Die alleinerziehende Mutter Sybille Horn (Name geändert) blickt mit Sorge auf die Einschulung ihrer jüngsten Tochter. Denn sie ist mit hohen Kosten verbunden. "Ich wohne auf dem Dorf und unsere Grundschule ist dafür bekannt, sehr hohe Anforderungen zu stellen", sagt die 35-Jährige, die in der Nähe von Offenburg lebt.

Lange und teure Liste mit Neuanschaffungen

Dementsprechend lang sei auch die Liste mit geforderten Anschaffungen. "Das ist eine ganze DIN-A4 Seite. Nur für die erste Klasse", sagt die Mutter von drei Kindern im Alter von 6, 9 und 15 Jahren. Gebraucht werden nicht nur Filz-, Folien- und Wachsstifte, sondern auch Knete, Bastelunterlagen, Schnellhefter und Buchständer.

In der Schule ihres Ältesten hingegen wurden all diese Dinge gestellt. Der Neunjährige habe zwar bereits die Grundausstattung, aber auch hier müssen Hefte, Stifte und Heftumschläge ersetzt werden.

Eltern müssen zwischen 200 und 300 Euro für Schulstart einplanen

Einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov für die Online-Handelsplattform Ebay zufolge geben Eltern im Schnitt zwischen 200 und 299 Euro für den Schulstart ihrer Kinder aus. Bei fünf Prozent der befragten Haushalte waren es sogar über 1.000 Euro. Für jede vierte Familie ist das eine finanzielle Herausforderung. Für Armutsbetroffene gebe es meist nur eine Lösung: gebraucht kaufen. So gaben im Juli 13 Prozent der Befragten an, Schulranzen und Federmäppchen aus zweiter Hand zu erwerben.

Das Bundesfamilienministerium unterstützt Eltern, die entweder Wohngeld oder Kinderzuschlag erhalten. Im Paket "Bildung und Teilhabe" sind für die Ausstattung mit Schulbedarf 156 Euro pro Schuljahr vorgesehen, wie das Ministerium auf seiner Homepage berichtet. Auch Hartz-IV-Familien erhalten pro Kind 156 Euro für Schulmaterial.

Hilfe reicht bei weitem nicht aus

Laut Sybille Horn reicht das bei weitem nicht aus. Obwohl Baden-Württemberg Lehrmittelfreiheit habe, kämen noch acht Euro für Kunstmaterialien und 25 Euro für Mathe-Übungshefte und Kopien obendrauf - verpflichtend zu zahlen am ersten Elternabend. Geld für die Klassenkasse kommt noch hinzu. "Das ist alles nicht mehr zu stemmen", sagt die Mutter.

Horn wollte ursprünglich Gymnasiallehrerin werden. In diesem Beruf kann sie jedoch aufgrund einer chronischen Erkrankung nicht arbeiten.

"Ich habe katholische Theologie, Geschichte und Latein studiert. Aber wegen meiner Behinderung war ich jahrelang krankgeschrieben und beginne im September eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten."

Mit Ausbildungsbeginn rutsche sie aus Hartz IV heraus. Ihr Großer hat gerade einen Hauptschulabschluss gemacht und wechselt auf die Berufsfachschule für die Mittlere Reife.

"Wer weiß schon, was er dort alles benötigen wird. Und was ich brauche, weiß ich ja auch noch nicht."

Das alles zusammen sei einfach zu teuer und zu unberechenbar.

Enorme Belastung auch für Patchwork-Familien

Auch für Patchwork-Familien stellt der Schulanfang eine enorme Belastung dar. Maja Buchenwald (Name geändert) aus Hannover ist Mutter von zwei Kindern, ihr Ehemann hat ebenfalls zwei Kinder in die Ehe gebracht. Zwei der vier Kinder leben in dem gemeinsamen Haushalt, drei der vier gehen zur Schule. "Mein Mann arbeitet Vollzeit, aber ist hoch verschuldet durch Unterhaltszahlungen und nicht gezahlte Kredite seiner Ex-Frau, bei denen er mithaften musste", sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau.

Der 40-Stunden-Job ihres Mannes reiche kaum aus, um die Familie zu ernähren. Die 47-Jährige kann aufgrund einer Erkrankung nicht arbeiten. "Mir geht es gesundheitlich sehr schlecht. Ich beziehe eine Erwerbsminderungsrente von weniger als 800 Euro im Monat." Zudem gibt es in Niedersachsen keine Schulbuchbefreiung.

Das bedeutet, die Familie muss für sämtliche Materialien und Bücher selbst aufkommen:

"Weil mein Mann angeblich ein zu hohes Bruttogehalt bezieht, erhalten wir keine zusätzlichen Gelder."