Die Idee: Die knapp 30 Jugendlichen lernen im Firmunterricht gemeinsam mit ihren Betreuer*innen einen Gabelstapler zu fahren, absolvieren am Ende eine Prüfung und gewinnen damit eine praktische Kompetenz, die ihnen im Idealfall im Verlauf ihres späteren Lebens nutzt. Drumherum reflektieren Pastoralrefent Thomas Fohrmann und sein Team das Erlernte mit unterschiedlichen Medien, Methoden und Sozialformen.

Gabelstaplerführerschein im Firmunterricht

Fohrmann ist überzeugt, dass eine klassische Firmvorbereitung nicht zu seiner Kirchengemeinde passt. "Bei einer immer größeren Entfremdung von der Kirche zu jungen Menschen, die nicht zum inner circle – Messdiener, Pfadfinder, Landjugend – gehören, müssen wir unsere Angebote einladend gestalten", so der Pastoralreferent im Gespräch mit sonntagsblatt.de.

Auch seien die Jugendlichen größtenteils von der Kirche entfernt. Er arbeite gerne "vom Tun zur Botschaft Jesu". Erst müssten gemeinsame Erlebnisse geschaffen werden, um "sprach- und arbeitsfähig in der Firmvorbereitung zu werden".

"Der praktische Umgang mit dem Gabelstapler berührt auch christliche Aspekte", sagte der 48-Jährige und zählte auf:

"Lernbereitschaft, Umsicht, Verantwortung übernehmen, Vertrauen entwickeln, Grenzen erleben, Umgang mit Lasten, Gott als Begleiter meines Tuns und meines Lebens."

Wie lassen sich Jugendliche erreichen?

Sein Ziel: "Jugendliche sollen sich eingeladen fühlen und in unserer Vorbereitung im Mittelpunkt stehen, wir machen etwas für sie und mit ihnen." Die Botschaft Jesus bleibe zwar weiterhin ansprechend für Jugendliche, sei aber nicht unbedingt bekannt oder "weit im Hinterstübchen des Gehirns abgelegt".

Diese ungewöhnliche Art der Firmvorbereitung ist auch für Fuhrmann komplett neu: "Es gibt keine Erfahrungswerte, die uns helfen, beziehungsweise einengen konnten und wir konnten unser Ding frei planen."

Und warum gerade Staplerfahren?

"Es gibt Projekte, bei denen sportliche Aktivitäten, wie ein gemeinsamer Tag im Hochseilgarten oder ein erlebnispädagogisches Wochenende die Grundlage für eine christlich-theologische Reflexion dienen. Dabei fallen aber die unsportlicheren Teilnehmenden oft durch – bei Diskussionen und Gesprächsrunden sind Gymnasiasten und redegewandte Jugendliche oft im Vorteil. Allerdings glaube ich: Staplerfahren können alle."

Außerdem sei es etwas sehr Praktisches. Nichts fordere so sehr den christlichen Gemeinschaftsgedanken wie ein aktives Erleben, so der studierte katholische Theologe. "Sicherlich müssen die Jugendlichen und auch ich, die eigene Komfortzone verlassen, aber Herausforderungen können stärken."

Wie geht es weiter?

Im Herbst startet der ungewöhnliche Firmunterricht unter dem Namen "Firmung – nichts für Hochstapler" – an einem ersten Infoabend wurden die Jugendlichen in dieser Woche mit ihren Eltern bereits auf die Aktion eingestimmt. Diese seien positiv von Kirche überrascht gewesen, so Fohrmann, und begeistert davon, dass mal etwas "nicht 0815" sei. In den Gesichtern der Jugendlichen habe er Freude und Überraschung gesehen, aber auch Respekt vor dem Projekt.

Für die kommenden Monate wünscht er sich, "mit Freude, Tatkraft und Tiefgang aber auch Spaß junge Menschen für einige Monate zu begleiten und ein anderes Bild von Kirche zu vermitteln, nämlich: Du darfst anstatt du musst." Nicht die Frage "Wer wird denn nach der Firmung in der Kirche aktiv sein", solle im Mittelpunkt stehen, sondern die Jugendlichen und ihr Weg mit Gott.

Kommentare

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Michael.Hoffma… am So, 11.08.2024 - 08:10 Link

Super Ansatz, auch weil der religiöse Bezug hergestellt wird.
Bitte berichtet, wie es gelaufen ist.
LG Michael.