Der Nürnberger Kabarettist Oliver Tissot beklagt ein "verwirrendes und komplizierte System" von Fördergeldern für Künstler. Förder- und Hilfstöpfe in der Corona-Pandemie würden sich teils gegenseitig ausschließen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag:

"Man kann uns damit am ausgestreckten Arm verhungern lassen."

Tissot ist einer der Organisatoren einer "Kunstgebung" am 19. Oktober in Nürnberg neben der Meistersingerhalle.

"Wir wollen dort keine Wutrede halten, sondern mit einer dramaturgisch unterhaltsamen Inszenierung die Debatte neu anstoßen", erläuterte Tissot.

Kultur unter Corona-Bedingungen 

Die Bedingungen unter denen Künstler heute auftreten könnten, würden ihre Existenz nicht sichern, sagte der Kabarettist: "Das ist ein Quasi-Berufsverbot." Zudem trauten sich die Zuschauern zu den Indoor-Veranstaltungen nicht ins Theater. Veranstaltungen in der Wirtschaftswelt wie etwa Firmenfeiern seien bis ins Jahr 2022 verschoben worden.

Für Kollegen, die in den vergangenen Monaten "publikumsorientiert und freigiebig" im Internet ihre Programme kostenlos angeboten hätten, habe sich die Hoffnung auf einen "pekuniären Rückfluss" nicht erfüllt, sagte Tissot.

Tissots Forderung in Anbetracht der aktuellen Lage

Ihn ärgere aber vor allem, wenn kommunale oder staatliche Stellen kostenlose kulturelle Angebote von Kreativen immer noch für selbstverständlich hielten.

"Wir sollten das Bild des Künstlers als Spitzweg'schem 'armen Poeten' loswerden, der von seiner Kunst nicht leben kann und um Almosen betteln muss."

 

Viele Künstler würden in Zeiten der Corona-Pandemie mit Auftrittsbeschränkungen von dem leben, das sie sich im Alter zurückgelegt hätten, berichtete Tissot.

Einige seien verbittert, weil sie Hartz IV beantragt hätten und nun die Ersparnisse der Lebenspartner offenlegen oder darauf zurückgreifen müssen, bevor staatliche Unterstützung bewilligt wird. Manche seiner Kollegen seien inzwischen als Pizzaboten tätig oder säßen als Kassierer an der Kasse.