Die bayerische evangelische Landesjugendkatorei soll eine neue Heimat für junge, ambitionierte Sängerinnen und Sänger zwischen 16 und 26 Jahren werden. Am 18. und 19. Oktober finden in Nürnberg und Augsburg Vorsingen statt.
Eppelein hatte die Idee: "Andere Landeskirchen haben längst Landesjugendkantoreien – nur die große bayerische Landeskirche nicht. Dabei gibt es doch auch einen Landesjugendposaunenchor. Warum also kein Pendant für die Singenden?" Seine Begeisterung kommt von eigener Erfahrung. Als er noch in Baden tätig war, erlebte er ein Konzert der dortigen Landesjugendkantorei: "Das Niveau, die Energie, die Freude – das hat mich umgehauen. Da habe ich mir gedacht: Das brauchen wir in Bayern auch."
Die Landesjugendkantorei soll kein Konkurrenzangebot zu Schul- oder Gemeindechören sein, sondern eine Ergänzung. "Wir richten uns an diejenigen, die im eigenen Chor vielleicht unterfordert sind, die Lust haben, noch mehr zu lernen und auf höherem Niveau zu musizieren", erklärt Eppelein. "Das sind Jugendliche, die sowieso jede Woche im Chor vor Ort singen – und zusätzlich dreimal im Jahr bei uns."
Breit aufgestelltes Team
Das Leitungsteam ist bewusst breit aufgestellt. Neben Eppelein, der die konzeptionelle Entwicklung vorantreibt, bringt jede der beiden Frauen eigene Stärken ein. Christiane Thamm ist Schulmusikerin an einem musischen Gymnasium in Kempten. Sie kennt die Arbeit mit Jugendlichen aus dem Alltag. "Mich begeistert die Chance, jungen Leuten über den regionalen Rahmen hinaus ein Angebot zu machen. Sie sollen sich ausprobieren können, auf hohem Niveau und mit anderen, die genauso brennen wie sie selbst." Neben organisatorischen Aufgaben übernimmt Thamm vor allem die soziale Begleitung: "Bei Probenwochenenden wird nicht nur gesungen – da wird gespielt, gelacht, Gemeinschaft gelebt. Diese Mischung ist mir wichtig."
Corinne Achermann, gebürtige Schweizerin, lebt in München und ist als Sängerin und Gesangspädagogin tätig. Ihre Rolle im Team beschreibt sie so: "Ich bringe die sängerische und stimmtechnische Seite ein. Mir ist wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, wie sie mit ihrer Stimme umgehen können – ob solistisch oder im Chor." Auch für sie ist die Motivation persönlich: "Ich habe selbst erlebt, wie prägend es ist, in jungen Jahren überregionale Ensembles kennenzulernen. Diese Erfahrungen möchte ich weitergeben."
Eppelein betont, wie entscheidend diese beiden Mitstreiterinnen sind: "Ich habe ihnen die Idee erzählt, ohne Honorar oder Bedingungen – und beide haben sofort gesagt: ›Du rennst offene Türen ein.‹ Das hat mich unglaublich motiviert."
Von 16 bis 26
Die Altersgruppe ist bewusst gewählt: 16 bis 26 Jahre. Bewerben können sich auch 15-Jährige, die bald 16 werden. "Das ist die Spanne, in der junge Leute Schule abschließen, ins Studium oder in die Ausbildung starten – eine Zeit voller Umbrüche", sagt Achermann. "Ein Chor kann da Halt geben, Freundschaften schaffen, die über Jahre tragen."
Wichtig ist den dreien, dass die Jugendlichen nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich profitieren. "Es geht darum, überregional Gleichgesinnte zu treffen, die genauso leidenschaftlich sind. Das beflügelt – das habe ich selbst auf Musikfreizeiten erlebt", erinnert sich Eppelein.
Die Landesjugendkantorei plant drei Arbeitsphasen pro Jahr – jeweils von Freitag bis Sonntag an wechselnden Orten in Bayern. Geprobt wird intensiv, vorbereitet durch Notenmaterial, das im Vorfeld verschickt wird. "Am Ende steht idealerweise ein Konzert oder ein Auftritt im Gottesdienst", erklärt Thamm. "Das erste Wochenende wird sicher noch dem Kennenlernen dienen, aber danach wollen wir regelmäßig öffentlich auftreten."
Musikalisch reicht die Spannbreite von alter Kirchenmusik bis hin zu moderner geistlicher Popularmusik. "Wir wollen das ganze Spektrum abbilden", sagt Eppelein. "Aber das genaue Programm hängt natürlich von den Stimmen ab, die wir gewinnen." Aktuell suchen die Initiatorinnen und Initiatoren noch dringend männliche Sänger, damit die Chorstimmen ausgeglichen sind.
Alle drei betonen, dass sie das Projekt ehrenamtlich tragen. "Es ist keine Sache des Geldes", sagt Eppelein. "Wir machen das, weil wir jungen Menschen etwas weitergeben wollen – von dem, was uns selbst geprägt hat." Thamm ergänzt: "Es ist ein Geschenk, wenn wir Jugendlichen diese Chancen eröffnen können." Und Achermann sieht es auch als Gegenentwurf zu mancher Skepsis: "Oft heißt es, Singen sei schwierig, gerade für junge Erwachsene. Wir wollen zeigen: Nein – es macht Spaß, gibt Kraft und verbindet."
Bevor die Proben starten können, müssen die Stimmen gefunden werden. Zwei Vorsing-Termine sind bereits angesetzt: Samstag, 18. Oktober, von 10 bis 18 Uhr in Nürnberg, Haus der Kirchenmusik (Weiltinger Straße 17), und am Sonntag, 19. Oktober, 14 bis 18 Uhr im Augustanasaal Augsburg. Beide Orte sind bewusst gewählt, um Jugendlichen aus Nord- und Südbayern die Anreise zu erleichtern. "Wir hoffen, dass sich viele melden – mit Begeisterung, Lust und Mut", sagt Eppelein. Denn eines ist klar: Wer dabei sein möchte, sollte nicht nur singen können, sondern vor allem "Bock haben".