Die beiden "welschen Hauben" der gotischen Dom- und Stadtpfarrkirche "Zu unserer Lieben Frau" sind das unverwechselbare Wahrzeichen der Stadt München. Bis heute gilt in der bayerischen Landeshauptstadt die Bauvorschrift: Kein Gebäude innerhalb des Mittleren Rings darf höher als die Frauentürme sein.

Ihre markanten Zwiebelhauben wurden der spätgotischen Frauenkirche aber nicht etwa deshalb aufgesetzt, weil das Geld für gotische Spitztürme ausgegangen wäre. Der Bau der Hauben auf den 98,57 und 98,45 Meter hohen Türmen war technisch anspruchsvoll und nicht weniger teuer als eine "normale" Bekrönung gotischer Kirchtürme. Und: den vermeintlich welschen (also: italienischen) Hauben liegt ein "ökumenisches", die Welt und die Religionen umspannendes Missverständnis zugrunde.

Warum die Frauenkirche München Zwiebelhauben hat

Der Bau der Frauenkirche begann 1468 unter Herzog Sigismund, der Jörg von Halsbach (alias Ganghofer, † 1488) mit der Ausführung beauftragte. Halsbachs Schüler und Nachfolger ab 1488 war Lucas Rottaler. Die Hauben kamen erst 1525, mitten in der Reformationszeit auf die Türme. Und lange dachte man, sie markierten einen durch die frühe Renaissance Italiens bewirkten Geschmackswandel.

Doch immer noch ging es in Wirklichkeit um das "Himmlische Jerusalem" himmelwärts strebender gotischer Dome. Dem ihren wollten die Münchner und ihre Baumeister offenbar Hauben wie auf dem Jerusalemer Tempel aufsetzen. Denn Ende des 15. Jahrhundert machten Holzschnitte der Schedelschen Weltchronik von 1493 und die 1486 erschienene "Peregrinatio in terram sanctam" (Pilgerfahrt ins Heilige Land) des Bernhard von Breydenbach das Aussehen des Jerusalemer Felsendoms bekannt.

Wo in Münchens Wahrzeichen Judentum und Islam steckt

Der Felsendom mit seiner berühmten goldenen Kuppel gehört zur Al-Aqsa-Moschee. Im achten Jahrhundert wurde der Felsendom über einem Fels erbaut, von dem aus Mohammed in den Himmel aufgefahren sein soll. Früher befand sich hier der jüdische Tempel von König Salomo. Breydenbach jedenfalls bezeichnete seine Darstellung des Felsendoms als "Templum Salomonis" und setzte damit ein Missverständnis in die Welt, dessen Folgen an der Münchner Frauenkirche zu besichtigen sind. Sogar der achteckige Sockel der Kuppeln erinnert an den Felsendom. So kommt es dass im Wahrzeichen Münchens etwas Judentum und etwas Islam und ganz viel Jerusalem stecken.

In ihrem Inneren birgt die im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen schwer beschädigte Frauenkirche unzählige Sehenswürdigkeiten. Genannt werden sollen hier nur die Reliquien des heiligen Benno, der sagenumwobene Teufelstritt im Eingangsbereich des imposanten spätgotischen Kirchenschiffs oder die Fürstengruft im Innenraum unter dem Chor. In der ältesten Münchner Ruhestätte der Wittelsbacher befindet sich auch das Grab von Kaiser Ludwig dem Bayern (1282 - 1347), der München im Mittelalter zu einer Stadt von europäischer Bedeutung machte.

Kurzbeschreibung Frauenkirche München

Die beiden "welschen Hauben" der gotischen Dom- und Stadtpfarrkirche "Zu unserer Lieben Frau" sind das unverwechselbare Wahrzeichen der Stadt München. Bis heute gilt in der bayerischen Landeshauptstadt die Bauvorschrift: Kein Gebäude innerhalb des Mittleren Rings darf höher als die Frauentürme sein.
 
Ihre markanten Zwiebelhauben wurden der spätgotischen Frauenkirche aber nicht etwa deshalb aufgesetzt, weil das Geld für gotische Spitztürme ausgegangen wäre. Den nur vermeintlich welschen (also: italienischen) Hauben liegt ein "ökumenisches", ein die Welt und die Religionen umspannendes Missverständnis zugrunde, das nach Jerusalem führt.