Madeline Millers "Das Lied des Achill" erzählt die Geschichte des griechischen Helden Patroklos. Der Roman beginnt mit seiner schwierigen Kindheit, als Gast im Palast des Königs Peleus. Dort freundet er sich mit Achilles an, dem berühmten Sohn des Peleus, und die beiden entwickeln eine tiefe Zuneigung füreinander.

Patroklos, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist zwar ein unbeholfener junger Prinz und Achilles der starke Halbgott, dennoch werden die beiden unzertrennlich und ein Liebespaar, was in der Antike weit verbreitet war.

Gemeinsam mit Achilles wird Patroklos in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron unterrichtet. Bis beide vom Raub der Helena erfahren, dem Auslöser des Trojanischen Krieges.

Um den Raub zu rächen sind alle Helden Griechenlands aufgerufen, gegen Troja in den Kampf zu ziehen, und die griechische Königin zurückzuholen. Also auch Achilles und Patroklos.

Der Liebhaber

Dabei könnten die beiden in Madeline Millers Darstellung nicht ungleicher sein. Achilles wird als unbezwingbarer Held beschrieben, der von allen bewundert wird. Er ist stark und mutig, aber auch stolz, arrogant und unberechenbar. Patroklos hingegen wird als sanftmütig und sensibel dargestellt, eher als Künstler und Denker, denn als Krieger.

Zu einem Zeitpunkt, als die griechische Armee geschwächt ist und den Trojanern zu unterliegen droht, zieht Patroklos in Achilles Uniform in den Krieg, während der Halbgott aufgrund interner Streitereien den Einsatz verweigert.

So hält Hektor, wichtigster Kämpfer der Trojaner, ihn für Achilles und ermordet ihn brutal. Am Ende zieht Achilles dann endlich in den Krieg, rächt seinen Liebhaber und stirbt schließlich auch.

Die Achillesferse des Romans

"Das Lied des Achill" basiert auf Homers "Ilias", erzählt jedoch die Geschichte aus der Perspektive des Nebencharakters Patroklos, der im Original nur eine kleine Rolle spielt.

Dabei schreibt Miller unterhaltsamer, spannender und wesentlich einfacher als der große Homer. Kritikern wie der New York Times war dies jedoch nicht genug. Sie nannten das Buch "Fastfood". 

Denn die Liebe zwischen Patroklos und Achilles wird klischeehaft beschrieben, der kontrastreichen Beschreibung ihrer Charaktere fehlt die Tiefe. Im Vergleich des Romans mit anderen Prosaübertragungen der "Ilias" stellt sich also kein wirkliches Sättigungsgefühl ein. Aber manchmal reicht ja auch der kurzweilige Genuss.

 

Madeline Millers. Das Lied des Achilles (2020), Eisele Verlag, München, 416 Seiten, 18 Euro.

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