Die ZDF-Dokumentation "Kirche ohne Rassismus?", ausgestrahlt am Pfingstmontag und mittlerweile in der Mediathek abrufbar, widmet sich einem Thema, das oft unter der Oberfläche bleibt: dem alltäglichen und strukturellen Rassismus in kirchlichen Kontexten. Der Film von Susanne Böhm zeigt auf, wie People of Color in der katholischen wie evangelischen Kirche Ausgrenzung, Vorurteile und institutionelle Hürden erleben – aber auch, wie sie sich dagegen wehren und Veränderungen anstoßen.

Im Mittelpunkt stehen unter anderem der katholische Seelsorger Égide Muziazia, der sich nach wiederholten rassistischen Angriffen aus der Öffentlichkeit zurückzog, sowie sein Mitbruder Uchenna Aba, der seine Geschichte stellvertretend erzählt. Aba bringt in seiner Gemeinde in Goch-Kessel nicht nur Elemente seiner nigerianischen Herkunft ein, sondern auch eine Willkommenskultur, die im Film sichtbar wird: Gospelgesang, Begegnung und Pommes nach der Messe.

Einsatz für Beteiligung und Sichtbarkeit

Auch andere Stimmen kommen zu Wort: Sarah Vecera, Theologin, Autorin, Podcasterin und Bildungsreferentin im Bereich Antirassismus, sowie Nicolas Moumouni, Referent für interkulturelle Entwicklung in der Nordkirche. Beide setzen sich seit Jahren für eine stärkere Beteiligung und Sichtbarkeit von People of Color in kirchlichen Strukturen ein.

Die Dokumentation beleuchtet auch kirchenleitende Positionen. Der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann unterstützt Muziazia nachdrücklich, und Kerstin Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, spricht über die Notwendigkeit, strukturellen Rassismus ernst zu nehmen und dagegen anzugehen.

Autorin mit Fingerspitzengefühl

Regisseurin Susanne Böhm verfolgt nach eigener Aussage das Ziel, genau hinzuhören und die Erfahrungen sichtbar zu machen – ohne Polarisierung, aber mit klarer Haltung.

Die geplante gemeinsame Begleitung Muziazias und Abas durch das Filmteam kam nicht zustande, da sich Muziazia nach einem erneuten Vorfall im Februar zurückzog. Umso eindrücklicher wirkt die Schilderung seiner Erfahrungen durch andere.

Der Film zeigt eine Kirche im Wandel – zwischen schmerzlichen Erfahrungen und ersten Schritten hin zu mehr Gerechtigkeit und Beteiligung.

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Ingrid Müller am Don, 12.06.2025 - 19:11 Link

Leider gibt es in der Evangelischen Kirche keine Priester aus anderen Ländern.
Ich fände es wundervoll so empathische Priester in der Gemeinde zu haben.
Freude und schwungvolle Musik ist selten in unseren Gottesdiensten.
Warum es immer noch Menschen gibt die andere beleidigen und bedrohen weil sie aus einem anderen Land kommen ist und bleibt mir unverstaendlich.