Handwerksgesellinnen auf der Walz und ein italienisches Dorf, in dem so viele Waldschlangen wie Dorfbewohner an einer Heiligenprozession teilnehmen. Mit diesen beiden Themen konnten Chiara Dazi und Christoph Otto aus Berlin die Jury des Lagois-Fotowettbewerbs 2018/19 überzeugen.

Die italienische Fotografin Chiara Dazi hat für ihre Reportage "Wandertage" über Frauen auf der Walz den Fotopreis in Höhe von 2.500 Euro erhalten. Die Schirmherrin des Wettbewerbs und Ständige Vertreterin des evangelischen Landesbischofs, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, erklärte in ihrer Laudatio:

Dazi zeigt Einsamkeit und Gemeinschaft von Frauen, die sich ungebunden in aller Freiheit einer alten Tradition verschrieben haben – voller Neugier und Abenteuerlust, erwartungsvoll, was wohl geschehen mag. Es sind Bilder, lyrisch wie Schuberts Lieder oder eben Märchen, die von armen Wandergesellen sprechen.

Der Berliner Fotograf und Autor Christoph Otto bekam den Förderpreis in Höhe von 1.000 Euro. In seiner Fotoreihe dokumentiert er den Schlangenkult des italienischen Bergdorfes Cocullo in den Abruzzen. Seine Bilder zeigen, so die Regionalbischöfin, die "hohe symbolische Bedeutung" der Reptilien, "nicht einfach des Bösen, sondern auch der Weisheit und der Heilkraft". Die Tiere werden jedes Jahr im April von den Dorfbewohnern gefangen und im Mai in eine Prozession zu Ehren des heiligen Dominikus von Sora eingebunden.

Lagois Jugendpreisgewinner 2018/19

Lagois-Wettbewerb erstmals auch für Jugendliche ab 14

In Kooperation mit der Evangelischen Jugend in Bayern hat der Lagois-Wettbewerb erstmals auch Nachwuchsfotografinnen und -fotografen zwischen 14 und 26 Jahren zum Mitmachen aufgerufen. Mit Förderung der Stiftung Evangelische Jugendarbeit in Bayern gingen 500 Euro an Leonie Schottler (*1996) aus Fernwald bei Gießen für ihre Serie über die schwäbisch-alemannische Fastnacht. Leonard Rössert (*2001) aus München bekam denselben Betrag für sein Porträt eines Fischers vor Stromboli. Die Evangelische Jugend im Dekanat Neu-Ulm wurde ebenfalls mit 500 Euro für ihr Gruppenprojekt über die Kultur der Evangelischen Jugend ausgezeichnet.

Mehr als 100 Fotografinnen und Fotografen haben sich an dem Wettbewerb zum Thema "Immaterielles Kulturerbe: Kreativität, Wissen, Tradition weitergeben" beteiligt. Die Schirmherrschaft übernahmen die Deutsche UNESCO-Kommission und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern.

 

Wanderausstellung KULTUR.ERBEN geht auf Tour

Lagois-Ausstellung KULTUR.ERBEN in der Münchner Ev. Jugendkirche
In der Evangelischen Jugendkirche München, direkt am Innsbrucker Ring, ist KULTUR.ERBEN vom 29. März bis 28. April 2019 zu sehen. Danach kann sie von Galerien, Bildungseinrichtungen und Gemeinden ausgeliehen werden.

Die aus dem Wettbewerb hervorgegangene Wanderausstellung KULTUR.ERBEN umfasst 37 Fotoarbeiten aus dem Wettbewerb und zeigt die Vielfalt immateriellen Kulturerbes in Bayern und der Welt.

Andreas Kreitmaier und Stephan Elsberger haben etwa die "Landshuter Hochzeit" dokumentiert, mit der an das Jahr 1475 erinnert wird, als Herzog Georg von Bayern-Landshut die Polenprinzessin Hedwig heiratete. Die Fotografin Christina Czybik widmete sich der Tracht und den Traditionen der Sorben in der sächsischen Lausitz.

Wie Religionen die Gesellschaft prägen, illustriert die Reportage von Fabian Tegeler, der zum "Berg der Kreuze" in Litauen fuhr und Menschen porträtierte, die als Zeichen des Dankes ein Kreuz an den katholischen Wallfahrtsort gebracht haben. Jörg Gläscher begab sich auf die Suche nach dem "Lutherland" und porträtierte Geistliche und Gläubige in Mitteldeutschland.

Nathalie Daoust setzte die Mitglieder des Theaterensembles der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar mit ihren farbenprächtigen Kostümen und wertvollen Musikinstrumenten in Szene. Um Ballettunterricht für psychisch und physisch beeinträchtige Menschen auf Kuba geht es in Sandra Wellers Serie "Psicoballet". Wie eng Handwerk, Natur und Umwelt miteinander verbunden sind, zeigt Philipp Reis: Er begleitete einen der letzten Elbfischer aus Hamburg. Ludwig Watteler dokumentierte den Schafübertrieb im südtiroler Schnalstal.

Bis Ende April ist KULTUR.ERBEN in der Evangelischen Jugendkirche in der Bad-Schachener-Str. 28 zu sehen. Danach kann sie von Galerien, Bildungseinrichtungen und Gemeinden ausgeliehen werden.

Der Lagois-Fotowettbewerb des Evangelischen Presseverbands für Bayern fördert die Bildberichterstattung zu den Themen Sozialpolitik, Gesellschaft, Kultur und Religion und wird alle zwei Jahre verliehen. Unterstützer des Wettbewerbs 2018/19 waren die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB), die Stiftung Evangelische Jugendarbeit in Bayern sowie Pigture Werbedruck.