Liebe Schieders, wie organisieren Sie denn die Arbeit von Memmingen aus mit dem Augsburger Büro?

Christoph Schieder: Uns kommt es vor allem auf die Mitarbeitenden im Kirchenkreis an. Und es ist ein großes Plus, dass das Kirchenkreisbüro stabil geblieben ist. Die Mitarbeitenden hier sind wie der Fels in der Brandung und zuverlässig mit uns im Kontakt. Unsere Aufgabe ist es, die Prozesse im Kirchenkreis weiter am Laufen zu halten. Dazu kommen wir ein bis zwei Mal die Woche nach Augsburg, telefonieren unter der Woche öfter, manchmal mehrmals täglich. Wir organisieren die Dekanekonferenzen und stehen im ständigen Austausch mit dem Dekanekollegium. Mit den Kolleginnen und Kollegen überlegen wir gemeinsam, wer welches Thema und welchen Termin übernehmen könnte.

Wir beide haben in der Fläche des Kirchenkreises nicht die repräsentative Qualität, wie es ein Regionalbischof Axel Piper hatte. Der Dekan von Augsburg ist in der Stadt bekannter und übernimmt daher manche Termine vor Ort. Wir stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung, wenn etwa Personalfragen in den Gemeinden auftauchen. Und dann sind wir in München in der Personalkommission und den offenen Sitzungen des Landeskirchenrats mit dabei. Dort versuchen wir die Belange des Kirchenkreises Augsburg gut zu vertreten.

Zum 1. März ging der Augsburger Kirchenkreis im neuen auf. Funktioniert das mit den Zuständigkeiten weiter?

Claudia Schieder: Natürlich sind wir auch jetzt schon im Vorfeld in Gesprächen, um genau das zu klären. In der Dekanerunde haben wir eine Liste mit Themen erarbeitet, die bisher mit dem Regionalbischof in Augsburg besprochen wurden. Wir haben uns überlegt, wie man diese Themen aus unserer Sicht sinnvoll aufteilen könnte, wer wofür zuständig ist. Diese Liste wurde bereits mit den Regionalbischöfen Stiegler und Prieto Peral besprochen. Tatsächlich lassen sich manche Aufgabenbereiche jetzt schon gut zuordnen. Manches wird später in der Situation geklärt werden können. Wir versuchen einen guten Weg mit guter Kommunikation zu gehen.

Hinter all diesen Bewegungen stehen ja auch immer Menschen ...

Christoph Schieder: Sie sind das Wichtigste. Wenn wir ab 1. März einen Kirchenkreis haben, muss eine klare und enge Kommunikation zwischen den beiden Regionalbischöfen und den drei Büros stattfinden, sodass wir immer auf dem Laufenden sind, nah an den Themen vor Ort um kompetent mit einer Stimme sprechen zu können. Das kostet natürlich Zeit. Aber ich gehe schon davon aus, dass ab dem 1. März die "Hüte" wieder klar verteilt sind.

Wie fühlt sich das an, derzeit verschiedene Hüte aufzuhaben?

Claudia Schieder: Es ist interessant und bereichernd, auch mal in einer anderen Rolle unterwegs zu sein. Zum Beispiel Gespräche mit Dienstanfängern, Diakonen, Religionspädagogen oder Vikaren zu führen, die gerne in den Kirchenkreis wechseln wollen. Christoph Burger bereitet uns mit dem Büro immer gut darauf vor, was ansteht, welche Termine kommen oder wo welche Kontakte zu pflegen und zu halten sind. Das klappt auch deswegen gut, weil wir mit den Dekanskolleginnen und -kollegen ein sehr offenes Miteinander pflegen.

Herr Burger, auch für Sie und Ihr Team sind diese Wochen ungewöhnlich. Hat Sie etwas überrascht?

Christoph Burger: Wenn es eine Überraschung gab, dann wahrscheinlich die, dass Kommunikation in der Vakanz-Situation so viel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist gerade meine Hauptaufgabe, so würde ich es beschreiben, dass die Kommunikation am Laufen bleibt, Informationsfäden so weitergegeben werden können, dass es keinen Abbruch gibt, sondern eine kontinuierliche Entwicklung bzw. entsprechende Entscheidungen. An manchen Tagen sind da halt auch mal sechs Telefonate zwischen Schieders und mir nötig.

Wie geht es denn jetzt im Regionalbischofsbüro weiter ab dem 1. März?

Christoph Schieder: Geplant ist, dass das Büro als Standort erhalten bleibt. Das Büro des Regionalbischofs ist eine Außenstelle des Landeskirchenamts und ist zuständig für die Kommunikation in dieser Region der Landeskirche. Daher bleiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch weiterhin in Augsburg und werden von dort aus die beiden Regionalbischöfe unterstützen bei den Aufgaben, die hier in der Region zu erledigen sind. Wie das vonstattengeht, ist im Einzelnen noch zu klären: ob sich eine regionale Aufteilung anbietet oder eine funktionale Schwerpunktsetzung, muss im Frühjahr weiter besprochen werden.

Christoph Burger: Wir bleiben in dem Gebäude und im Büro. Auch mit dem Hintergrund, dass Thomas Prieto Peral und Klaus Stiegler ja vor Ort eine Anlaufstelle brauchen, um die Kontakte zu pflegen und Ansprechpartner angemessen treffen zu können. Das kann nicht alles von den Büros in München und in Regensburg noch mitgemacht werden. Es ist auch eine Erkenntnis, dass gut gewachsene Beziehungen und persönliche Kontakte über die letzten Jahre in der Zeit von Axel Piper, das Arbeiten in der Region und auch mit den Partnern, wie der Regierung von Schwaben, der Stadt Augsburg oder den Landräten einfacher macht. Das wollen wir weiter erhalten und das wird auch immer eine meiner Aufgaben sein, zusammen mit den beiden Sekretärinnen. Wir verstehen uns als ein Büro mit drei Standorten, und wir sind der Standort in Augsburg. Es wird auch eine Klausur der Büros untereinander geben, wie man da gut zusammenarbeitet.

Demnach ist der Standort Ulrichseck also nicht gefährdet?

Christoph Burger: Die Arbeit bleibt ja und wird nicht von jetzt auf gleich eine ganz andere werden. Das Entscheidende wird natürlich sein, dass die Landessynode eine Aufgabenkritik für die Aufgaben der Regionalbischöfe beschlossen hat. Wenn diese irgendwann gemacht wurde, wird man sehen können und müssen, wie die Büros dann weiter aufgestellt sind oder ob es die Zahl der Büros braucht. Wir in Augsburg machen uns da im Moment keine Sorgen, weil wir Rückenstärkung und Bestätigung durch OKR Klaus Stiegler haben.

Für Sie als Memminger Dekane geht es dann gleich weiter in das Jubiläumsjahr des Bauernkriegs. Was werden Sie von diesem halben, intensiven Jahr als Regionalbischöfe mitnehmen?

Claudia Schieder: Es ist eine interessante Erfahrung, mit vielen schönen Seiten! Aber wir freuen uns auch darauf, uns in Memmingen wieder auf die Arbeit vor Ort konzentrieren zu können. Die zusätzlichen Aufgaben neben den bisherigen zu erfüllen, konnten wir auch leisten, weil wir die Vertretung zu zweit übernommen haben. Was uns als Aufgabe zusammen mit den Kollegen und Kolleginnen bleiben wird, ist die Begleitung des Prozesses der Umstrukturierung. Eventuell sind wir da anfangs noch ein wenig mehr gefordert als die Kollegen aus den anderen Kirchenkreisen Regensburg und München. Für die ändert sich gefühlt erst einmal nichts, weil ja die Büros und die Regionalbischöfe vor Ort bleiben. Ich glaube schon, dass wir im ehemaligen Kirchenkreis Augsburg besonders gefordert sind, auch mal den Finger zu heben, sollte jemand das Gefühl haben, übersehen oder vereinnahmt zu werden. Dieses zusätzliche Mitdenken sind wir beide bereit weiterzuleisten, als Dekane im Kollegium aus dem Ex-Kirchenkreis Augsburg.

Es gibt kritische Stimmen, die mit dem Wegfall des Regionalbischofs in Augsburg ein Äquivalent zum katholischen Bischof vermissen. Geht das Evangelische jetzt ein bisschen unter in der Stadt?

Christoph Schieder: Die ökumenische Arbeit ist tief in der Stadt verwurzelt. Man muss da ein wenig zwischen der Stadt Augsburg und dem Bistum unterscheiden. In der Stadt sind die beiden Dekane wichtige ökumenische Player. Dekan Frank Kreiselmeier ist auch der Ökumenebeauftragte im Kirchenkreis und pflegt in seiner Doppelfunktion hervorragende Kontakte. Gut protestantisch würde ich sagen: Das evangelische Profil wird nicht durch eine hierarchische Position verkörpert, sondern durch ein gutes Miteinander von Personen und deren theologische Kompetenz. Diese ist weiterhin in Augsburg vorhanden. Und wenn es mal "bischöflich" werden muss, gibt’s ja die beiden Regionalbischöfe.

Christoph Burger: Den Themenschwerpunkt Ökumene wird Thomas Prieto Peral übernehmen, weil er ja ohnehin schon das Gegenüber vom katholischen Augsburger Bischof Bertram Meier in Oberbayern ist. Dass sich jetzt schon etwas ändert an der ökumenischen Landschaft in Augsburg, sieht man vielleicht schon daran, dass es dieses Jahr keinen bischöflichen Gottesdienst der ACK in Augsburg zur Gebetswoche für die Einheit der Christen gibt. Das machen nun lokale, andere Vertreter der Ökumene in Augsburg.

Christoph Schieder: Man darf bei allem nicht vergessen: Der Kirchenkreis Augsburg ist der jüngste in Bayern und erst 1971 entstanden. Für die Gründung gab es damals gute Gründe. Aber: Auch vorher war Augsburg präsent und prägend in ökumenischer Dimension, auch als es hier noch keinen Regionalbischof gab.

2030 steht mit dem 500-jährigen Jubiläum der Confessio Augustana ein wichtiges, protestantisches Ereignis an.

Christoph Schieder: Natürlich muss die Rolle von Augsburg stark gemacht werden und seine historische Bedeutung ins Zentrum gerückt werden. Da braucht es die konzentrierte Zusammenarbeit von EKD, Landeskirche und allen, die verantwortlich sind, damit dieses Jubiläum auch würdig gefeiert werden kann.

Christoph Burger: Es wird ab dem 1. Januar 2026 auch eine Stelle in Augsburg geben, die alle Interessen sammeln und die Angebote für das Jubiläum 2030 koordinieren soll. Es soll eine Ansprechstelle vor Ort in Augsburg geben, um die verschiedenen Interessenlagen zusammenzuführen und für ein gutes Setting mit der Stadt und/oder der Diözese Augsburg zu sorgen. Zusammen mit den anderen Partnern aus der Ökumene, wie den Mennoniten, Baptisten und anderen wollen wir 2030 feiern.

Christoph Burger
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