Die eng stehenden Häuser, die Gefahr durch Funkenflug, beide Kirchen Notre-Dame und St. Martha wurden gerade saniert, zählt Krabbe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf. In beiden Fällen ist wohl kein Mensch zu Schaden gekommen. "Es ist den Parisern jetzt deutlich geworden, es hätte schlimmer kommen können, sie haben Glück im Unglück gehabt", sagte der Pfarrer der evangelisch-reformierten Gemeinde.
Weitere Parallele ist die spontane Solidarität mit der von der Katastrophe betroffenen Gemeinde und die finanzielle Unterstützung. Man rücke in so einer Situation näher zusammen, erklärt Krabbe. "Es kann Europa nur gut tun, dass Macron gesagt hat, wir können das nur international schaffen". "Die Pariser merken jetzt, sie sind nicht alleine, es sind andere Gemeinden, Kirchen und Länder da".
In der Krise liegt auch eine Chance
Aus der Ferne rät der reformierte Pfarrer den Parisern, "in der Krise auch eine Chance zu sehen". Man könne die Katastrophe als Wink verstehen, sich auch als Gemeinde Notre-Dame neu zu positionieren und sich auch eventuell spirituell diakonisch neu aufzustellen. "Vielleicht muss Notre-Dame in Zukunft noch eine andere Funktion als die der Touristen-Hochburg haben", fragt der Pfarrer, "vielleicht ließe sich Manches neu überdenken, wie sich Notre-Dame ähnlich wie St. Martha den Herausforderungen der Zeit stellen kann". In Frankreich sei die Kirchenflucht noch stärker als in Deutschland: "Wenn die Kirche das jetzt als Weckruf versteht, könnte sie daraus etwas entwickeln, das Kirche wieder in den Mittelpunkt rückt".
Die Brandursache für das Unglück an St. Martha wurde nie festgestellt. Das aber spielt für Pfarrer Krabbe keine Rolle mehr. "Es passieren Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nie ergründen können. Was hätten wir davon gehabt, zu wissen, dieser oder jener Bauarbeiter ist es gewesen?"
St. Martha ist im Herbst 2018 nach der Sanierung wieder eröffnet worden. Heute enthält der ehemals gotische Kirchenraum moderne Elemente.