Herr Reuther, was ist das Problem beim Brand in einer großen Kirche wie Notre-Dame?
Tobias Reuther: Die Gebäude sind sehr alt und die Dachstühle aus Holz. Darin lagern sich Spinnweben und Staub ab – wenn ein Feuer ausbricht, brennt so ein Dachstuhl deshalb wie ein Docht oder eine Fackel.
Wie löscht man so ein großes Feuer?
Reuther: Wenn der Brand schon weit fortgeschritten ist, verbieten die große Hitze von 800 bis 1000 Grad Celcius und die Einsturzgefahr einen Innenangriff. Dann müssen wir mit Bedacht von außen löschen. Im Vordergrund steht dabei, die umliegenden Bauteile zu schützen, eine größere Brandausbreitung zu verhindern und den Rest kontrolliert abbrennen zu lassen. Deshalb bringt auch der Einsatz eines Löschhubschraubers nichts: Die Wassermassen würden den Dachstuhl zum Einsturz bringen und den Schaden noch vergrößern.
Gibt es beispielsweise für den Münchner Dom einen Notfallplan, den Sie und Ihre Kollegen regelmäßig trainieren?
Reuther: Die Münchner Feuerwehr hat zu jedem größeren Objekt Einsatzpläne, die auch regelmäßig geübt werden. Bei der Frauenkirche wären die Türme unser größtes Problem: Sie sind 98 und 99 Meter hoch – die Drehleiter kommt aber nur auf 32 Meter und für die Hubrettungsbühne ist bei 52 Metern Schluss. Glücklicherweise sind die Türme aber baulich und brandschutztechnisch komplett vom restlichen Kirchenschiff getrennt. Zudem sind sie mit einer Sprühwasserlöschanlage ausgestattet, die im Notfall das Feuer eindämmen und uns mehr Zeit verschaffen würde. Das Kirchenschiff selbst wurde jetzt beim Umbau mit einem Rauchansaugsystem ausgestattet, das uns frühzeitig warnt.