Eigentlich wäre es am heutigen Samstag (18. September) wieder soweit gewesen, um Punkt zwölf Uhr. Da hätte der Münchner Oberbürgermeister (OB) Dieter Reiter mit einem schmissigen "O'zapft is" das Oktoberfest eröffnet. Bis zum 3. Oktober sollte es laufen. Doch wegen Corona haben der Münchner OB und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Frühjahr entschieden, das größte Volksfest der Welt erneut abzublasen. Zum zweiten Mal in Folge. "Das Oktoberfest 2021 findet leider nicht statt", heißt es auf der offiziellen Oktoberfest-Webseite der Stadt.

Man muss kein Wiesn-Fan sein, um diese Buchstaben, wie sie da schal auf einem bunt blinkenden Oktoberfest-Foto stehen, irgendwie traurig zu finden. "Das Remmidemmi beim Anzapfen und einfach die Wiesnzeit als solche vermisse ich schon", hat OB Reiter kürzlich Reporter*innen gesagt und damit vermutlich Millionen Wiesn-Fans aus dem Herzen gesprochen.

"Oktoberfest dahoam" ist das Motto der Stunde, per Supermarkt-Prospekt wird es seit Wochen in die heimischen Briefkästen getragen. Natürlich vor allem, um das dafür angeblich nötige Equipment – Weißwürscht aus der Dose, Kaiserschmarrn für die Mikrowelle, Oktoberfest-Bier im Sixpack – unter die Leute zu bringen.

Wer sich von einem Virus nicht die Oktoberfest-Stimmung verderben lassen will:  Auch wir kommen aus aktuellem Anlass mit Tipps für die perfekte Wohnzimmer-Wiesn um die Ecke. Die Wiesn zum Sehen, Hören und Schmecken.

1. Das Oktoberfest als Historienspektakel

Das Oktoberfest ist famose Unterhaltung. Für Wiesn-Muffel gilt dies vor allem, wenn sie die Sause mit einigem Abstand genießen können. Vom Sofa aus zum Beispiel. Möglich ist das mit dem  Historienspektakel "Oktoberfest 1900", das über die ARD-Mediathek abrufbar ist. Bestes  Popcorn-Kino in Form einer TV-Serie. Mit großartigen Schauspielern wie Mišel Matičević, Martina Gedeck, Brigitte Hobmeier und Maximilian Brückner ist dies eine Art "Denver Clan" auf der Thersienwiese zu Beginn des 20. Jahrhunderts. "Oktoberfest 1900" ist übrigens vor ein paar Tagen erst mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden.

2. Das Oktoberfest in großartigen Bildern

Der Münchner Fotograf Volker Derlath ist seit 35 Jahren fast an jedem Oktoberfest-Tag auf der Theresienwiese. Das "Volksfest aller Volksfeste" erinnere ihn mit seiner unvergleichlichen Derbheit der Volksbelustigungen an das Mittelalter, sagt er. Derlath ist mit seiner Kamera mitten im Geschehen, ganz nah dran an den Menschen und hat einen feinen Blick für berührende Szenen, für die Absurdität, das Abstoßende und die Schönheit des Treibens.

Gerade ist ein neuer, prächtiger Bildband von Volker Derlath erschienen: "Oktoberfest 1984–2019". Unsere Bildergalerie zeigt eine Auswahl der Fotos:

3. Oktoberfest auf dem Teller

Ob die Wiesn nun als kulinarisches Highlight durchgeht – nun ja. Die einen sagen so. Die anderen so. Wer in der aktuell oktoberfestlosen Zeit die deftige Küche der Bierzelte vermisst, dem bietet Google jede Menge Futter.

Wie etwa den "zünftigen Kartoffel-Brathendl-Salat" aus dem Fundus der "Kartoffelmarketing GmbH". Der Clou: Bier-Dressing. Soll vermutlich so schmecken, als hätte einem der angeschackerte Sitznachbar im Bierzelt seine halbe Maß über das Essen gekippt. Und damit hätte man noch Glück gehabt. Denn da könnten auch, zurückhaltend formuliert, ganz andere Fremdstoffe auf dem eigenen Teller landen.

In diesem Sinne: Ein Prosit der Gemütlichkeit!