1) Poetry-Slam

Poetry Slam

Für all diejenigen die jetzt denken: "POETRY SLAM?!?"

Beim "Poetry-Slam" - oder auch "Spoken-Word-Poetry" - handelt es sich um einen Wettstreit, der an alte Dichter- und Rednertraditionen anknüpft. Einzeln oder im Team treten Poeten und Poetinnen gegeneinander an und versuchen das Publikum von ihrem rhetorischen Beitrag zu überzeugen. Das Publikum nimmt nämlich eine zentrale Rolle ein, denn es bildet die Jury und entscheidet meist via Applaus, wer den Wettbewerb gewinnen soll. Dieses Konzept stellt eine völlig neue Art der Literaturdarbietung und -rezeption dar, was 2017 mit der Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes honoriert wurde.

 

2) Landshuter Hochzeit

Landshuter Hochzeit Braut

Alle vier Jahre verwandelt sich die Landshuter Innenstadt für drei Wochen in einen mittelalterlichen Schauplatz mit Reitern, Ritterspielen, Gauklern und Spielleuten. Mit dieser Re-Inszenierung erinnert das historische Dokumentarspiel an eines der prunkvollsten Feste des Mittelalters, nämlich die Hochzeit des Wittelsbacher Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475. Höhepunkte des Spektakels - das zuletzt 2017 stattfand - sind daher die Sonntage, an denen der Hochzeitszug und die Hochzeitsgesellschaft durch die Altstadt von Landshut ziehen.

 

3) "Kneippen"

Sebastian Kneipp Kneippen

Seit 2015 ist auch das sogenannte "Kneippen" Teil des immateriellen Kulturerbes.

Doch VORSICHT! - Nicht die gemütliche Dorfspelunke ist hier in die Liste aufgenommen worden.

"Kneippen" ist der umgangssprachliche Begriff für die Anwendung der Gesundheitslehre des bayerischen Pfarrers Sebastian Kneipp (1821-1897). Das Kneipp‘sche Naturheilverfahren hat den Erhalt beziehungsweise die Wiederherstellung der Gesundheit des Menschen zum Ziel. Es basiert auf den Prinzipien des regelmäßigen Trainings und der Abhärtung - etwa durch Wassertreten - und zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele des Menschen in Einklang zu bringen.

Das Kneippen basiert auf fünf Säulen: der gesundheitsfördernden Kraft von Wasser, ausgewogener Ernährung, Heilpflanzen, Bewegung und ausgeglichener Lebensführung.

 

4) Orgelbauwesen

Orgel Passauer Dom

Die Orgel wurde vor mehr als 2.000 Jahren in Ägypten erfunden.

Jede Orgel ist ein Unikat, da der Orgelbauer sie an die akustischen Gegebenheiten des jeweiligen Ortes anpassen muss. Umso erstaunlicher ist die Zahl an Instrumenten, die es in Deutschland gibt: 50.000 Stück sind es bundesweit. 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit rund 1.800 Mitarbeitern und 180 Lehrlingen kümmern sich um deren Instandhaltung und den Bau neuer Instrumente.

Seit 2017 ist ihr Handwerk Teil des immateriellen Kulturerbes.


 5) Posaunenchöre

Posaunenchor

Anders als der Begriff es nahelegt, sind in Posaunenchören heutzutage fast alle Arten von Blechblasinstrumenten vertreten: Posaunen bilden die Basis und werden von Trompeten, Tuben und Hörnern ergänzt. Die Zusammensetzung fällt dabei von Chor zu Chor unterschiedlich aus, was sich auch im individuellen Klang der Chöre bemerkbar macht. Eines haben sie jedoch alle gemein: ihr Schwerpunkt liegt auf der Pflege geistlichen Liedgutes.
Seit Dezember 2016 sind Posaunenchöre nun Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland.

 

6) Mal-, Fass- und Vergoldetechniken der Kirchenmalerei

Vergoldetechniken der Kirchenmalerei

Seit dem Jahr 2016 stehen die Mal-, Fass- und Vergoldetechniken der Kirchenmalerinnen und Kirchenmaler auf der Liste des immateriellen Kulturerbes.
Bundesweit - und besonders in Bayern - sind sie ein wichtiger Bestandteil bei der Ausgestaltung von Kirchen, Rathäusern und Schlössern.
Das Handwerk lässt sich in drei Bereiche gliedern: die Gestaltung von Wandflächen, die Imitation von kostbaren Materialien und die Verarbeitung von Blattmetallen und Metallpulvern.

Durch die Weitergabe dieser Techniken gemäß dem Meister-Schüler-Prinzip tragen Kirchenmaler zum Erhalt und der Weiterentwicklung traditioneller Techniken sowie der Bewahrung historischen und der Schaffung neuen Kulturgutes bei.

Es sei ihnen gedankt.

 

7) Tonnenabschlagen

Tonnenabschlagen Tradition

Das Tonnenabschlagen ist ein alter Volksbrauch, der vornehmlich in Küstennähe von Mecklenburg-Vorpommern gelebt wird. Dabei handelt es sich um einen Reiterwettkampf, bei dem die Teilnehmer der Reihe nach im Galopp durch eine Bahn reiten und so lange nach einer geschmückten Heringstonne schlagen bis diese restlos abgeschlagen ist. Meistens werden dabei drei Könige ermittelt: "Bodenkönig", "Stäbenkönig" oder "Tonnenkönig" wird jeweils derjenige, der entweder das letzte Stück des Tonnenbodens, der Stäbe, oder der gesamten Tonne abschlägt.

 

8) Choralsingen

Choralsingen Chor

Musik war für den Reformator Martin Luther (1483-1546) ein grundlegender Bestandteil zur Vermittlung seiner Reformationsideen. Die Gemeinde sollte singen und verstehen , "und zwar auf Deutsch". Aus seinem eigenen sogenannten "Achtliederbuch" von 1524 ist über die Zeit ein "Fünfhundertfünfunddreißigliederbuch" geworden.

Diese 535 Lieder erklangen zum 500. Reformationsjubiläum im Rahmen eines zweitägigen "Non-stop-Gesangsmarathons" in der Prenzlauer St. Nikolai-Kirche.

Ob der Weltrekordversuch gültig ist und das Durchhaltevermögen der 400 Sänger belohnt wird, bleibt abzuwarten: Gegenwärtig prüft eine Jury noch, ob die vereinbarten Regeln auch eingehalten wurden.

 

9) Feldgeschworenenwesen

Feldgeschworenenwesen Tradition

Feldgeschworene oder "Siebener" hüten seit Jahrhunderten die Grundbesitzgrenzen in Deutschland. Durch sogenannte Abmarkungen machen sie die Grenzen eindeutig kenntlich und überwachen ihre korrekte Einhaltung.

In das Amt der Feldgeschworenen wird man für ein Leben lang berufen. Es ist das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern - eines der wenigen Bundesländer, in denen es dieses Amt noch gibt. Der Ausdruck "Siebener" entstand, weil in der Regel sieben Feldgeschworene in einer Gemeinde tätig sind - durch die ungerade Zahl kann bei Unstimmigkeiten stets eine eindeutige Entscheidung gefällt werden.

 

10) Hebammenwesen

Hebammenwesen

Hebammen verfügen über fundamentales medizinisches, anatomisches und geburtshilfliches Wissen, das seit Generationen von Hebamme zu Hebamme vermittelt wird. Heute werden angehende Geburtshelferinnen in 1600 Theorie- und 3000 Praxisstunden an einer Hebammenschule oder Hochschule ausgebildet.

2016 gab es mit 690 Entbindungsstationen ein Fünftel weniger in Deutschland als zehn Jahre zuvor. Das Bundesgesundheitsministerium plant keine neuen Maßnahmen, um dem Trend entgegen zu wirken.

Um die Unterversorgung mit Hebammen zu beziffern hat der "Deutsche Hebammenverband" eine Initiative ins Leben gerufen.
Auf der Internetseite des Hebammenverbandes können sie auf der "Landkarte der Unterversorgung" dazu beitragen, Zahlen zum Hebammenmangel in Deutschland zu erfassen.
 

Ausstellung ausleihen zum Thema Immaterielles Kulturerbe

Sie möchten mehr über das immaterielle Kulturerbe in Deutschland, Europa und der Welt erfahren?

Hier finden Sie alle von der UNESCO gelisteten Traditionen und Bräuche. Auf der internationalen Liste sind es 450 Formen des Immateriellen Kulturerbes, darunter drei aus Deutschland. 72 Kulturformen sind es im deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.

Die Ausstellung KULTUR.ERBEN zeigt Riten und Bräuche unserer Vorfahren aus 37 Perspektiven renommierter Fotografen sowie Nachwuchskünstler. Sie kann von Galerien, Bildungseinrichtungen und Gemeinden ausgeliehen werden.