Nach fast neun Jahren im Amt scheidet der aktuelle Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr zum Jahresende aus dem Amt - verabschiedet wird er aus Termingründen aber bereits kommenden Dienstag (7. Oktober) in der Bayreuther Stadtkirche. Vor seiner Zeit als oberster Kirchenmusiker der bayerischen Landeskirche war Knörr unter anderem in St. Mang in Kempten und in St. Jakob in Rothenburg tätig. Im Ruhestand will er sich nach den Jahren des Organisierens und Verwaltens häufiger auch wieder selbst an die Orgel setzen.
Herr Knörr, was genau macht ein Landeskirchenmusikdirektor eigentlich?
Knörr: In der bayerischen evangelischen Landeskirche liegt der Schwerpunkt des Landeskirchenmusikdirektors auf Verwalten und Organisieren. Ich bin der fachliche Dienstvorgesetzte aller hauptamtlichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker - und deshalb auch für alle Fragen der Landesstellenplanung oder Stellenbesetzungen in dem Bereich mit zuständig. Deswegen ist man in dieser Funktion auch viel in Bayern unterwegs. Ich mache das jetzt seit 2017, da erlebt man viel, aber das Einschneidendste war sicher die Corona-Pandemie und ihre Folgen.
Wie meinen Sie das?
Knörr: Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft als Ganzes und die Kirche im Besonderen vor Herausforderungen gestellt. Glauben ohne Gemeinschaft vor Ort - das ist schwierig. Und dann war ja auch zeitweise das Singen verboten. Aber ein christlicher Gottesdienst ohne Gemeindegesang oder Posaunenchor, das ist nicht das Gleiche wie mit. Man muss auch leider sagen: Viele Kirchen- oder Posaunenchöre leiden bis heute unter den Folgen, weil ihnen aus diesen Corona-Jahren der Nachwuchs fehlt. Es gibt mancherorts einen richtigen Traditionsabbruch.
Wie hat sich Kirchenmusik in ihren mehr als 40 Dienstjahren verändert?
Knörr: Weil die Zahl der Gottesdienstbesucher und auch die Regelmäßigkeit der Gottesdienstbesuche stetig sinkt, wird die gesungene Liturgie mit ihren Frage-Antwort-Teilen in immer weniger Gemeinden praktiziert - weil die Menschen sie schlichtweg nicht mehr kennen. Zum anderen hat die Popularmusik in der Kirche Einzug gehalten, sie ist mittlerweile auch fester Bestandteil der kirchenmusikalischen Ausbildung. Inzwischen werden auch Musikerinnen und Musiker auf Projektstellen eingestellt, die nicht dezidiert Kirchenmusik studiert haben.