Einen Stammplatz in der Kirche – das kennt man. Wenn Mitte Juni 2023 die Renovierung von St. Jakobus im Pfarrdorf Schönberg im Dekanat Hersbruck abgeschlossen ist, dann haben manche sogar ihren Stamm-Stein. Um die Sanierung des Gebäudes finanzieren, können Stein-Patenschaften á 50 Euro für jeweils eine Solnhofener Kalkplatte erworben werden, die derzeit in Bamberg entsalzt werden.
Warum dies nach rund 120 Jahren notwendig war, hat mit der Geschichte dieses ganz besonderen Ortes zu tun. Auf dem Hügel, wo 1901 die Jakobuskirche eingeweiht wurde, stand einst eine der größten Burgenanlagen im Nürnberger Land. Ein "Hungerturm" zeugt heute noch von dieser Zeit.
Nachdem das Schloss 1898 abgetragen worden war, baute German Johann Georg Bestelmeyer an dieselbe Stelle die neugotische Hallenkirche – der erste Kirchenbau des später im süddeutschen Raum berühmt gewordenen Architekten. Jahrhundertelang war auf dieser Fläche jedoch "gewirtschaftet" worden, sprich: Die Burgherren hinterließen ihren Unrat und den der zahlreichen Tiere auf und um die Anhöhe.
Freiwillige transportierten Bänke ab
Ein Erbe, das in Verbindung mit der fehlenden Abdichtung zwischen Erdreich und Stein schon lange zu Salzausblühungen an Wänden und Decke führte. Eine Sanierung war überfällig. Rund 600.000 Euro soll sie kosten, rund die Hälfte davon muss die Kirchengemeinde tragen, die andere trägt der Staat Bayern. Die Landeskirche und die politische Gemeinde unterstützen ebenfalls das Bauvorhaben. Innerhalb von vier Wochen hatten daher kürzlich viele fleißige Hände der rund 1000-Köpfe-starken Gemeinde die Bänke abtransportiert und die Bodenplatten und Holzpodeste abgebaut.
Wenn Pfarrerin Gabriele Geyer heute ihre seit fast 20 Jahren lieb gewonnene Wirkungsstätte betritt, traut sie ihren Augen kaum: Der blanke Sandboden liegt frei, in der Kirche steht ein riesiges Gerüst. Über das klettern nicht nur die Mitarbeiter der Fürther Restaurierungsfirma Ehmann an alle Ecken und Winkel, sondern auch gerne mal die Pfarrerin selbst: Hinauf zur hölzernen Jakobs-Skulptur, die etwa vier Meter links oben im Chorraum über diesen wacht oder bis zur Kastendecke, die ebenfalls saniert wird.
Patenschaften für Steinplatten
"Das sind ganz neue Perspektiven", freut sie sich. Und diese sollen im Zuge der Arbeiten auch die Gemeindeglieder erfahren, die von je her eine enge Bindung an ihr Gotteshaus haben. Für 330 Steinplatten gibt es Patenschaften zu erwerben, die dann in einen Grundrissplan eingetragen werden, sodass jeder weiß, welcher Stein dann mal der "eigene" ist.
60 Jahre ist die letzte Sanierung der Kirche her. Damals wurde ein mehrere Meter tief in den Boden eingelassener Ofen wieder freigelegt, mit dem in früheren Jahren die Kirche vor den Gottesdiensten beheizt wurde.
"Das muss ein riesen Qualm gewesen sein",
meint Pfarrerin Geyer. Und ganz schön viel Arbeit für den Mesner, der über eine Leiter zu dem gusseisernen Ofen hinabsteigen musste. Er wird auch nicht entfernt, sondern verschwindet wieder unter den Bodenplatten, deren Substanz dann wieder für einige Jahrzehnte gesichert sein soll.
Silvio Pfeiffer, Bauleiter des Projekts von der Firma Ehmann, macht sich keine Illusionen, dass man die Ursachen für die Feuchtigkeit ganz abstellen könnte. "Und das muss auch nicht sein, schließlich leben solche alten Gebäude auch durch und mit ihre Bausubstanz", sagt der Ehmann-Mitarbeiter. Sockel und Mauerwerk werden derzeit abgefräst und mit Sanierputz überzogen. "Dann hat man für einige Jahre wieder seine Ruhe hier", erklärt er.
Enge Verbundenheit der Gemeindeglieder mit der Kirche
Im Zuge der Sanierung werden zudem elektrische Leitungen neu verlegt, die Heizung überarbeitet und die Lampen auf LED umgestellt. Es lohne sich, sagt die Pfarrerin – schließlich bedeute die Kirche vielen etwas. Zum Beispiel den Mitgliedern des A-Cappella- und des Posaunenchors, aber auch den zahlreichen Unterstützern, die bis dato schon rund 45.000 Euro gesammelt haben. Im aktuellen Gemeindebrief erzählen vom Konfirmanden über das frisch zugezogene Ehepaar bis zur Urenkelin des ersten Täuflings in der Jakobuskirche beispielsweise Spendenpaten, warum sie das Projekt unterstützen.
Und eine lustige Idee rund um das leidige Salz-Thema hat sich die Pfarrerin überdies ausgedacht: Zugunsten der Innensanierung gibt es ein hübsch dekoriertes Gläschen Steinsalz, verbunden mit dem Spruch:
"Salz würzt gut, jeden Sud, doch im Stein, soll's nicht sein."