In Festtagsfreude und mit großem Stolz ist am Mittwoch die neue Synagoge in Regensburg eingeweiht worden. Drei Rabbiner trugen die Thorarollen aus dem alten Betsaal in den Thoraschrank der neuen Synagoge: Mit diesem symbolischen Akt sowie fröhlichen Gesängen vollzogen sie die Weihe des neuen Gotteshauses. "Mit großer Freude und Erregung geben wir bekannt, dass wir das wunderbare Ereignis miterleben dürfen, dass die vor 80 Jahren zerstörte Synagoge wieder aus der Asche auferstanden ist", sagte der Regensburger Rabbiner Josef Chaim Bloch. Während der Rabbiner seine Segenssprüche singend vortrug, küssten Männer mit Kippa die Thorarollen zu Klezmer-Musik.

Die jüdische Gemeinde musste lange auf ihre neue Synagoge warten: Der Neubau erfolgte auf demselben Grundstück, auf dem die Synagoge von 1912 stand, die von den Nationalsozialisten beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurde. Nach den Worten von Zentralratspräsident Josef Schuster hat die jüdische Gemeinde Regensburg "ihr Herzstück" wieder: "Nicht der Gemeindesaal, nicht die Bibliothek, nein: Die Synagoge ist das Zentrum einer Gemeinde." Ermöglicht wurde das Neun-Millionen-Projekt nicht nur durch die jüdische Gemeinde. Auch die Stadt Regensburg, der Freistaat Bayern, der Bund und viele engagierte Bürger halfen mit, dass Regensburg wieder eine Synagoge bekam.

Einweihung Synagoge Regensburg
Im Eingangsbereich hängt jetzt das Rose Ausländer-Gedicht “Vergesst nicht Freunde, wir reisen gemeinsam“.

"Sie setzten damit ein deutliches Zeichen - ein Zeichen für Zusammenhalt, für Vielfalt und Toleranz", sagte Schuster. Die Eröffnung der neuen Synagoge stehe sinnbildlich für eine Aufbruchstimmung, die er gerade auch bei den jüngeren Gemeindemitgliedern verspüre. Der Neubau stehe dafür, dass das Judentum in dieser Stadt eine Zukunft habe - trotz eines heute wieder zutage tretenden Antisemitismus.

Die Regensburger Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Ilse Danziger, betonte, dass sie "mit Stolz und Genugtuung" die Eröffnung der Synagoge erlebe. Vier Generationen später könne man endlich wieder eine Synagoge einweihen, nachdem ihr Vorgängerbau 1938 in Flammen aufging, in Folge der Terrorkommandos deutscher Nationalsozialisten. Danziger nannte das neue Gebäude "ein architektonische Meisterwerk", das in drei Jahren Bauzeit entstanden sei.

Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hob in seiner Rede die "Bedeutung eines blühenden jüdischen Lebens in Bayern" hervor. Synagogen seien "Orte der Vielfalt, des Friedens und der Toleranz". Dass Regensburg wieder eine Synagoge habe, sei ein Freudentag und Glückstag "nicht nur für die jüdische Gemeinde, sondern für uns alle in Bayern". Umso dankbarer sei man, "dass trotz der Barbarei und Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus" Juden nach 1945 hier wieder eine Heimat gefunden hätten. "Die Shoah ist und bleibt das größte Verbrechen und eine Schande der deutschen Geschichte."

Der katholische Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bat um Vergebung für das, was Juden in Deutschland angetan wurde. "Es schmerzt uns, dass die Kirche und die Christen sich nicht vor sie gestellt haben und nicht den Mut hatten, sich mit den jüdischen Bürgern zu solidarisieren", sagte Voderholzer. Der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss rief die Anwesenden auf "zur Solidarität mit Juden, die sie nötig haben und über die wir als Christen überhaupt keine Zweifel mehr aufkommen lassen wollen", sagte Weiss.

Dieter Weber vom Förderverein Neue Synagoge legte dar, dass die Regensburger versucht hätten, den jüdischen Bürgern "Stein für Stein ihr Gotteshaus zurückzugeben", indem sie Spenden sammelten. Mit 950.000 Euro hätten sie den Bau bislang unterstützen können, "aber das reicht noch nicht", betonte Weber. Durch den Zuzug aus den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion ist die jüdische Gemeinde auf rund 1.000 Mitglieder angewachsen. Als die Räume im alten Gemeindezentrum zu klein wurden, entschloss sich die jüdische Gemeinde zum Neubau. Unter den 13 jüdischen Gemeinden in Bayern sei Regensburg heute die viertgrößte.

Die Eröffnung der neuen Synagoge erfolgte fast auf den Tag genau 500 Jahre nachdem Regensburger Bürger die Juden aus der Stadt vertrieben. Damals wurden mehrere Hundert jüdische Frauen, Männer und Kinder zwangsdeportiert. Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube gab am Rande der Feierlichkeiten seiner Hoffnung Ausdruck, "dass die Synagoge immer so voller Menschen sein mag wie am heutigen Tag".