Das Besondere daran ist, dass sich der Gottesdienst vorwiegend an Geflüchtete, ausländische Mitbürger sowie an internationale Studierende richtet und sie darin alle eine geistliche Heimat finden können. Im März dieses Jahres konnte bereits der 70. Internationale Gottesdienst in Bayreuth gefeiert werden. Entstanden ist die Idee für die Internationalen Gottesdienste, als 2015 zahlreiche geflüchtete Christen unterschiedlicher Sprache und Herkunft im Gebiet des Kirchenkreises Bayreuth eintrafen.

Gemeinsames Beten verbindet

"Den Gedanken, einen internationalen Gottesdienst in Bayreuth zu beginnen, hatte ich nach dem Besuch eines Asylbewerberheims in Kronach. Dort waren Christen, die sich so sehr freuten, dass da jemand kam, um mit ihnen zu beten", erzählt Regionalbischöfin Dorothea Greiner, "ich spürte sehr deutlich, dass wir da als christliche Kirche eine große Aufgabe haben. Wir müssen uns der Christen, die unserem Land fremd sind und keine Gemeinschaft des Glaubens leben können, annehmen, das ist unsere ureigenste Aufgabe."

Zudem hätten die vielen einzelnen Kirchengemeinden, die sich liebevoll um die Geflüchteten kümmerten, eine solche sprachliche, gesellschaftliche und geistliche Integration nicht leisten können.

So bildete die Regionalbischöfin eine Arbeitsgruppe mit Fachleuten, darunter zum Beispiel der damalige Leiter des Gottesdienstinstitutes sowie ein Ehepaar der Fachstelle für Menschen unterschiedlicher Sprache und Herkunft, die einen Ablauf für den Gottesdienst erarbeiteten und ein Liturgieheft in sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch und Farsi), erstellten, damit Christen aus den verschiedensten Ländern den Gottesdienst verfolgen können.

Viele Geflüchtete kamen damals aus dem Iran – so wie Yousef. Das, was für ihn die schwere Zeit und das Leben in einer Flüchtlingsunterkunft erträglicher machte, war der Glaube an Jesus Christus, den er in der Bayreuther Friedenskirche kennengelernt hatte. Gemeinsam mit vielen anderen jungen Iranern nahm er dort an einem Taufkurs teil und wurde schließlich gemeinsam mit weiteren elf iranischen Geflüchteten 2016 von Regionalbischöfin Dorothea Greiner im Rahmen eines Internationalen Gottesdiensts getauft. Inzwischen ist er selbst Teil des Teams, das die Gottesdienste vorbereitet und dem neben der Regionalbischöfin und ihrer Referentin Pfarrerin Susanne Sahlmann auch Studierendenpfarrer Heinrich Busch sowie das Pfarrerinnen- und Pfarrerteam der Stadtkirchengemeinde und der Friedenskirchengemeinde angehören.

Internationale Gottesdienste in Bayreuth

Die Internationalen Gottesdienste werden als Abendmahlsgottesdienste gefeiert und wer nicht getauft ist oder nicht am Abendmahl teilnehmen möchte, kann sich stattdessen persönlich segnen lassen. Im Zentrum stehen zwei Kurzansprachen in deutscher und englischer Sprache. Die Gottesdienste werden jeweils von verschiedenen Chören, Bands und Gruppen musikalisch ausgestaltet und Prediger und Predigerinnen aus unterschiedlichen Konfessionen und Ländern werden eingeladen – so zum Beispiel Simon Holland aus der anglikanischen Partner-Diözese Chichester, der neben dem Bayreuther Dekan Jürgen Hacker im Internationalen Gottesdienst im Oktober die Predigt hielt.

In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte Holland die biblische Erzählung von der Heilung des Gelähmten aus dem Markusevangelium. "Die Geschichte stellt uns ein Bild vor Augen von dem, wie es ist, wenn wir beten", sagte der Dekan aus Chichester, "wir tragen die Menschen, die in Not sind, zu Jesus, legen sie ihm vor die Füße und bitten ihn, sie nach seinem Willen zu heilen." Wenn man in Not sei, merke man, was wirklich gute Freunde sind – so wie es ein englisches Sprichwort besagt: "A friend in need is a friend indeed – Ein Freund in der Not ist ein wirklicher Freund."

Musik ist sehr wichtig beim Internationalen Gottesdienst

Der deutschen Ansprache von Dekan Jürgen Hacker lag ein Wort aus Epheser 4 zugrunde: "Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel…".  "Der alte Mensch steckt in jedem von uns", so Hacker, "deshalb herunter mit der Maske, hinter der wir uns verstecken, und Gottes Liebe ins Gesicht geschaut. Er zieht uns hin zu sich, um uns in seine Liebe zu hüllen. Denn dann sind wir bei Gott passend angezogen."

KMD Michael Dorn an der Orgel und die Band "Setayesh" von der Bayreuther Friedenskirche begleiteteten den Gottesdienst musikalisch zusammen mit dem Chichester Cathedral Choir, der an jenem Wochenende auch ein Konzert gemeinsam mit dem Kinder- und Spatzenchor der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik gegeben hatte. Die Stimmung in diesem Gottesdienst war fröhlich, andächtig und berührend zugleich und zeigte, wie wichtig es ist, dass Christen unterschiedlicher Herkunft die Möglichkeit haben, zu beten und Gottesdienst zu feiern, denn Christus selbst ist der Brückenbauer und "verbindet Welten".

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