Als kirchlicher Finanzchef hatte es Erich Theodor Barzen (53) hauptsächlich mit den "Sieben fetten Jahre" zu tun, in denen sich die evangelische Landeskirche auf sprudelnde Einnahmen stützen konnte.

Diese gute Ausgangsbasis nutzte der Jurist, der zum 1, November aus eigenen Stücken sein Führungsamt niederlegt, für eine solide, vorausschauende Finanzpolitik.

Finanzpolitik der Kirche

Denn er begrenzte trotz guter Kassenlage die Ausgaben und sorgte mit dem Planungsinstrument der "Vorsteuerung" für finanzielle Engpässe vor. Damit sollten in der Kirche in den guten Jahren Strukturkosten verhindert werden, die später zu dauerhaften Finanzlücken hätten führen können.

Dass sich diese Praxis bereits in der Corona-Krise mit zurückgehenden Einnahmen für die Kirche bewähren würde, konnte damals noch niemand ahnen.

Werdegang von Erich Theodor Barzen

Barzen trat 2013 sein kirchliches Amt als Quereinsteiger an. Er wechselte von dem Energieunternehmen E.ON, in dem er mit den Schwerpunkten Gesellschafts- und Bilanzrecht sowie Unternehmenskauf tätig war, ins Landeskirchenamt.

In die Organisationszentrale der 2,3 Millionen bayerischer Protestanten brachte Barzen nicht nur in die eher dezente kirchliche Kleiderordnung etwas ungewohnte bunte Krawatten mit, sondern auch die Perspektive von Außen. Diese Sicht schärfte wohl seinen Blick für die finanziellen Risiken der kirchlichen Strukturen.

Initiativen Barzens

Da die Versorgungsleistungen in der Kirche, also die Pensionen der Pfarrer und Kirchenbeamten, immer stärker zu Buche schlugen und damit auf Dauer die Handlungsfähigkeit der Kirche insgesamt gefährden könnten, schlug Barzen bereits 2016 vor, die Gewichtung der Altersversorgung im Verhältnis zu den anderen kirchlichen Aufgaben stärker ins Blickfeld zu rücken.

Dieser Vorschlag, der zu Änderungen bei den Pensionen hätte führen können, stieß auf eine kritische Diskussion innerhalb der Pfarrerschaft und wurde erst mal hintangestellt.

Soziale Orientierung

Die Kirche war Barzen aber bereits vor seinem beruflichen Einstieg aus ehrenamtlichen Engagement vertraut. In seiner Heimatstadt Hannover hat der Vater zweier inzwischen erwachsener Töchter die "Hannöversche Tafel" mitbegründet, er organisierte ehrenamtlich Gesprächskreise mit Strafgefangenen und initiierte an der Münchner Lukaskirche Kindergottesdienste.

Diese soziale Orientierung brachte er auch in sein kirchliches Führungsamt ein: Als Finanzchef habe Barzen sozial-ethische Akzente gesetzt und die Investments der Kirche nach ethischen Kriterien und dem Prinzip der Nachhaltigkeit vorgenommen, wie Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei der Verabschiedung Barzens am Mittwoch in der Münchner Markuskirche sagte.

Abschiedsgottesdienst in München

In seiner Dankesrede betonte Barzen, dass in der Kirche auch der Umgang mit Geld und Finanzen unter den biblischen Auftrag gestellt werden müsse.

Ein weiteres Anliegen war es Barzen, die Wohnsituation in Ballungsräumen zu verbessern. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Siedlungswerks Bayern (esw) trug er dazu bei, dass bezahlbare Wohnungen entstanden.

Womöglich geht Barzen sogar als Stadtentwickler in die Geschichte Nürnbergs ein, weil er dort ein Immobilien-Großprojekt mitangeschoben hatte: Nach den Planungen könnte aus der ehemaligen Oberpostdirektion, ein Betonbau aus den 70er-Jahren, der "Evangelische Campus Nürnberg" (ECN) werden.

Dadurch könne aus der "größten Bausünde in der Nachkriegsgeschichte Nürnbergs" in einem reizvollen Prozess ein offenes, einladendes Haus werden, sagte der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein in einem Grußwort für den esw-Aufsichtsrat.

Bisher ist noch nicht bekannt, zu welchen neuen beruflichen Ufern sich Barzen aufmachen wird. Allerdings wird er auch weiterhin seiner Kirche verbunden bleiben, die für Barzen nicht ein Arbeitgeber, sondern auch ein "Herzensort" gewesen sei, wie Bischof Bedford-Strohm bei der Verabschiedung sagte.