auch anderen Interessierten offen. Beginn ist um 10 Uhr in Bayreuth, in Selbitz bereits um 9:30 Uhr, das Ende gegen 16 Uhr. Nach einem Impulsvortrag zur aktuellen finanziellen Lage der Landeskirche – ungeschönt, mit Zahlen, Daten und Fakten – folgen praxisnahe Workshops. Dort lernen die Teilnehmenden verschiedene Fundraising-Methoden kennen: Wie funktioniert ein Spendenaufruf? Wie gestalte ich einen ansprechenden Spendenbrief? Was sind realistische Ziele für kleine Gemeinden?
Die Regionalität nutzen bei Spendenaktionen
"Gerade kleinere, ländlich geprägte Gemeinden profitieren vom Fundraising", sagt Goldbach-Keim. Wer in der Region verwurzelt ist, kennt oft persönlich die Unterstützerinnen und Unterstützer – und weiß, wie sehr eine einzelne Spende etwas bewirken kann. "Man spendet nicht anonym. Wenn ich 50 Euro für ein Kirchenfenster gebe, kann ich meinem Enkel später sagen: ‚Der Opa hat das mitbezahlt.‘ Das schafft Identifikation."
Ein eindrucksvolles Beispiel aus ihrer Praxis ist eine Kirchengemeinde in Fechheim. Nach einem dramatischen Zwischenfall – ein Stück der Kirchendecke war heruntergefallen – musste die Michaelskirche sofort geschlossen werden. Zwar konnten öffentliche Mittel und Stiftungen einen Großteil der Sanierungskosten decken, aber es blieben rund 35.000 Euro offen. Die Lösung: Eine Fundraising-Aktion namens "Michael sucht Paten". Die Gemeinde ließ die Stuckdecke fotografieren, unterteilte diese in Puzzlestücke – und verpatete sie symbolisch. Vom kleinen Eck für einen Euro bis zum Großstück für 2.500 Euro war alles dabei. Die Idee ging auf: Innerhalb von neun Monaten war die Summe zusammen. Die Medien berichteten, das Engagement wuchs von selbst. "Sogar die Bewohner aus den Nachbardörfern haben sich gegenseitig überboten", erinnert sich Goldbach-Keim schmunzelnd.
Auch kleinere Aktionen profitieren von Fundraising
Doch Fundraising sei nicht nur für große Projekte geeignet. Auch kleinere Maßnahmen lassen sich umsetzen – etwa über das sogenannte Weihnachtsmailing. Dabei handelt es sich um eine landesweite Spendenbriefaktion der Landeskirche. Gemeinden können ihr Projekt einspeisen, die Fundraising-Profis kümmern sich um Gestaltung, Druck und Versand. "Die Gemeinde pflegt nur ein Logo, ein paar Texte, ein Fotos und die Unterschrift in ein Online-Portal ein. Wir organisieren den Rest."
Gute Vorbereitung ist dabei das A und O. Wer erst wenige Wochen vor Projektstart anklopft, bringt nicht nur sich selbst unter Zeitdruck, sondern auch die Beraterinnen. "Idealerweise beginnen wir ein Jahr im Voraus, damit auch Stiftungsgelder beantragt werden können", sagt Goldbach-Keim. Sie kennt aber auch das andere Extrem: "Manche Gemeinden sind so motiviert, dass ich sie fast bremsen muss – damit sie sich nicht verzetteln."
Unterstützung kommt aus ganz Bayern
Bei den Impulstagen steht ein Team erfahrener Fundraising-Fachleute zur Verfügung: Stefan Kern (Würzburg), Reinhard Jungwirth (Ansbach), Birgit Görmann (Nördlingen), Gregor Jungheim (Bayreuth) und Martin Weindl ( Regensburg) begleiten die Workshops gemeinsam mit Goldbach-Keim. Alle arbeiten im Kompetenzzentrum Fundraising der bayerischen Landeskirche und bringen vielfältige Projekterfahrungen mit.
Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich rasch anmelden – die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Für Bayreuth ist der Anmeldeschluss der 16. Mai 2025, für Selbitz der 14. Juni. Die Anmeldung erfolgt online über die Evangelischen Termine:
- Bayreuth (24. Mai): www.evangelische-termine.de/d-7274625
- Selbitz (28. Juni): www.evangelische-termine.de/d-7494550
Weitere Informationen gibt es direkt bei Patricia Goldbach-Keim per E-Mail an patricia.goldbach-keim@elkb.de oder telefonisch unter 0921/596840.
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