Die Berichterstattung über einen Beschluss der Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den zurückliegenden Wochen hohe Wellen geschlagen. Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch vegetarische Gerichte geben. "Zur Bewahrung der Schöpfung" möchte die evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch verzichten, so wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert. 

Landwirte reagieren fassungslos

Bei den Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für "Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit" gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.

Ergebnis: Man wolle künftig miteinander und nicht übereinander reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus Massentierhaltung stammt.

Man wolle fortan auf Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch verzichten, als Billigfleisch zu nehmen.

"Wir wollten die Landwirtschaft nicht als böse darstellen",

so Eileen Hempfling.

Enge Verbindung zur Kirche

Die Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße, dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann könne man das so nicht stehen lassen.

"Dass uns viele Organisationen immer wieder gerne in die Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die Kirche auch daran beteiligt, das ist neu",

so der Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur Kirche hätten.

Das Ganze sei schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung sei es vielmehr gewesen, die heimische Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich Hohenberger.

Sind die Medien schuld?

Nach Ansicht des Dekans ist Berichterstattung in den Medien schuld. Man sollte deshalb miteinander reden und nicht übereinander.

"Es war nie unsere Absicht, einen ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen",

sagte Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass sie einen ganz großen Beitrag für die Lebensgrundlagen von uns allen leisten.

Wenn tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Bei Kindern sei eine reine vegetarische Ernährung aber fraglich.