Bedford-Strohm: Karfreitag setzt ein Zeichen gegen Hass und Gewalt

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat in seiner Karfreitags-Botschaft dazu aufgerufen, Hass und Gewalt zu überwinden. Gerade heute, wo der Ton der politischen Auseinandersetzung national wie international schärfer werde, müsse man daran erinnern: "Wo wir einander in dem Bewusstsein gegenübertreten, dass wir zum Bilde Gottes geschaffen sind, da dürfen Hass und Gewalt keinen Platz in unserem Miteinander haben", heißt es in der Botschaft. An Karfreitag gedenken Christen des Leidens und Sterbens von Jesus Christus am Kreuz. Karfreitag ist einer der höchsten christlichen Feiertage im Kirchenjahr. 

Bedford-Strohm, der auch Bischof der bayerischen evangelischen Landeskirche ist, betonte in seiner Botschaft, dass Christen an Karfreitag auch an die Menschen denken, die Not und Unrecht erdulden. Dabei erinnern sie zugleich an die Bosheit und die Gleichgültigkeit, den Hass und den Spott, der sich um dieses Kreuz versammelte. "Auch die dunklen Seiten der Menschen sind in den Blick zu nehmen, auch sie gehören zu Karfreitag", heißt es in der Botschaft. Im Leid und in der Verzweiflung sei Gott den Menschen ganz nah.

Breit-Keßler: Karfreitags-Aus in Österreich ist "Schildbürgerstreich"

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler sagte in ihrer Predigt in der Münchner evangelischen Lukaskirche, der leidende Christus sei zwischen den zuständigen Gerichtshöfen "zur alpenländisch-europäischen Verhandlungsmasse" geworden. Sie kritisierte laut Redemanuskript, dass ein Feiertag, der bislang für eine Minderheit gegolten habe, nun ganz abgeschafft werde, weil man ihn sich aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht für alle leisten wolle. Der Kreuzestod Jesu am Karfreitag öffne Christen aber die Augen für das Leiden anderer. "Das ist mindestens einen Feiertag wert", sagte die Ständige Vertreterin von Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. 

Marx: Hass und Misstrauen in Europa entgegentreten

Der katholische Erzbischof Reinhard Marx sagte, die christliche Prägung Europas werde in einem "Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens" erkennbar und spürbar. Christen seien "Menschen der Versöhnung", erläuterte Marx laut Mitteilung bei der traditionellen Münchner Karfreitagsprozession, dem "Kreuzweg der Völker", zu dem mehrere Tausend Gläubige aus über 20 Volks- sowie Sprachgruppen erwartet wurden. Diesen Geist sollten Christen "nicht nur untereinander leben, sie sollen ihn einbringen in unsere Gesellschaft", sagte Marx, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist. 

Schick stellt sich gegen Sterbehilfe

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick forderte die Menschen dazu auf, das Sterben Jesu als Lehrstück für den Umgang mit dem Tod in der heutigen Zeit zu betrachten. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um Sterbehilfe sagte Schick laut Mitteilung des Erzbistums im Bamberger Dom: "Das Sterben darf nicht verlängert und das Leben nicht verkürzt werden." Sterben und Tod Jesu verpflichteten zur aktiven Begleitung Sterbender und verböten aktive Sterbehilfe. Die Maxime müsse sein, an Menschenhand und nicht durch Menschenhand zu sterben. Der Grat zwischen Sterbehilfe und -begleitung sei allerdings manchmal schmal.

Piper über Trisonomie-Bluttests

Der evangelische Augsburger Regionalbischof Axel Piper ging in seiner Karfreitagspredigt in der Augsburger Kirche St. Ulrich unterdessen auf die Diskussion um die Trisomie-Bluttests für Schwangere ein. Es gehe nicht primär darum, ob dieser Test von den Kassen bezahlt würden, sagte Piper, oder ob die Eltern ein Recht hätten, zu erfahren ob ihr Kind behindert ist. Es gehe vielmehr darum, ob es die Menschen verlernt hätten "mit allem Schwierigen, Brüchigen, nicht Perfektem" zu leben. Er warnte davor, dass "irgendwann auch das Verständnis für behinderte Menschen auf der Strecke bleiben könnte". 

Nitsche erinnert an Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame

Nürnbergs evangelischer Regionalbischof Stefan Ark Nitsche zeigte sich in seiner Karfreitagspredigt berührt von den Bildern der schweigenden, weinenden und singenden Menschen an der brennenden Pariser Kathedrale Notre-Dame. "Die Bedeutung, die etwas für uns hat, wird uns oft erst wirklich bewusst, wenn es zerstört und nicht mehr da ist", stellte Nitsche laut Mitteilung fest. Am ersten Karfreitag hätten es alle, die auf Jesus ihre Hoffnung gesetzt hätten, kaum ausgehalten. Für sie hielt bei Jesus Tod die Welt an und stand drei Tage lang Kopf: "Dann zeigt sich, dass der Tod dieses Menschen nicht das letzte Wort ist."

Weiss: Karfreitag ist "entlastendes Korrektiv"

Der evangelische Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss hat in seiner Karfreitagspredigt dazu aufgerufen, die dunklen Seiten der Menschen in den Blick zu nehmen. Gerade heute, wo der "Traum von einem Menschen ohne Fehl und Tadel" geträumt werde, wo nach der Devise gehandelt werde, "alles was machbar ist, wird auch gemacht", müsse es ein "entlastendes Korrektiv" geben, sagte er laut Manuskript. Das Elend der Menschen heute sei ihre "Sucht", sich selbst erlösen zu wollen. Sie trauten nur sich und ihren Erfahrungen, sagte Weiss. Der christliche Glaube werde dabei als "lästige Störung" empfunden.