Eine Petition zur Absetzung von Kardinal Rainer Maria Woelki als Erzbischof von Köln hat innerhalb weniger Tage über 55.000 Unterstützer*innen gefunden.
Ausgelöst wurde die Initiative durch die jüngst eingestellten Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen den Kardinal – und insbesondere durch die daraus abgeleiteten öffentlichen Reaktionen des Erzbistums Köln, die teilweise scharf kritisiert werden.
Petition richtet sich direkt an den Papst
Initiator der Petition ist der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe. Er wirft Kardinal Woelki in dem Schreiben an Papst Franziskus vor, jede Glaubwürdigkeit verloren zu haben. In der Petition heißt es unter anderem, die Darstellung des Erzbistums Köln, wonach der Kardinal "unschuldig" sei und "nicht gelogen" habe, sei "wahrheitswidrig". Dies habe die Staatsanwaltschaft durch ihre eigene Bewertung der Ermittlungen faktisch widerlegt.
Der Erfolg der Petition sei "nicht überraschend", sagte Rothe gegenüber dem WDR: "Kardinal Woelki hat nach den entlarvenden Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft sinngemäß erklärt, er wolle jetzt weitermachen wie bisher, so, als sei nichts geschehen."
Zu den Erstunterzeichnenden gehören auch bekannte Stimmen aus kirchlichen Reformbewegungen, darunter der Kirchenrechtler Thomas Schüller, Christian Weisner von Wir sind Kirche sowie Maria Mesrian von Maria 2.0.
Letztere sagte dem WDR, viele Katholikinnen und Katholiken wünschten sich ein klares Signal "von höchster Stelle" – sprich: vom Vatikan –, um einen Schlussstrich unter Woelkis Amtszeit zu ziehen.
Ermittlungen eingestellt – aber deutliche Kritik von der Staatsanwaltschaft
Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte Anfang Mai bekannt gegeben, die Ermittlungen gegen Kardinal Woelki wegen des Verdachts der Falschaussage in mehreren Fällen einzustellen. Zwar wurde kein Gerichtsverfahren eröffnet, doch die Behörde stellte in ihrer Mitteilung klar, dass es in zwei Fällen einen hinreichenden Tatverdacht gebe: Woelki habe demnach in presserechtlichen Verfahren vor dem Landgericht Köln fahrlässig eine falsche eidesstattliche Versicherung sowie einen Falscheid abgegeben.
Trotzdem wurde keine Anklage erhoben. Maßgeblich für die Einstellung des Verfahrens sei laut Staatsanwaltschaft gewesen, dass Woelki nicht vorbestraft sei, seine Aussagen nicht vorsätzlich falsch gewesen seien und er sich bei der Abgabe der Erklärungen juristisch habe beraten lassen. Zudem seien die Aussagen für den Ausgang der Presseverfahren nicht entscheidend gewesen. Die Ermittlungen selbst hätten eine "außerordentlich hohe Komplexität" aufgewiesen, so die Behörde.
Im Rahmen der Einstellung wurde eine Geldauflage in Höhe von 26.000 Euro gegen Woelki verhängt, zahlbar an eine gemeinnützige Einrichtung.
Widerspruch zur Darstellung des Erzbistums Köln
Kritik löste vor allem die Reaktion des Erzbistums Köln auf die Verfahrenseinstellung aus. In einer Pressemitteilung betonte das Erzbistum, es handle sich bei der Zahlung der Geldauflage "ausdrücklich um keine Strafe" – und erklärte: "Der Kardinal ist und bleibt unschuldig."
Dieser Darstellung widersprach Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln, gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" entschieden. Die Formulierung der Unschuld sei "schon ziemlich stark", sagte Bremer. "Ich kann dem nur entgegnen, dass wir in zwei Fällen einen hinreichenden Tatverdacht festgestellt haben, dass der Kardinal also in zwei Fällen falsche Angaben gemacht hat."
Hintergrund der Ermittlungen
Ausgangspunkt der juristischen Auseinandersetzungen waren presserechtliche Verfahren vor dem Landgericht Köln im Zusammenhang mit der Berichterstattung der "Bild". Im Zentrum stand unter anderem die Beförderung eines Priesters zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf, gegen den Missbrauchsvorwürfe erhoben worden waren. In den Verfahren ging es um die Frage, wann Kardinal Woelki von den Vorwürfen wusste und ob er in diesem Zusammenhang bewusst oder fahrlässig falsche Angaben gemacht hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte dazu umfangreiches Beweismaterial ausgewertet, darunter zahlreiche E-Mails des Erzbistums sowie Chatverläufe auf Woelkis zwischenzeitlich sichergestelltem Mobiltelefon.
(mit Material von epd)
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