Eine Sensation war Fritz Koenigs Kugel-Karyatide schon im Jahr 1971: Als weltgrößte Skulptur mit acht Metern Höhe und 20 Tonnen Gewicht reiste die Bronze von Landshut nach New York. Auf dem Vorplatz des World-Trade-Centers installiert wurde sie zu "The Sphere". 30 Jahre später, am 11. September 2001, stürzten die Zwillingstürme über der Skulptur zusammen. In den Trümmern entdeckte der Künstler seine "verletzte Skulptur" und war auch dabei, als sie wie eine Art Phönix aus der Asche wieder aufgestellt wurde.
Eine Ausstellung zum Geburtstag
Zum 100. Geburtstag des Bildhauers Koenig (1924-2017) am 20. Juni zeigt das Koenigmuseum in Landshut die erste biografische Ausstellung zu Leben und Werk des Künstlers seit Gründung des Landshuter Museums im Jahr 1998. Seine Kugel-Skulptur avancierte zum Symbol für den Schmerz und den Überlebenswillen der Stadt New York.
Im Mittelpunkt der Ausstellung im Koenigmuseum steht unter anderem die Kugel - in vielfacher Ausfertigung. Zudem werden anhand von Skulpturen und grafischen Arbeiten, Dokumenten sowie bislang noch nie gezeigten Fotografien des Künstlers seine wichtigen Lebensstationen gezeigt. So erzählen seine Werke von der Kindheit und Jugend in Landshut, seiner Zeit als Frontsoldat in Russland 1942-1945, seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München 1946 bis 1952, den Stipendienzeiten in Paris und in der Villa Massimo der deutschen Akademie in Rom, der Biennale 1958 in Venedig, der Weltausstellung in Brüssel im selben Jahr, Ausstellungen bei der Documenta in Kassel 1959 und 1964 und der Weltausstellung in Montreal 1967. Von 1964 bis 1992 lehrte Koenig als Professor an der Technischen Universität München.
Besondere Erlebnisse
Koenigs Lebenswerk, so scheint es, wird von Mahnmalen durchzogen. Sie sind vor allem nach dem Einsatz als Frontsoldat entstanden. Konzipiert hat er sie in und um Landshut, wo der Bildhauer bis zu seinem Tod 2017 auf dem sogenannten Ganslberg sein Atelier hatte. Seine Arbeiten stehen für sein Credo: "Die Wahrheit der Kunst liegt im Leid, das sie birgt." So schuf er unter anderem "Klagebalken" zur Erinnerung an die 1972 bei den Olympischen Spielen ermordeten israelischen Sportler. Später folgten Mahnmale wie das "Große Kreuz VI" für die Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau, um nur einige zu nennen. Zu sehen ist die Landshuter Schau im Koenigmuseum am Prantlgarten bis zum 31. Juli 2025. Bei "Fritz Koenig auf dem Ganslberg" ist von Juni bis Juli 2025 auch das Künstleranwesen geöffnet.
Ebenfalls eine Ausstellung in New York
Am 27. Juni öffnet auch die Ausstellung "Fritz Koenig in New York" im ehemaligen Goethe Haus, dem transatlantischen Zentrum der BRD in New York. Die Schau stellt das Thema 9/11 in kunst- und zeithistorischen Perspektiven dar. Einerseits die Entwicklung der "Großen Kugelkaryatide" im Werk von Koenig und die Transformation der Skulptur als Bestandteil des furchtbaren Ereignisses: vom Opfer zum Mahnmal für 9/11. Andererseits werden Foto- und Videoarbeiten von zeitgenössischen deutschen und internationalen Künstlern wie Reiner Leist, Andrew Mezvinsky und The Starn Twins gezeigt, deren 9/11-Dokumente Ausgangspunkte der künstlerischen Verarbeitung des Themas 9/11 seien, erläuterte Alexandra von Arnim, die Leiterin des Koenigmuseums, die als Kuratorin mitwirkte.
"Fritz Koenig in Venedig - A Century in Motion" wird am 28. Oktober gezeigt. Koenig war zweimaliger Biennale-Teilnehmer. Deshalb finde auch eine Präsentation statt zu seinem Werk während der Biennale von Venedig, der ältesten Kunstausstellung der Welt, sagte Alexandra von Arnim, die auch dort als Kuratorin mitwirkte.
Bereits auf der 29. Ausgabe der Biennale 1958 hatte Koenig im Deutschen Pavillon seinen ersten internationalen Auftritt. Die Verbindung des jungen Bildhauers zu Italien begann 1957 in Rom, wo ihn als Stipendiat der Villa Massimo das antike kulturelle Vermächtnis nachhaltig inspiriert habe. Auf der berühmten Terrasse des Deutschen Studienzentrums im Palazzo Barbarigo werde die "Biga", eines der Hauptwerke des Landshuter Künstlers, gezeigt.
Auch die Münchner Glyptothek ehrt vom 13. November 2024 bis 2. März 2025 den Künstler mit einer Ausstellung "Fritz Koenig und die Antike". In insgesamt neun Räumen werden seine Skulpturen mit Bezug zur Antike gezeigt.
Koenigs große Kugel-Karyatide hat nach 9/11 ein zweites Leben gefunden: Sie steht heute gegenüber von Ground Zero im Libertypark Manhattans. Verblüffend und visionär: Der Meister der Mahnmale fertigte bereits im Jahr 1994 eine Bild-Collage mit zerstörten Zwillingstürmen.
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