Statt nach dem "Gießkannenprinzip" alle Bürger in gleichem Maße zu bedenken, müssten jetzt "die, die wenig haben, eine richtig satte Entlastung bekommen", sagte Kurschus in Dortmund. Sie bräuchten "Unterstützung von denen, die mehr haben". Das Prinzip "Jedem das Gleiche" könne manchmal furchtbar ungerecht sein.

Viele wissen nicht, wie sie heizen sollen

"Wir blicken auf einen Herbst und einen Winter, vielleicht auch auf ganze Jahre, wo viele in unserer Bevölkerung gar nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen, wie sie heizen sollen", sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

"Wir haben jetzt die Leute an der Armutsgrenze zu unterstützen."

Es sei zu befürchten, dass es für viele Menschen "wirklich ans Existenzminimum geht". Die Kirche werde daher in dieser Frage laut ihre Stimme erheben.

Biblischen Auftrag erfüllen

"Wir haben den Auftrag, an der Seite der Armen zu sein", betonte die westfälische Präses. Diesen biblischen Auftrag wolle die evangelische Kirche durch diakonischen Einsatz erfüllen, etwa mit Wärmeräumen und Essensausgaben, aber auch durch Forderungen an den Staat.

"Da werden wir laut werden",

kündigte die EKD-Ratsvorsitzende an.

Drittes Entlastungspaket soll kommen

Angesichts anhaltender Inflation und hoher Energiepreise hatte die Bundesregierung zwei sogenannte Entlastungspakete geschnürt. Zunächst waren die EEG-Umlage abgeschafft sowie ein Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger und Steuererleichterungen beschlossen worden.

Im zweiten Paket folgten das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr, das Ende August ausläuft, der Tankrabatt, die Energiepauschale von 300 Euro für einkommensteuerpflichtige Erwerbstätige, eine Einmalzahlung pro Kind von 100 Euro und in Höhe von 200 Euro für Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen. Ein drittes Entlastungspaket ist in Arbeit.